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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kat - Katakomben.

priester die Herrschaft der Könige und Krieger vernichtet hatten, riß durch den Wegfall dieser mächtigen Geschlechter solche Unordnung ein, daß niemand seines Besitzes Herr war und die Erde in die tiefern Regionen des Urmeers zurücksank; da hielt sie K. mit seinem Schenkel noch auf. Die Erde bat ihn um Wiederherstellung des Königtums und nannte ihm die Erben einiger Krieger, welche sie noch am Leben erhalten habe. Diese wurden nun durch K. die Stammväter der neuen mythologischen Königsgeschlechter. Vgl. Muir, Original Sanskrit texts, Bd. 1, S. 447 ff. (2. Aufl., Lond. 1868).

Kat, im Mittelalter ein aus einem Baum gearbeitetes Fahrzeug der Nordländer; auch Name des zum Ankerheben dienenden Flaschenzugs (Talje).

Kat (Kath), s. Celastrus.

Katachrese (griech., lat. Abusio, "Mißbrauch"), rhetorischer Kunstausdruck, bezeichnet den Gebrauch eines Wortes in uneigentlicher Bedeutung (z. B.: "Das Schwert schläft in der Scheide"), besonders aber einen Verstoß gegen die Einheit eines vom Redner oder Dichter gebrauchten Bildes, indem derselbe entweder den bildlichen und den eigentlichen Ausdruck vermischt (z. B.: "Diese Säule des Staats wurde geboren etc."), oder aus einem Bild in ein andres verfällt (z. B.: "Laß nicht des Neides Zügel umnebeln deinen Geist"). Erscheinen dergleichen logische Ungereimtheiten in der gewöhnlichen Rede als verwerflich, so sind Katachresen, mit Einsicht und Geschmack angewendet, für den kühnern Stil der Poesie doch unentbehrlich und hier oft von großer Wirkung, wie unzählige Stellen der Dichter beweisen. Katachrestisch, uneigentlich gebraucht, mißbräuchlich.

Katafálk (ital. Catafalco, aus dem roman. catar, schauen, und ital. palco, Gerüst, zusammengesetzt, also s. v. w. "Schaugerüst"; franz. auch Chapelle ardente, lat. Castrum doloris), Trauergerüst oder Paradebett, welches beim Begräbnis berühmter Personen die aufgebahrte Leiche trägt und mit Blumenschmuck, Palmen sowie den Ehrenzeichen des Verstorbenen, Kandelabern bedeckt und umgeben ist. Seitdem die Leichen nicht mehr regelmäßig in die Kirche gebracht wurden, wo nach römischem Ritus vor der Beerdigung die Vigilie, das Requiem und Libera stattfanden, wird oft nur ein Scheingerüst zugerichtet und vom Geistlichen während des Totenamtes mit Weihwasser besprengt und mit Weihrauch umräuchert.

Katagamba, s. Katechu.

Katagogien (griech.), Gasthäuser der alten Griechen und Römer. An Orten, wo zeitweilig ein starker Fremdenverkehr stattfand, bestanden sie schon seit alten Zeiten. Zahlreich wurden sie in den Städten und an den Landstraßen, als nach Ausbreitung der Römerherrschaft weite Reisen von Beamten und Privaten immer häufiger wurden und die alte Sitte der Gastfreundschaft (s. d.) nicht mehr genügte. Sie luden schon durch Schilder, oft mit Tierbildern geschmückt, zu aller Bequemlichkeit "nach hauptstädtischer Weise" ein, leisteten aber nur Mäßiges.

Katagum, Hauptstadt der gleichnamigen nordöstlichen Grenzprovinz des Reiches Sókoto im Sudân, unweit des Komadugu, einer der festesten Orte der Gegend, mit doppelten Wällen und 8000 Einw.

Katakaustik (katakaustische Linie), s. v. w. durch Reflexion erzeugte Brennlinie; vgl. Diakaustik.

Kataklysma (griech.), s. v. w. Klystier.

Kataklysmus (griech.), Überschwemmung; übertragen s. v. w. große Verwirrung, in der alles drüber und drunter geht; auch Bähung, Überspülung.

Katakolon, ein erst 1875 angelegter Hafenort auf dem gleichnamigen Vorgebirge des griechischen Nomos Achaia und Elis (Peloponnes), mit der 12 km entfernten Stadt Pyrgos durch eine Eisenbahn verbunden (Bahn nach Paträ, Korinth und Athen im Bau), mit (1879) 301 Einw.; nächst Paträ und Kalamata Hauptausfuhrplatz von Korinthen. Die Schifffahrtsbewegung betrug 1883: 131,000 Ton.

Katakomben (etymologisch noch unerklärt, vielleicht griech. kata kymbas, d. h. bei den Schluchten), unterirdische, in Felsen gehauene Begräbnisstätten. Die K. Ägyptens (griech. Hypogeia oder Syringes) finden sich noch erhalten an der libyschen Bergkette; die bedeutendsten sind die sogen. Königsgräber bei Theben. Die römischen und andern italienischen K. zeigen schmale und ungleiche Gänge (Krypten) sowie auch vielfach verschiedene Niveaus, nämlich 3-5 Stockwerke übereinander. Ihr ursprünglicher Name ist Coemeterium (s. d.). Je nach dem Namen des Besitzers jenes Grundstücks (area), worauf und unter welchem Grabstätten angelegt wurden, hieß das abgegrenzte Cömeterium, z. B. des Prätextatus etc. Die einzelnen Gräber hießen locus oder loculus. Zuweilen liegen mehrere Gräber beisammen in einer sogen. Grabkammer (cubiculum oder crypta); häufig begegnet man einer bogenförmigen Nische über dem Grab (arcosolium, Bogengrab). Die meisten Gräber sind einfach horizontal in die Wände der die Grabkammern verbindenden Galerien dicht neben- und übereinander eingehauen und mit einer Steinplatte geschlossen, die Namen und sonstige Inschriften aufweist. Diese im weichen Tuffstein (tufa litoide und granulare) angelegten unterirdischen Gänge füllen die ganze Umgegend Roms aus und würden, der eine an den andern angefügt, gegen 1000 km betragen. Im 3. Jahrh. zählte die römische Christengemeinde nach der Zahl ihrer tituli oder Pfarreien 25 oder 26 derartige Friedhöfe unter der Erde, neben welchen es etwa noch 20 einzelne Grabstätten, die im Familienbesitz verblieben, gab. Jetzt kennt man 54 K., deren einzelne Gänge, aneinandergereiht, eine Länge von 876 km ausmachen. Wie bis zum 3. Jahrh. durch die Privatbesitzer der bezüglichen Grundstücke mit den Gräbern für letztere nach dem römischen Gesetz Sicherheit gegeben war, so später durch die Korporationen für Begräbnis (collegia funeraticia), deren Rechtsnormen die Christenheit benutzte, um dem Staat gegenüber bestehen zu können. Das jetzt unter der Kirche San Sebastiano liegende Cömeterium hieß man schon im 4. Jahrh. in catacumbas, wovon später der Name auf alle andern übertragen wurde. Alle Cömeterien liegen nach römischem Gesetz außerhalb der Stadtmauern, nicht, wie man früher glaubte, unterhalb der Stadt; die ältesten und wichtigsten sind diejenigen an der Appischen Straße, das Coemeterium Calixti und das Coemeterium ad catacumbas, gegenüber das des Prätextatus; an der Ardeatinischen Straße das älteste, nämlich das der Domitilla, und einige kleinere. Seit Konstantin d. Gr. wurden über den berühmtesten Cömeterien Basiliken erbaut, z. B. St. Peter, St. Paul, St. Laurentius, St. Agnes. Seit Ende des 4. Jahrh. kamen diese Kirchhöfe außer Gebrauch; sie wurden aus Begräbnisstätten Kultusstätten, und seit 756 übertrugen die Päpste die Leichen der Märtyrer in die Kirchen der Stadt, so daß die Cömeterien verlassen und erst durch einen Zufall im Mai 1578 wieder aufgefunden wurden. Ähnliche K. fanden sich in Neapel, Syrakus, Malta, Alexandria, Kyrene, Spanien etc., die aber an Ausdehnung