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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karnowitsch; Kärnten

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Karnowitsch - Kärnten.

Kardinal (nach andern den Landsknecht) darstellte. Daher karnösseln, dieses Spiel spielen, auch s. v. w. puffen, schlagen, durchprügeln.

Karnowitsch, Jewgenij Petrowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 28. Okt. (alten Stils) 1823 in der Nähe von Jaroslaw, erhielt seine Erziehung zu St. Petersburg, kam 1845 als Lehrer der griechischen Sprache an das Gymnasium zu Tula, 1850 nach Wilna als Chef der Kanzlei des dortigen Lehrbezirks und verließ endlich 1857 den Staatsdienst. Seitdem hält sich K. in St. Petersburg auf, wo er mehrere Ehrenämter bekleidet. Seine litterarische Thätigkeit begann er 1857 mit den Erzählungen: "Warenka Tschenzowa", "Glücksstrahlen", "Die Erbschaft Kruschichins" etc.; später wandte er sich historischen Untersuchungen zu ("Skizzen des alten Lebens in Polen", "Die Bedeutung der Herrschaft Birons", "Über die Teilnahme Rußlands an der Befreiung der Christen vom türkischen Joch", "Dreihundertjährige Beziehungen zwischen Rußland und England", "Der Cäsarewitsch Konstantin Pawlowitsch" u. a.). Endlich hat K. auch einige historische Romane und novellistische Monographien veröffentlicht, wie: "Liebe und Krone" (mehrfach übersetzt), "Die Malteserritter in Rußland", "Aus der Höhe und im Thal", "Prätendentenkinder", "Rätselhafte Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts", die sich durch sorgfältige kulturhistorische Schilderungen auszeichnen.

Kärnten (hierzu Karte "Kärnten"), österreich. Kronland, grenzt nördlich an das Herzogtum Salzburg und an Steiermark, östlich an Steiermark, südlich an Krain, die Grafschaft Görz und an Friaul, westlich an Tirol und hat einen Flächengehalt von 10,328 qkm (187,6 QM.). K. ist größtenteils Gebirgsland mit langgestreckten, durch hohe Gebirgszüge abgegrenzten Thälern, welche sich nur im Innern zu größern Ebenen erweitern. Das Drauthal durchzieht das Land in seiner größten Länge von W. nach O. und scheidet die Gebirge desselben in zwei große Gruppen, von denen die nördlich gelegene den Zentralalpen, die südliche den südlichen Kalkalpen angehört. Die erstere umfaßt im W. die zur hohen Tauernkette gehörigen Gruppen des Großglockner (3796 m hoch), des Hochnarr (3259 m), des Ankogel (3253 m) und des Hafnerspitz (3093 m), des letzten Gletschers der Mittelalpen, im O. einen Teil der Kärntnisch-Steirischen Alpen mit dem Königsstuhl (2489 m); im O. folgen, durch tiefe Senken getrennt, die Gruppen der Saualpe (2073 m) und Koralpe (2137 m). Auf Seitenästen und im Innern des Landes erheben sich das Petzeck (3277 m) und die Kreuzeckgruppe (3510 m). Die Gebirge im S. heißen an der venezianischen Grenze die Karnischen Alpen (s. d.), mit der Vorkette der Gailthaler Alpen, an der Grenze von Krain die Karawanken (s. d.). Diese südlichen Gebirgsketten enthalten Gipfel von 2000-2700 m Höhe. Hier sind als fahrbare Übergänge zu bemerken: der Pontafelpaß (784 m), der Predil (1165 m hoch), die Übergänge von Weißenfels und Wurzen (1044 m), der Loiblpaß (1355 m), der Seeberg (1205 m). Die Saumwege über die Tauern sind das Hochthor, der Naßfeldtauern (2202 m) und die Arlscharte. Über den Katschberg (1604 m) führt eine gebahnte Straße. Die Ebenen (Zollfeld, Krapffeld, Lurnfeld) sind nur klein, die Thäler nur selten bedeutend erweitert (Lavantthal, Rosenthal, Jaunthal). Der bedeutendste Fluß ist die Drau, welche von Oberdrauburg bis Unterdrauburg (163 km) das Land durchfließt und zum Flößen benutzt wird. Die meisten Zuflüsse erhält sie auf der linken Seite: die Möll (vom Großglockner), die Lieser, die Gurk mit der Glan, die Lavant; auf der rechten die Gail. Unter den Seen gilt der Millstätter See für den schönsten; der Wörther See wird von Dampfern befahren; außerdem sind der Ossiacher, der Weißen- und der Faaker See zu bemerken. Alle liegen in Längenthälern, was sie vor den übrigen Alpenseen auszeichnet. Unter den Mineralquellen sind bekannt die Sauerbrunnen von Vellach, südlich von Kappel, St. Leonhard und Preblau im Lavantthal, das Warmbad bei Villach u. a. K. ist ein eigentliches Alpenland und hat im N. und NW. ein ziemlich rauhes Klima. Unterkärnten (d. h. der östliche und südöstliche Teil) ist milder; am wärmsten ist das Lavantthal, wo selbst feinere Obstsorten gedeihen. Die mittlere Temperatur in Klagenfurt beträgt 7,5° C., die mittlere Temperatur des Juli erhebt sich bis 18,8° C., die des Januar sinkt auf -6,0° C. Der Niederschlag ist bedeutend (99 cm), die mittlere Zahl der Gewitter 25.

Die Bevölkerung von K. belief sich im Jahr 1869 auf 337,694, im Jahr 1880 auf 348,730 Einw., zeigt demnach eine sehr langsame Zunahme (jährlich 0,29 Proz.). Auf 1 qkm kommen nur 34 Einw. Der Nationalität nach ist die Bevölkerung von K., mit Ausnahme von 30 Proz. Slowenen (in den an Krain angrenzenden Bezirken), deutsch; der Konfession nach, mit Ausnahme von 17,522 Protestanten (gegen Ende des 16. Jahrh. waren 19/20 der Einwohner evangelisch!), römisch-katholisch; das Land bildet die zum Erzbistum Salzburg gehörige Diözese Gurk, mit dem Bischofsitz in Klagenfurt. Die Evangelischen sind in zwei Seniorate (diesseit und jenseit der Drau) geteilt und stehen unter der Superintendenz zu Wien. Die deutschen Bewohner Kärntens gleichen fast in allen Beziehungen den Steiermärkern und kleiden sich auch ziemlich wie diese. Die Slowenen sind fromm, mäßig, enthaltsam, aber unreinlich, träge, abergläubisch und wenig gastfreundlich. In den letzten Jahren waren 46 Proz. der neugebornen Kinder uneheliche, weit mehr als in irgend einem andern Kronland. In den verschlossenen Alpenthälern sind auch hier Kretins nicht selten und Kröpfe sehr gewöhnlich. Von der Gesamtfläche des Landes sind 91 Proz. produktiver Boden; doch entfallen davon nur 15 Proz. auf das Ackerland, während die Waldungen 48½ Proz., die Wiesen und Gärten 11½ Proz., die Hutweiden und Alpen 24½ Proz. einnehmen. K. besitzt daher zu wenig Ackerland, um seinen Bedarf an Getreide zu decken; überdies ist auch der Ertrag (gegen 2 Mill. hl, hauptsächlich Hafer und Roggen) verhältnismäßig nicht bedeutend. In den Thälern und an den Bergabhängen ist die Wiesenkultur vorherrschend, daher auch die Viehzucht, ohnehin durch schöne Alpenweiden begünstigt, ziemlich bedeutend. Man zählte 1880 gegen 25,000 Pferde, 258,000 Stück Rindvieh, 168,000 Schafe, 105,000 Schweine und 30,000 Ziegen.

Sehr wichtig ist der Bergbau und die darauf sich gründende Metallindustrie; in keinem Lande der Monarchie leben davon verhältnismäßig so viel Bewohner als in K. Das Land liefert namentlich ausgezeichnetes Eisenerz, woraus 1885 in 10 Hochöfen der Österreichisch-alpinen Montangesellschaft 422,000 metr. Ztr. Roheisen gewonnen wurden, und vorzügliches Blei (1885: 52,000 metr. Ztr.); außerdem Zinkerz (88,200 metr. Ztr.), welches aber nicht im Land verhüttet wird, und Braunkohle (828,000 metr. Ztr.). Der Wert der Bergbau- und Hüttenprodukte belief sich 1885 auf 3,052,000 Gulden. Die Industrie Kärntens erstreckt sich zumeist auf die Verarbeitung der gewonnenen Metalle, vor allen des Eisens zu