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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Keilschwänze - Keimung.

Hommel, Abriß der babylonisch-assyrischen Geschichte (Leipz. 1880); Bezold, Kurzgefaßter Überblick über die babylonisch-assyrische Litteratur (das. 1886); "Zeitschrift für Keilschriftforschung" (hrsg. von Bezold u. Hommel, das. 1884 ff.).

Keilschwänze, Familie der Papageien (s. d.).

Keilstücke, alte Geschütze, deren Verschluß durch einen Keil festgestellt wurde; s. Geschütz, S. 221.

Keilzahlen, Produkte von drei ungleichen Zahlen, z. B. 30 = 2. 3. 5.

Keim, in der Zoologie dem Begriff Embryo (s. d.) entsprechend, kommt in Zusammensetzungen wie Keimscheibe, Keimbläschen etc. vor; oder man versteht unter K. die Spore (Keimkorn), aus welcher auf ungeschlechtlichem Weg ein neues Individuum hervorgeht. Diese Keim- oder Sporenbildung ist nur bei niedern Organismen gebräuchlich; mitunter löst sich dabei das ganze Innere des Muttertiers in Sporen auf, welche durch Platzen der Haut frei werden und sich weiter entwickeln. - In der Botanik versteht man unter K. teils die Augen am Wurzelstock, an den Zwiebeln und Knollen ausdauernder Pflanzen, teils den Embryo in den Samen der Blütenpflanzen, teils die Sporen der Kryptogamen.

Keim, Theodor, protest. Theolog, geb. 17. Dez. 1825 zu Stuttgart, studierte in Tübingen und Bonn, wirkte 1851-55 als Repetent zu Tübingen und übernahm 1856 ein Diakonat in Eßlingen; 1860 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor der Theologie an die Universität Zürich, von wo er 1873 in gleicher Eigenschaft nach Gießen übersiedelte; er erkrankte daselbst aber bald und starb 17. Nov. 1878. Außer einer Sammlung von Predigten (Stuttg. 1861-62, 2 Bde.) gab er wertvolle Beiträge zur Geschichte des 16. Jahrh. heraus: "Die Reformation der Reichsstadt Ulm" (das. 1851); "Schwäbische Reformationsgeschichte bis zum Augsburger Reichstag" (Tübing. 1855); "Reformationsblätter der Reichsstadt Eßlingen" (Eßling. 1860); "Ambrosius Blarer" (Stuttg. 1866), sowie drei epochemachende Arbeiten über die Lebensgeschichte Jesu: "Der geschichtliche Christus" (3. Aufl., Zürich 1866), "Geschichte Jesu von Nazara" (das. 1867-72, 3 Bde.), "Geschichte Jesu nach den Ergebnissen heutiger Wissenschaft, für weitere Kreise übersichtlich erzählt" (2. Aufl., das. 1875). Außerdem erschienen von ihm: "Der Übertritt Konstantins d. Gr. zum Christentum" (Zürich 1862); "Celsus' wahres Wort" (das. 1873); "Aus dem Urchristentum" (das. 1878); "Rom und das Christentum" (mit einem Nachruf von Ziegler, Berl. 1881).

Keimbläschen (Vesicula germinativa), der Kern der unbefruchteten Eizelle (s. Ei, S. 349); in der Botanik diejenige Zelle in den Samenknospen der Phanerogamen, aus welcher nach der Befruchtung der Embryo sich entwickelt.

Keimblätter, in der Botanik, s. Kotyledonen. - In der Entwickelungsgeschichte der Tiere sind die K. die wie Blätter eines Buches übereinander liegenden Schichten des noch jungen Embryos, aus denen bei weiterm Wachstum die verschiedenen Organe hervorgehen. Besonders deutlich und daher auch zuerst bekannt geworden sind die K. im Embryo des Huhns, überhaupt der Wirbeltiere, während sie bei manchen niedern Tieren nicht immer die Blattform besitzen. Man unterscheidet am Embryo von außen nach innen (oder von oben nach unten) drei K.: das äußere (obere, Ektoderm, Epiblast, Hautsinnesblatt), aus welchem Oberhaut, Hautdrüsen, Zähne, Horn etc., Speicheldrüsen, Gehirn, Rückenmark und Sinnesorgane (daher Hautsinnesblatt) sowie Speiseröhre und Enddarm hervorgehen; das innere (untere, Entoderm, Hypoblast, Darmdrüsenblatt), welches die innere Auskleidung des Mitteldarmes und seiner drüsigen Anhänge (Leber etc.) liefert; und das zwischen beiden gelegene mittlere (Mesoderm, Muskelblatt), welches den Hauptteil der Muskulatur herstellt und sich in zwei Lagen (Haut- und Darmmuskelblatt) spaltet. Während die beiden ersten K. allen Tieren (mit Ausnahme der Protozoen, s. d.) zukommen, kann das mittlere Keimblatt fehlen; das ist bei den Cölenteraten (s. d., also Quallen, Polypen etc.) der Fall, indem zwischen Ektoderm und Entoderm eine gallertartige sogen. Stützsubstanz ausgeschieden wird, welche nichts mit der Muskulatur zu thun hat. Gewöhnlich entsteht das mittlere Blatt aus dem innern in der Art, daß sich im Embryo vom Mitteldarm (Urdarm, Gastrula) rechts und links zwei Abteilungen losschnüren und sich so gruppieren, daß ihre innere Wand sich als Darmmuskelblatt dem Darm von außen, ihre äußere dagegen sich als Hautmuskelblatt der Haut von innen anschmiegt, während der zwischen ihnen gelegene Hohlraum zur Leibeshöhle (Brust- und Bauchhöhle) wird. Diese ist also hier ein Teil des Darmes; man nennt die Tiere, bei welchen dies der Fall ist (z. B. Wirbeltiere, Gliedertiere, Gliederwürmer), Enterocölier im Gegensatz zu den Schizocöliern (z. B. Plattwürmer). Bei diesen entsteht das Mesoderm, hier auch Mesenchym genannt, dadurch, daß von den beiden andern Blättern einzelne Zellen sich ablösen und die Blätter auseinander drängen; die Leibeshöhle aber stammt nicht vom Darm ab, sondern fehlt entweder oder bildet sich durch Zusammenfließen einzelner Lücken im Mesoderm. Vgl. Hertwig, Die Cölomtheorie (Jena 1881).

Keimblättertheorie, s. Entwickelungsgeschichte.

Keimdrüsen, s. Drüsen und Geschlechtsorgane.

Keimesgeschichte, s. Entwickelungsgeschichte.

Keimfrucht, s. Sporangium.

Keimkörner, s. Sporen.

Keimling, s. v. w. Embryo.

Keimscheibe, s. Ei, S. 350.

Keimung, der Inbegriff aller Erscheinungen, mit welchen die Entwickelung der Keime der Pflanzen zu neuen Individuen beginnt. Bei den Kryptogamen wächst die Innenhaut der Spore unter Durchbrechung der Außenhaut zu einer mehr oder weniger langen, schlauchförmigen Zelle (Keimschlauch) aus, in welche der Zellinhalt der Spore eintritt, und diese entwickelt sich dann meistens unmittelbar zum Thallus bei den Pilzen und Algen, zum Vorkeim bei den Moosen und Gefäßkryptogamen. Manche Kryptogamen keimen unter Bildung von Schwärmsporen. Bei den Phanerogamen besteht die K. in der Weiterentwickelung des im Samen schon vorhandenen Keimlings; sie beginnt mit dem Aufquellen des Samens infolge der Aufnahme von Wasser, und gewöhnlich berstet dann die Samenschale, bez. das Fruchtgehäuse. Im aufgequollenen Samen beginnen die Teile des Keimlings zu wachsen und die zur Ernährung des Keimlings bestimmten Reservenährstoffe in den Zellen des Endosperms, bez. der Samenblätter, sich unter Auftreten eines Ferments zu lösen. Zuerst wird das Würzelchen aus dem Samen hervorgeschoben und wendet sich stets in vertikal abwärts gekehrte Richtung, in welcher es als Hauptwurzel fortwächst und zugleich Nebenwurzeln erzeugt. Die Monokotyledonen keimen mit einer in der Regel bald absterbenden Hauptwurzel, welche früher oder später durch eine oder mehrere, aus der Keimachse hervorbrechende Nebenwurzeln ersetzt wird. Der einzige Samenlappen