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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karasu-Basar; Karasutsas; Karat; Karatassos; Karategin; Karatheodori

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Karasu-Basar - Karatheodori.

Karasu-Basar, Stadt im russ. Gouvernement Taurien, am Fluß Karasu, an einer Felsenwand gelegen und von schönen Gärten umgeben, hat 2 griechisch-katholische, eine armenisch-gregorianische und eine römisch-kath. Kirche, 24 Moscheen und Minarets, mehrere jüdische Synagogen und (1880) 11,877 Einw., deren Zahl mit jedem Jahr abnimmt, ebenso wie der nicht unbedeutende Handel, den die Armenier hier früher mit Talg, Wolle, Leder, Früchten, Wein, Tabak und Burkas (Zirkelmäntel aus Kamelhaar) trieben. - K. ist ein sehr alter Ort, wie die im Berg Ackkai befindlichen Höhlen beweisen. Die blühendste Periode der Stadt war unter der Herrschaft der Genuesen, von welchen sie im 15. Jahrh. in die Hände der Tataren überging. Nachdem die Krim Rußland einverleibt worden, ward K. zur Hauptstadt derselben bestimmt, diese jedoch nach fünf Jahren (1784) nach Simferopol verlegt. Bemerkenswert ist der Tasch-Chan, ein mit einer 13 m hohen Steinmauer umgebenes, festungsartiges Kaufhaus.

Karasutsas, Joannes, neugriech. Dichter, geb. 9. Juli 1824 zu Smyrna, gab frühzeitig durch die Gedichtsammlungen: "Lyra" (1839) und "Musa thelazusa" (1840) Proben seiner Begabung. Nachdem er seine Studien auf der Universität in Athen vollendet, wurde er 1850 Professor am Gymnasium in Nauplia, 1852 nach Athen versetzt, schied nach zehn Jahren aus dem Staatsdienst und starb 3. April 1873 durch Selbstmord. Weitere Dichtungen von ihm sind: "Eothinai melodiai" ("Morgenklänge", 1846); "Poietikon apaithioma" ("Poetische Blumenlese", 1849); "Barbitos", Gedichtsammlung (Athen 1880), und "Kleonike", erzählendes Gedicht (das. 1868). K.' Poesie hat bei aller Anmut, die sie auszeichnet, einen durchaus ethisch-patriotischen, daher männlichen Charakter, der durch die Reinheit und Mannigfaltigkeit der Form noch gehoben wird.

Karat (eigentlich Kuara), der getrocknete Schotenkern des Johannisbrots oder der Karube (Ceratonia siliqua L., griech. kerátion, arab. charub), womit man in Afrika das Gold, in Ostindien die Diamanten zu wiegen pflegte. Auch in Deutschland wurden die Feinheitsgrade des legierten Goldes bis auf die neueste Zeit nach Karaten, d. h. Vierundzwanzigsteln, bestimmt. Eine Goldmünze, welche 18 K. hielt, war demnach eine Goldlegierung, worin 18/24 = ¾ des Gewichts Gold, die übrigen 6/24 = ¼ andres Metall, gewöhnlich Kupfer, waren. Man teilte das K. in 12 Grän. Diese Feinheitsbestimmung, das sogen. Probiergewicht, war nur ideell, indem die Karate eben nur das Verhältnis zwischen dem Rauhgewicht (Schrot) und dem Feingewicht bezeichneten als Zähler eines Bruches, dessen Nenner stets 24 war. Als Einheit gebrauchte man gewöhnlich die Mark, welche man in 24 K. teilte. Die Feinheit der Goldmünzen wird jetzt nach Tausendsteln bestimmt, und Gold von 18 K. ist gleich solchem von 750 Tausendsteln oder ¾ Gold und ¼ Zusatz. In England ist nominelle Einheit für die Feinheitsbestimmung des Goldes das Troypfund zu 24 K. (carats), und das K. teilt sich in 4 Grän (grains) à 4 Quarts. Karatierung ist beim Gold s. v. w. Legierung, s. Goldlegierungen. K. ist auch die Einheit der Juwelengewichte und als solche allenthalben fast von gleicher Schwere. Man teilt das K. entweder in einer Halbierung bis 1/64 oder auch in 4 Grän. Am verbreitetsten sind das holländische Juwelenkarat, = 20,589 Zentigramm, und das englische, = 20,530 Zentigr.; das preußische Juwelenkarat ist = 20,554, das österreichische = 20,608, das französische = 20,587 Zentigr.

Karatassos, Held der griechischen Freiheitskämpfe, geb. 1766 zu Dobra (Makedonien), war 1790-1821 Armatol von Südmakedonien und begünstigte als solcher thunlichst die Vorbereitungen zum Befreiungskrieg. Im Frühjahr 1822 trat er offen gegen die türkische Herrschaft auf, ward Heerführer und kämpfte in dem befestigten Nausa gegen türkische Übermacht, wobei sein hoffnungsvoller Erstgeborner den Heldentod fand, die Gattin mit drei andern Kindern in Sklaverei geriet. K. mit zwei Söhnen schlug sich nach Missolunghi durch und kämpfte bis 1830 als General stets unbesiegt bei Peta, auf Euböa, Skiathos, Schoinolacka und Thermopylä. Ruhmbedeckt starb er 21. Jan. 1830 in Naupaktos. - Nicht immer wird von ihm unterschieden sein zweiter Sohn, Demetrius Tsiamis K., geb. 1798, während der Freiheitskriege Genosse aller Kämpfe seines Vaters, dann erster Adjutant des Königs Otto, seit 1856 Statthalter von Argolis. Er kommandierte die Aufständischen 1841 und 1854 in Makedonien und starb 1861 in Belgrad auf einer Rundreise zur Vorbereitung eines allgemeinen Aufstandes gegen die Türken. Sein und seines Vaters Leben beschrieb N. Philippides (Athen 1879).

Karategin, Landschaft in Zentralasien, der östlichste Teil des Chanats Bochara, zwischen der Hissar- und Serafschankette im N. und der Darwaskette im S., von Zuflüssen des Amu Darja durchzogen, grenzt im N. und O. an das russische Ferghanagebiet, im S. an Darwas und im W. an Hissar. Der bedeutendste Fluß ist der aus dem Alaigebirge kommende und das Land von O. nach W. durchschneidende Surch-Ob (rotes Wasser), an dessen rechtem Ufer die Residenz des Schahs, Garm (Harm), mit 300 Höfen liegt. Der am dichtesten bevölkerte Teil von K. liegt 2000 m ü. M. und hat ein rauhes, schneereiches Klima. Der Winter beginnt Mitte Oktober und dauert bis Mitte Mai, mit einer Temperatur bis gegen -40° R. Die Vegetation ist eine äußerst üppige: Nußbäume, Ahorne, Ebereschen, Apfel- und Birnbäume wachsen an den Abhängen der Berge; in den Fruchtgärten: Maulbeerbäume, Aprikosen-, Pfirsich-, Kirsch-, Apfel- und Nußbäume. Selbst Weintrauben findet man hier und da. Ackerbau und Viehzucht sind die Erwerbszweige der Bewohner (Tadschik und Kara-Kirgisen). - Über die Geschichte ist sehr wenig bekannt. Bis 1868 soll K. vollkommen unabhängig gewesen sein und unter der oligarchischen Verwaltung eines Schahs aus den Nachkommen Alexanders von Makedonien gestanden haben. 1868 versuchte der unabhängige Regent des Kuljab, Sary-Chan, ein Schutzbündnis gegen den Emir von Bochara abzuschließen. Der damalige Schah Musafar ging darauf nicht ein und wurde infolgedessen von Sary-Chan, der in K. einbrach, gefangen genommen. Letzterer, gezwungen durch einen Angriff des Emirs von Bochara, nach Kuljab zurückzukehren, setzte den gefangenen Schah Musafar als seinen Regenten in K. ein. Später (1870) wurde K. von chokandischen Truppen eingenommen und Musafar-Schah als Kriegsgefangener Chudajar-Chan übergeben, bis Bochara wieder seine Ansprüche auf das Land geltend machte. 1877 wurde K. vollständig von Bochara abhängig, erhielt von dort einen Bek und wird jetzt vollständig als Provinz von Bochara verwaltet.

Karatheodori, Alexander (Iskender Pascha), türk. Staatsmann, geb. 20. Juli 1833 zu Konstantenopel aus einer angesehenen griechischen Familie des Fanar, wurde erst in Konstantinopel, dann in Paris ausgebildet, trat in den diplomatischen Dienst der