Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kehl'
destillation, 3 Dampfsägemühlen, Bierbrauerei, bedeutenden
Holz-, Tabaks- und Kohlenhandel und 1885
mit Garnison (ein Pionierbataillon Nr. 14) 2559 meist
evang. Einwohner. Unmittelbar südöstlich liegt das
Dorf K., mit lebhafter Schiffahrt und (1885) 2929 meist
evang. Einwohnern. - K. wurde 1678 vom französischen
General Montgelas erobert und 1. Okt. 1683
der Grundstein zu der neuen, durch Vauban erbauten
Festung gelegt. Im Ryswyker Frieden fiel
Stadt und Festung an das Reich zurück und wurde
als Entschädigung dem Markgrafen Ludwig von Baden
zugeteilt. Neue Eroberungen durch die Franzosen
fanden 1703 und (29. Okt.) 1733 statt, doch kam
K. immer wieder an Deutschland zurück. 1793 abermals
von den Franzosen beinahe zerstört und 1796
erobert, wurde es in demselben Jahr vom Erzherzog
Karl genommen. 1808 stellten die Franzosen die
Festungswerke wieder her, welche nach dem Friedensschluß
geschleift wurden. Während des Kriegs
1870/71 beschossen die Franzosen 19. und 24. Aug.
1870 von Straßburg aus die offene Stadt und richteten
arge Verwüstungen an. Gegenwärtig ist K. in
den Bereich der Festungswerke von Straßburg gezogen
worden; drei Forts (bei Sundheim, Neumühl
und Auenheim) des großen Waffenplatzes befinden
sich auf badischem Gebiet.
Kehle (Jugulum), derjenige Teil des Halses, in
dem der Kehlkopf (s. d.) liegt. Fälschlich spricht man
von der unrechten K., in die etwas geraten sei, und
meint damit die Luftröhre, so daß als die rechte K.
dann die Speiseröhre zu verstehen wäre. - In der
Befestigungskunst heißt K. die dem feindlichen Angriff
am meisten entzogene Seite von Befestigungen,
z. B. Schanzen, Bastionen, Forts etc.: das Werk ist
offen, wenn die K. keinen oder nur aus fortifikatorischen
Hindernissen, Verhau, Drahtgeflecht etc., bestehenden
Verschluß hat. In Festungen wird die K.
vorgeschobener Werke meist durch eine verteidigungsfähige
Kehlmauer, Kehlgruben mit Kehlwall, Kehlpalissadierung
etc. zur Sicherung gegen gewaltsamen Angriff geschlossen; s. Festung.
Kehlkopf (Larynx), bei den Wirbeltieren, soweit
sie mit einer Lunge versehen sind, der Eingang zu
dieser. Er besteht bei den Amphibien aus zwei Knorpelstreifen,
welche durch Muskeln bis zum Verschluß
der Luftröhre, an deren Anfang sie liegen, genähert
werden können. Bei den Reptilien sondert
sich ein ringförmiger Knorpel, welcher jene erstgenannten
(die sogen. Stellknorpel) trägt, von der Luftröhre
ab und zerfällt bei den Vögeln und Säugetieren selbst
wieder in zwei oder mehrere Knorpelstücke (Schild-
und Ringknorpel); zur Bewegung derselben sind
alsdann verschiedene Muskeln vorhanden. Der Eingang
zum K. wird bei Reptilien und Vögeln unvollkommen,
bei den Säugetieren vollkommen durch einen
weitern Knorpel, den Kehldeckel, verschließbar.
Im Innern des Kehlkopfes bilden sich aus Falten
der dort gelegenen Schleimhaut die Stimmbänder,
die an den Stellknorpeln befestigt sind und
durch diese bewegt werden können, so daß die zwischen
ihnen bleibende Spalte (Stimmritze) ihre Weite
ändern kann. Sie finden sich bei vielen Fröschen
und Eidechsen sowie den Krokodilen und den Säugetieren
vor und sind zur Hervorbringung der Stimme
nötig; bei den Vögeln werden sie durch den sogen.
untern K. (s. Vögel) ersetzt.
Der K. des Menschen (s. Tafel "Mundhöhle, Nasenhöhlen und Kehlkopf")
liegt am Zungenbein durch ↔
Bänder befestigt, vorn in der Mitte des Halses. Von
seinen Knorpeln ist der Schildknorpel (cartilago
thyreoidea) der größte; er bildet die vordere und seitliche
Wand des Kehlkopfes. Sein am meisten hervorragender
Teil heißt Adamsapfel (s. d.). Der
Ringknorpel (cartilago cricoidea) bildet einen vollkommenen,
horizontal stehenden Ring, dessen vordere
Hälfte aber viel niedriger als die hintere ist; sein unterer
Rand hängt mit den Knorpelringen der Luftröhre
durch Fasergewebe zusammen. Die Stellknorpel,
ihrer Form wegen Gießbeckenknorpel (cartilagines
arytaenoideae) genannt, sind beweglich am
obern Rande des Ringknorpels eingelenkt und bilden
den obern Teil der hintern Wand des Kehlkopfes.
Der Kehldeckel (epiglottis) endlich ist eine dünne,
herzförmige Knorpelplatte, welche dicht unter der
Zungenwurzel hinter dem Schildknorpel und Zungenbein
ihre Lage hat. Er steht gewöhnlich aufrecht
und etwas schräg nach hinten gerichtet und ist an
der innern konkaven Fläche des Schildknorpels (der
Stelle des Adamsapfels entsprechend) angeheftet.
Die Stimmbänder (ligamenta glottidis oder vocalia)
sind zu zwei Paaren zwischen der hintern Fläche
des Schildknorpels und der vordern Ecke der Gießbeckenknorpel
ausgespannt, also von vorn nach hinten
mitten durch die Höhle des Kehlkopfes gezogen.
Die zwischen ihnen bleibende, länglich-dreieckige
Spalte, Stimmritze (glottis), ist bei Männern
19-25, bei Weibern 14-17 mm lang, vorn eng,
hinten weiter, kann aber auch durch die Bewegungen
der Gießbeckenknorpel noch besonders erweitert oder
verengert werden. Die beiden obern Stimmbänder,
falsche Stimm- oder Taschenbänder, haben mit
der Bildung der Stimme nichts zu thun; sie sind
dünn und schlaff und begrenzen die Morgagnische
Tasche (die nischenartige Ausweitung der Kehlkopfhöhle
zwischen dem obern und untern Stimmband)
nach oben. Die untern oder echten Stimmbänder
dagegen sind stärker gespannt, dichter und faseriger
als jene. Außer denjenigen Muskeln, welche
die Lage des Kehlkopfes im ganzen verändern und
von ihm nach unten zum Brust-, nach oben zum
Zungenbein verlaufen, sind am K. selbst kleinere
Muskeln vorhanden, welche die einzelnen durch Bänder
oder Gelenke miteinander verbundenen Knorpel
willkürlich und unwillkürlich gegeneinander bewegen
und so die Stimmritze bald verengern, bald erweitern.
Ein besonderer Muskel zieht den Kehldeckel herab und
verschließt beim Schlucken den Eingang zum K. Die
Höhle des Kehlkopfes ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet,
die an ihrer freien Innenfläche (mit Ausnahme
der Stellen am Kehldeckel und an den echten
Stimmbändern) mit Stimmzellen besetzt und außerdem
reich an Schleimdrüsen ist. Die Nerven des
Kehlkopfes stammen vom Vagus (s. d.). Über die
physiologische Bedeutung des Kehlkopfes s. Stimme.
Der K. des Mannes ist bedeutend größer und umfangreicher
als der des Weibes. Beim Kind ist er
noch klein, nimmt aber zur Zeit der Pubertät ziemlich
schnell seinen vollen Umfang an; beim Jüngling
erfolgt zugleich der Stimmwechsel. Die Knorpel des
Kehlkopfes (mit Ausnahme des Kehldeckels) haben
große Neigung zur Verknöcherung, welche oft schon
im Mannesalter, fast immer, zumal beim männlichen
Geschlecht, im Greisenalter stattfindet.
Kehlkopfkrankheiten.
Der K., und zumal seine Schleimhaut, ist mannigfachen
Erkrankungen unterworfen. Am häufigsten
von allen kommen leichtere Schleimhautentzündungen
vor (Kehlkopfkatarrhe), welche bald akut,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 0654.