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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karl

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Karl (Preußen, Rumänien, Sachsen-Weimar).

und prachtliebend, hielt er einen sehr verschwenderischen Hof, pflegte die Künste und Wissenschaften, wurde aber von Mätressen und Jesuiten geleitet, stand in französischem Sold und bedrückte seine protestantischen Unterthanen durch jesuitische Intoleranz. Um seine natürlichen Kinder von der Schauspielerin Seyffert, Gräfin Heideck, zu Fürsten von Bretzenheim erhoben zu sehen, wollte er einen großen Teil Bayerns an Österreich abtreten und gab dadurch 1778 Anlaß zum Bayrischen Erbfolgekrieg (s. d.). Einen Austausch Bayerns gegen Belgien, wozu er sich später geneigt zeigte, vereitelte 1785 der Fürstenbund. 1796 mußte er bei Annäherung der französischen Armee unter Moreau für einige Zeit nach Dresden fliehen; er starb 16. Febr. 1799. Vermählt war er seit 1795 in zweiter kinderloser Ehe mit Maria Leopoldine von Österreich. Bayern fiel mit seinem Tod an den Herzog von Pfalz-Zweibrücken, nachherigen König Maximilian I. von Bayern. Vgl. Lipowsky, K. Th., Kurfürst von Pfalz-Bayern (Münch. 1828).

[Preußen.] 43) Prinz von Preußen, dritter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III. und Bruder des deutschen Kaisers Wilhelm I., geb. 29. Juni 1801, war seit 1853 Herrenmeister des Johanniterordens und seit 1854 Generalfeldzeugmeister und Chef der Artillerie. Er starb 21. Jan. 1883 und hinterließ wertvolle Kunstschätze, namentlich eine ausgezeichnete Waffensammlung, die der Ruhmeshalle in Berlin einverleibt ist. Er war vermählt seit 26. Mai 1827 mit der Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar (geb. 3. Febr. 1808, gest. 18. Jan. 1877).

[Rumänien.] 44) K. (Carol) I., König von Rumänien, geb. 20. April 1839, als Prinz K. Eitel Friedrich Zephyrin zweiter Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern (s. oben 30), trat 1857 als Leutnant in das preußische 2. Gardedragonerregiment und wurde 20. April 1866 nach Vertreibung des Fürsten Cusa zum Fürsten von Rumänien erwählt. Am 20. Mai 1866 erschien er unerwartet und fast ohne jegliche Begleitung in Turn-Severin auf rumänischem Boden, um von der ihm dargebotenen Herrschaft Besitz zu ergreifen, denn die Feindseligkeit Österreichs hatte ihn gezwungen, heimlich und in Verkleidung zu reisen. Am 22. Mai hielt K. bereits seinen feierlichen Einzug in Bukarest. Auch die Mächte gaben endlich zu seiner Thronbesteigung ihre Zustimmung; die Türkei, mit ihrem Einspruch allein stehend, fügte sich, und der Sultan erteilte K., welcher selbst nach Konstantinopel reiste, die Investitur. Größere Schwierigkeiten hatte er im Innern zu besiegen. Die Zuchtlosigkeit der Armee, die Unzuverlässigkeit der Beamten, die große Finanznot, endlich die Anmaßung der Rumänen, ihre Parteizerklüftung und politische Korruption legten K. die größten Hindernisse in den Weg, welche er nur allmählich durch unablässige Arbeit und größte Geduld überwinden konnte. Dazu kamen die Sympathien des Volkes für Frankreich, welche namentlich 1870 dem Fürsten gefährlich wurden. Indes gelang es K., allmählich ein tüchtiges Heer zu bilden, das Schulwesen zu heben, den Bau von Eisenbahnen zu fördern, und als er 1871, des fortwährenden Ministerwechsels und der ewigen Klagen und Vorwürfe in der Kammer überdrüssig, mit Abdankung drohte, erreichte er auch, daß die konservative Partei sich endlich aufraffte, eine feste Majorität in der Kammer sich verschaffte und K. in seiner Regierung durch ein beständigeres Ministerium unterstützte. 1877 im russisch-türkischen Krieg befehligte K. die rumänischen Truppen und erhielt 31. Aug. das Kommando über die ganze Zernierungsarmee vor Plewna. Die rumänische Armee bewies hier die großen Fortschritte in der militärischen Schulung, die sie K. verdankte, was dessen Popularität vermehrte. Nachdem er 1878 als souveräner Fürst anerkannt worden, ward er 26. März 1881 zum König proklamiert und 22. Mai in Bukarest gekrönt. K. ist seit 15. Nov. 1869 in kinderloser Ehe mit der Prinzessin Elisabeth von Wied (geb. 29. Dez. 1843, als Dichterin unter dem Namen Carmen Sylva bekannt, s. Elisabeth 10) vermählt; zu seinem Nachfolger ist sein Neffe, Prinz Ferdinand von Hohenzollern, bestimmt.

[Sachsen-Weimar.] 45) K. August, Sohn des Herzogs Ernst August Konstantin, geb. 3. Sept. 1757, kam, da bei seines Vaters Tod (28. Mai 1758) seine Mutter Amalie selbst noch minderjährig war, unter die Vormundschaft seines Großvaters, des Herzogs Karl von Braunschweig-Lüneburg. K. August entfaltete unter Leitung seiner geistvollen Mutter, des Grafen Görtz, Wielands und Knebels früh die reichsten Anlagen des Geistes und Herzens. Auf einer Reise nach Paris und der Schweiz 1774 lernte er Goethe kennen, mit dem ihn sofort eine enge Freundschaft verband. Als er 1775 die Regierung übernommen und sich mit der Prinzessin Luise von Hessen-Darmstadt vermählt hatte, rief er den Dichter an seinen Hof. Der Herzog blieb für geistige Einflüsse sehr empfänglich; wenn er auch nicht selbst sich poetischer Produktion zuwandte, so schrieb und sprach er doch gern und mit großer Leichtigkeit. Nie vergaß er aber über der Poesie den Zweck seines Lebens, die Regierung seines Landes und seine Pflichten als deutscher Reichsfürst. Eifrig sorgte er für die Blüte der Wissenschaft und zog die frischesten Lehrkräfte nach Jena. An der Gründung des Fürstenbundes 1785 nahm er eifrigen Anteil, und weil er auf den preußischen Staat seine Hoffnungen für eine Reform der deutschen Reichsverfassung und eine Wiedergeburt Deutschlands setzte, trat er 1791 in die preußische Armee, machte als Generalmajor die Feldzüge gegen Frankreich 1792 und 1793 mit und ward 1797 Generalleutnant. 1806 führte er, nachdem er während der Entscheidungsschlachten im Oktober müßig bei Ilmenau hatte stehen müssen, sein Korps über die Elbe, leistete erst, als Friedrich Wilhelm III. selbst ihn des Dienstes entließ, dem Gebot Napoleons I., nach Weimar zurückzukehren, Folge und schloß sich, um sich seine Herrschaft zu erhalten, dem Rheinbund an. Obwohl er seine deutsche Gesinnung nie verleugnete, vielmehr bei verschiedenen Gelegenheiten bethätigte, begegnete Napoleon I. K. August doch stets mit hoher Achtung. Nach der Schlacht bei Leipzig trat K. August in russischen Dienst und kommandierte ein aus Russen, Sachsen und Hessen vereinigtes Korps in Belgien, wo er zugleich Statthalter wurde. Auf dem Kongreß in Wien erhielt er eine Vergrößerung seines Gebiets und kehrte als Großherzog nach Weimar zurück. Auch am Feldzug von 1815 nahm er teil. 1816 gab er seinem Land eine landständische Verfassung, und die Preßfreiheit sowie die freie Entwickelung der akademischen Verhältnisse in Jena schützte er, solange er es gegen die deutschen Großmächte konnte. Sein Regierungsjubiläum 1825 zeigte recht deutlich seine große Popularität. Weimar verdankt es ihm, daß es der Schauplatz der glänzendsten Zeit der deutschen Litteratur und die Heimat der berühmtesten Dichter geworden ist. K. August starb 14. Juni 1828 auf der Rückreise von Berlin in Graditz bei Torgau. Vgl. Wegele, K. August (Leipz. 1850); Schöll, Karl-August-Büchlein (Weim. 1857); Droysen, K. August und die Politik (Jena 1857); Düntzer, Goethe