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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karl

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Karl (deutsche Kaiser: K. V.).

rerum germanicarum", Bd. 1 (Stuttg. 1843; deutsch von Ölsner, Leipz. 1885); Pelzel, Geschichte Kaiser Karls IV. (Prag 1780, 2 Bde.); Werunsky, Geschichte Kaiser Karls IV. und seiner Zeit (Innsbr. 1880 ff., 4 Bde.); Huber, Die Regesten des Kaiserreichs unter Kaiser K. IV. (das. 1877); Friedjung, Kaiser K. IV. und sein Anteil am geistigen Leben seiner Zeit (Wien 1876); Gottlob, Karls IV. private und politische Beziehungen zu Frankreich (Innsbr. 1883).

6) K. V., deutscher Kaiser und (als K. I.) König von Spanien, ältester Sohn Philipps, des Erzherzogs von Österreich, und Johannas, der Erbtochter des Königs Ferdinand von Aragonien und seiner Gemahlin Isabella von Kastilien, geb. 24. Febr. 1500 zu Gent, wurde unter der Aufsicht seiner Tante, der Erzherzogin Margarete, in den Niederlanden erzogen. Nach dem Tod seines Vaters (1506) ward er Herr der Niederlande; 1515 wurde er großjährig erklärt; 1516 nach Ferdinands Tod fiel ihm die spanische Erbschaft zu, da seine Mutter Johanna geisteskrank und zur Regierung unfähig war. Seine Ausbildung hatte er erhalten von Wilhelm von Croy, Herzog von Chièvres, und dem Utrechter Priester Hadrian Floriszoon (dem nachmaligen Papst Hadrian VI.). 1517 ging er mit niederländischem Gefolge nach Spanien. Er und seine Günstlinge erregten dort großen Unwillen, schon 1518 gab es ernstliche Reibungen mit den Cortes; ehe sie geschlichtet waren, kehrte K. 1520 nach den Niederlanden zurück, worauf 1521 der sogen. Aufstand der Communeros ausbrach, der erst 1522 unterdrückt wurde. K. war nämlich 28. Juni 1519 von den deutschen Kurfürsten in Frankfurt a. M. zum Kaiser erwählt worden und wurde nun 22. Okt. 1520 in Aachen gekrönt. In der ihm auferlegten Wahlkapitulation vom 3. Juli 1519 hatte er unter anderm auch die Errichtung eines Reichsregiments während seiner voraussichtlich öftern Abwesenheit von Deutschland versprochen. Zu diesem Zweck berief er im Januar 1521 einen Reichstag nach Worms. Auf diesem traf er auch eine für seine ganze Regierung bedeutungsvolle Entscheidung: er nahm Partei gegen die von Luther erstrebte Kirchenreform. K. war ein fanatischer Katholik, der sich zwar nicht verbarg, daß in der Kirche manches schlecht genug bestellt war und der Besserung bedurfte, auch entschlossen, eine solche Besserung herbeizuführen, dem aber eine so radikale Veränderung, wie sie die deutschen Protestanten erstrebten, nicht nach seinem Sinn war. Auf dem Wormser Reichstag wurde unter Karls persönlicher Teilnahme Luther als Ketzer in die Acht gethan und durch das Wormser Edikt vom 8. Mai die Unterdrückung seiner Lehre befohlen. Noch 1521 brach der Krieg mit Franz I. von Frankreich, der durch Karls Übermacht ernstlich bedroht war, über die Herrschaft in Italien aus. Der Papst Leo X., durch Luthers Verurteilung gewonnen, und fast alle Staaten Italiens, selbst Heinrich VIII. von England, traten auf Karls Seite. Der Kampf wurde in Italien eröffnet; Mailand ward 1521 den Franzosen entrissen, die 1522 nach der Niederlage ihres Feldherrn Lautrec bei Bicocca Italien ganz räumen mußten. K. entwarf hierauf mit seinen Verbündeten den Plan, ganz Frankreich zu erobern und sich in die Beute gemeinschaftlich zu teilen. Er ließ deshalb sein Heer in Frankreich einfallen, und wesentlichen Nutzen gewährte ihm der Übertritt des Connetables Karl von Bourbon auf seine Seite. Schon belagerte das kaiserliche Heer Marseille, als es von Franz zum Rückzug nach Italien gezwungen wurde; hier erlitten aber die französischen Waffen eine neue Niederlage bei Pavia (24. Febr. 1525), Franz selbst fiel in Gefangenschaft, wurde nach Spanien gebracht und mußte in dem ungünstigen Frieden zu Madrid (14. Jan. 1526) auf Italien verzichten und Burgund zurückzugeben versprechen. Aber sofort nach seiner Freilassung erhob er aufs neue die Waffen und fand bereitwillige Genossen gegen die drohende Übermacht des Kaisers. Papst Clemens VII. schloß 1526 ein Bündnis mit den Hauptstaaten in Italien sowie mit König Franz gegen K. Die kaiserlichen Truppen drangen hierauf in Italien ein, zogen gegen Rom und erstürmten und plünderten die Ewige Stadt 6. Mai 1527; der Papst hielt sich in der Engelsburg eingeschlossen und entkam erst 1528 aus Rom. Nun erklärten Frankreich und England 1528 dem Kaiser den Krieg; eine französische Armee unter Lautrec eilte dem Papst zu Hilfe, drang bis an die neapolitanische Grenze vor und belagerte Gaeta, mußte aber, als Andrea Doria, der Admiral von Genua, zum Kaiser überging, unverrichteter Sache abziehen. Ein zweites französisches Heer, das im Sommer 1528 in Italien erschien, ward ebenfalls zurückgeworfen, und der darauf folgende Friede von Cambrai (1529) war daher für Franz wiederum ein sehr ungünstiger. 1529 reiste K., nachdem er 29. Juni in Barcelona sich mit dem Papst vertragen hatte, aus Spanien durch Italien nach Deutschland; er ließ sich noch unterwegs von Clemens VII. 24. Febr. 1530 in Bologna zum Kaiser krönen.

Die französischen und italienischen Angelegenheiten hatten ihn bis dahin so in Anspruch genommen, daß er in die deutschen Zustände noch nicht hatte eingreifen können; 1530 schickte er auch dazu sich an. Die Reformation hatte inzwischen große Fortschritte in Deutschland gemacht, durchaus gegen den Willen des Kaisers, an dessen Absetzung sogar die Fürsten gedacht hatten, als er das Reichsregiment auflöste; der Sieg von Pavia hatte aber diesen Plan gehindert. Wiederholt hatte K. an Vollstreckung des Wormser Edikts gemahnt, aber ohne Erfolg, auch die Beschlüsse des zweiten Speierer Reichstags gegen die Reformation waren fruchtlos geblieben; jetzt gedachte er ernstlich einzuschreiten. Von den ungarischen Angelegenheiten und einem Einfall der Türken beunruhigt, besonders aber um dem umsichgreifenden Protestantismus entgegenzuwirken, schrieb K. auf 1530 einen Reichstag nach Augsburg aus; hier überreichten ihm die Protestanten ihr Glaubensbekenntnis (s. Augsburgische Konfession), stießen aber auf seinen entschiedenen Widerspruch. Im Reichsabschied befahl K. den Protestanten unter scharfen Drohungen die Rückkehr zur katholischen Kirche. Er trug bei dem Papst auf ein allgemeines Konzil an, ebenso um den Protestantismus zu unterdrücken, wie um eine Kirchenverbesserung nach seinem Sinn einzuführen; gleichzeitig aber war er entschlossen, die Widerstrebenden mit Gewalt zum Gehorsam zu bringen. Aber weder 1530 noch 1531 gestattete ihm seine Lage, diesen Entschluß auszuführen; ja, 1532 war er gezwungen, den Protestanten Konzessionen zu gewähren: es kam der erste Nürnberger Religionsfriede zu stande. Mit einer Armee von 80,000 Mann brach der Kaiser hierauf 1532 nach Ungarn gegen die Türken auf und nötigte sie zum Rückzug. Dann kehrte er durch Italien nach Spanien zurück. Unausgesetzt drohte ihm ein neuer französischer Krieg; unwiderstehlich verbreitete sich in Deutschland der Protestantismus, und der Papst war in keiner Weise zur Berufung des Konzils zu bewegen. 1535 unternahm K. einen Zug wider die unter dem Schutz der Pforte an der afrikanischen Küste sich bildenden Raubstaaten, erstürmte