Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karamsin; Kara Mustafa; Karanos; Karanowatz; Karánsebes; Karapanos; Karapatöl; Karasi; Karasin; Karasu

501

Karamsin - Karasu.

Essigkouleur mit kohlensaurem Ammoniak) gekocht wird, bis er sich in eine dunkelbraune, sich aufblähende Masse verwandelt hat, und dann vorsichtig mit Wasser vermischt wird. Vgl. Aßmuß, Die Fabrikation der Zuckerkouleur (Berl. 1866).

Karamsin, Nikolai Michailowitsch, der berühmteste russ. Geschichtschreiber, geb. 12. Dez. 1765 zu Michailowka im Gouvernement Orenburg, erhielt seine Bildung in Moskau, trat sodann zu Petersburg in Militärdienste, verließ aber dieselben bald wieder, um sich den Wissenschaften zu widmen. Nachdem er mit seinen "Blättern für Kinderlektüre" und "Lektüre der Kinderschriften" (Mosk. 1785-89, 2 Bde.) als Schriftsteller aufgetreten, unternahm er 1789 eine Reise durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich und kehrte 1791 nach Moskau zurück, wo er zunächst mit andern das "Moskauische Journal" (1791-92) begründete, dann die "Aglaja" (1794-95, 2 Bde.; deutsch von Biedenfeld, Leipz. 1819), eine Sammlung romantischer und historischer Erzählungen, "Meine Bagatellen" (1794-98), eine Sammlung seiner kleinern poetischen und prosaischen Arbeiten, und die "Briefe eines reisenden Russen" (Mosk. 1797 bis 1801, 6 Bde.; deutsch von Richter, Leipz. 1802, 6 Bde.) veröffentlichte. Es folgten die "Aeonidae" (Mosk. 1799), eine Sammlung von Gedichten, das "Ausländische Pantheon" (1798), eine Art Litteraturzeitung, und das "Pantheon russischer Autoren" (1801). Im J. 1803 zum Reichshistoriographen und Hofrat ernannt, arbeitete er seitdem ununterbrochen an seinem Hauptwerk, der "Geschichte des russischen Reichs" (Petersb. 1816-29, 11 Bde., von denen der letzte von Bludow vollendet ist; 5. Aufl., das. 1840-45; dazu Register von Strojew, das. 1836), einem bis jetzt insbesondere in Bezug auf die Form unübertroffenen Nationalwerk, zu dessen Abfassung der Staat ihm alle Archive öffnete, und dessen Druck der Kaiser mit einer namhaften Summe unterstützte. Die beste Übersetzung ist die französische von Saint-Thomas und Jauffret, von K. selbst durchgesehen (Par. 1819-20, 8 Bde.); eine deutsche Übertragung, nach der zweiten Originalausgabe, erschien Leipzig 1820-33, 11 Bde. Karamsins Werk selbst reicht nur bis 1611. Ein für den Kaiser Alexander I. 1811 verfaßtes "Memoire über das alte und neue Rußland" zeugt von einer gewissen Beschränktheit und von tendenziöser Voreingenommenheit gegen die Ideen des Fortschritts. K. starb 3. Juni 1826 in Zarskoje Selo. Sein litterarischer Nachlaß erschien 1862 in Petersburg. Zu Simbirsk ward ihm 1845 ein Denkmal gesetzt. Vgl. die Biographie von Pogodin (Mosk. 1865, 2 Bde.).

Kara Mustafa, Großwesir, Sohn eines Spahi, ward von Mohammed Köprili erzogen und befördert, auch zum Schwiegersohn erwählt, kämpfte mit diesem 1667-69 auf Kreta, folgte 1676 seinem Schwager Achmed Köprili als Großwesir, führte dann mit Polen Krieg, schloß Sobieski am Dnjestr ein, machte aber 1680 Frieden. Nachdem er sich mit einer Tochter Mohammeds IV. vermählt, unternahm er 1682, um Tököly als Vasallenkönig von Ungarn einzusetzen, mit einem großen Heer einen Kriegszug gegen Kaiser Leopold I. und drang langsam bis Wien vor, das er vom Juli bis September 1683 belagerte. Da er dasselbe aber nicht erstürmen ließ, um nicht die Beute mit dem Heer teilen zu müssen, und 12. Sept. die große Niederlage am Kahlenberg erlitt, sodann auf dem fluchtähnlichen Rückzug nach Belgrad bei Parkany noch eine Schlacht verlor, wurde er 25. Dez. 1683 auf Befehl des Sultans in Belgrad erdrosselt.

Karanos (Caranus), nach der griech. Sage ein Heraklide, aus dem Geschlecht des Temenos, welcher im 8. Jahrh. v. Chr. von Argos nach Makedonien zog, sich in den Besitz des Landes setzte, die Hauptstadt Ägä gründete und der Stifter des makedonischen Königshauses wurde.

Karanowatz, Flecken im Königreich Serbien, Kreis Tschatschak, am Ibar, mit 2234. Einw., Sitz des Bischofs von Uschitza und des Bezirkshauptmanns.

Karánsebes (spr. karanschebesch), Stadt an der Temes, Hauptort des ungar. Komitats Krassó-Szörény, Station der Temesvár-Orsovaer Bahnlinie und Sitz eines griechisch-orientalischen Bischofs, mit (1881) 4764 rumänischen und deutschen Einwohnern, Weinbau, Handel und Gerichtshof. Nordöstlich der Eiserne Thor-Paß und das Dorf Ruszka mit bedeutendem Silber-, Blei- und Kupferbergwerk.

Karapanos, Konstantin, griech. Archäolog, geb. 13. März 1840 zu Arta in Epirus als Sohn eines sehr reichen Gutsbesitzers, machte seine Studien zu Famina, Korfu und Athen, erwarb hier 1861 den juristischen Doktorgrad, ward alsbald der türkischen Gesandtschaft zu Paris beigegeben, fungierte später als Generalsekretär der Société générale del 'Empire ottoman, gründete dann ein Bankgeschäft, widmete sich aber seit 1876 ausschließlich archäologischen Studien. Er nahm auf seinen ausgedehnten Besitzungen Ausgrabungen vor, deren Ergebnis die Entdeckung der Ruinen von Dodona war. Eine Reihe der gefundenen Kunstgegenstände war 1878 in Paris ausgestellt. Er selbst beschrieb seine wichtige Entdeckung in einem größern Werk: "Dodone et ses ruines" (1878, 2 Bde.), und wurde zum Mitglied der archäologischen Gesellschaften zu Paris und Berlin ernannt.

Karapatöl, purgierend wirkendes Öl aus den Samen von Swietenia Mahagoni.

Karasi, ein 1884 organisiertes türk. Wilajet in Kleinasien, umfaßt die Mitte des alten Mysien nebst der europäischen Halbinsel Gallipoli (dem Thrakischen Chersones) und erstreckt sich landeinwärts nach S. bis zum Erigöz-Dagh, in der Nähe des alten Ankyra. Hauptstadt ist Balikesri.

Karasin, Nikolai Nikolajewitsch, russ. Belletrist und Zeichner, geb. 1842, wurde im Moskauer Kadettenkorps erzogen, trat nach Ablauf der Studienzeit als Offizier in die Armee, kämpfte 1863-64 gegen die aufständischen Polen, ließ sich darauf in die turkistanische Armee versetzen und machte dort 1865-71 mit Auszeichnung alle Feldzüge mit. Während seines Aufenthalts in Turkistan entwickelte sich sein Talent für Skizzenmalerei, und er nahm endlich seinen Abschied, um sich ganz der Thätigkeit eines Illustrators zu widmen. Seitdem hat K. bei allen russischen Feldzügen in Zentralasien als Korrespondent und Zeichner für russische wie ausländische illustrierte Blätter fungiert. Außerdem ist K. ein talentvoller belletristischer Schriftsteller. Die bis jetzt von ihm erschienenen Romane und Erzählungen: "An der fernen Grenze Rußlands", "Auf der Jagd nach Gewinn", "Im Schilfrohr" etc. zeugen von einer lebhaften Phantasie, die den eigentümlichen Scharfblick des Dichters für die besondere Gefühls- und Anschauungswelt der asiatischen Völkerschaften trefflich ergänzt und interessante Kulturbilder mit charakteristisch ausgeprägtem Kolorit zu Tage förderte.

Karasu ("Schwarzwasser"), Name mehrerer Flüsse in der Türkei und in andern von türkisch-tatarischen Volksstämmen bewohnten Ländern. Am bedeutendsten ist der K. oder Struma (s. d.).