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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Keplersche Gesetze; Keplersches Problem; Keporkak; Kepotaph; Keppel; Ker; Kerak; Keramik

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Keplersche Gesetze - Keramik.

Herbst 1630 über Leipzig nach Regensburg zu reisen, um dort auf dem Reichstag seine Ansprüche geltend zu machen. Hier langte er 9. Nov. an, erlag aber schon 15. Nov. a. St. einem Fieberanfall, den er sich durch die Anstrengungen der langen, zu Pferde zurückgelegten Reise zugezogen hatte. Seine Witwe erhielt später sämtliche Gehaltsrückstände, eine Summe von 12,694 Gulden, ausbezahlt. Der Fürst von Dalberg ließ ihm 1808 zu Regensburg durch Subskription ein Monument setzen; 1870 ward ihm ein solches (von Kreling) auch in Weil errichtet. Von seinen Schriften sind noch zu erwähnen: "Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur" (Frankf. 1604); "Ephemerides novae motuum coelestium" (Linz 1616); "De cometis libri III" (Augsb. 1619); "Somnium s. opus posthumum de astronomia sublunari" (Sagan u. Frankf. 1634). Die Herausgabe seiner ungedruckten Werke unternahm Hansch zu Anfang des 18. Jahrh., doch erschien von den in Aussicht gestellten 20 Foliobänden nur ein einziger: "Keplers Briefe" (1718), und die Manuskripte wurden 1778 von der Kaiserin Katharina II. von Rußland angekauft und der Akademie zu Petersburg geschenkt. Eine neue Gesamtausgabe lieferte Frisch (Frankf. 1858-72, 8 Bde.); die darin nicht enthaltene Korrespondenz mit Herwart v. Hohenburg gab Anschütz in den Sitzungsberichten der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaft heraus (Prag 1886). Vgl. Brewster, Lives of Galileo, Tycho de Brahe and K. (8. Aufl., Lond. 1874); Reitlinger, Neumann und Gruner, Joh. K. (Stuttg. 1868); Apelt, Joh. Keplers astronomische Weltansicht (Leipz. 1849); H. Müller, Die Keplerschen Gesetze (Braunschw. 1870); Reuschle, K. und die Astronomie (Frankf. 1871); Göbel, Über Keplers astronomische Anschauungen (Halle 1872); v. Hasner, Tycho Brahe und K. in Prag (Prag 1872); Dvorsky, Neues über K. (das. 1880).

Keplersche Gesetze, s. Planeten.

Keplersches Problem, die von Kepler (s. d.) in der "Astronomia nova" gestellte Aufgabe, den Ort eines Planeten in seiner Bahn für jeden Augenblick anzugeben, wenn die Bahn und die Zeit des Durchganges durch das Perihel gegeben sind. Ist in der Figur A das Perihel, S die Sonne, P der Ort des Planeten in seiner elliptischen Bahn zur Zeit t (gerechnet vom Durchgang durchs Perihel) und u die Umlaufszeit des Planeten, so verhält sich nach dem zweiten Keplerschen Gesetz t zu u wie der Sektor ASP zur ganzen Ellipsenfläche. Beschreibt man aber um den Ellipsenmittelpunkt einen Kreis mit dem Halbmesser OA, und ist auf diesem Q ein Punkt, so daß PQ senkrecht auf OA steht, so verhält sich der elliptische Sektor ASP zur Ellipsenfläche wie der Kreissektor ASQ zur Kreisfläche, und das Keplersche Problem kommt also geometrisch darauf hinaus, den Sektor ASQ so zu bestimmen, daß er sich zur ganzen Kreisfläche wie t zu u verhält.

^[Abb.: Geometrische Figur]

Keporkak, s. Finnfisch.

Kepotaph (griech.), Grabmal in einem Garten.

Keppel, 1) Sir Henry, brit. Admiral, geb. 14. Juni 1809, als jüngerer Sohn des vierten Grafen von Albemarle, trat früh in die Marine und wurde 1829 Leutnant, 1833 Kommodore, 1837 Kapitän. Nachdem er sich im chinesischen Krieg von 1842 hervorgethan hatte, wurde er im Ostindischen Archipel stationiert, wo er zur Ausrottung des Piratenwesens beitrug. 1855 kommandierte er das britische Geschwader vor Sebastopol, 1856 als Konteradmiral ein Geschwader im Kriege gegen China, 1860-67 war er in den afrikanischen, dann in den chinesischen und japanischen Gewässern stationiert. Er wurde 1869 wirklicher Admiral, 1877 Admiral der Flotte und ist gegenwärtig der dem Rang nach höchststehende Offizier der britischen Seemacht. Er schrieb: "Expedition to Borneo" (Lond. 1847, 2 Bde.) und "Visit to the Indian archipelagus" (das. 1853, 2 Bde.).

2) George Thomas, Graf, s. Albemarle.

Ker, bei botan. Namen für J. B. ^[John Bellenden] Ker (Gawler-), engl. Gärtner und Botaniker. Irideen.

Kerak (das alte Kir Moab, die Hauptfestung der alten Moabiter), Stadt im türkischen Ostjordanland, am gleichnamigen, in das Tote Meer mündenden Wadi, ca. 970 m ü. M., mit ca. 4000 Einw. (1/3 Christen, 2/3 Moslems) unter einem despotischen Scheich. Ansehnlicher Handel mit den Beduinen. Die stark befestigte Stadt, welche die Karawanenstraße von Syrien nach Ägypten und Arabien beherrschte, war in der Kreuzfahrerzeit heftig umstritten; fünf Jahre dauerte es, ehe Saladin 1188 die von Rainald von Châtillon verteidigte Festung bezwang. Noch wohl erhalten ist die mächtige Kreuzfahrerburg außerhalb der dicken Ringmauern der Stadt, ebenso eine christliche Kirche, jetzt Moschee.

Keramik (Kerameutik, griech.; hierzu Tafel "Keramik"), Töpferkunst oder Thonbildnerei, die Kunst, aus Thon Gefäße, Figuren, Reliefs, Kacheln, Platten u. dgl. herzustellen. Über das dabei zu beobachtende technische Verfahren s. Thonwaren. Die Geschichte der K. reicht bis in die ältesten Zeiten menschlicher Kultur zurück. Für das Alter derselben zeugen unter anderm die Mythen von der Erschaffung der Menschen aus Thon (Genesis, Prometheus etc.). Die griechische Sage läßt Malerei und Plastik in der Werkstatt des Töpfers Butades (Dibutades) zu Korinth erfunden werden. Dem Erzguß, welchen die vorhistorischen Zeiten bereits kannten, mußte das Formen und Brennen von Thon vorausgegangen sein, und noch früher hatte man sowohl Bausteine als Hausgerät nur an der Sonne hart werden lassen. Die Drehscheibe sehen wir schon auf ägyptischen Wandgemälden in Anwendung, und Homer vergleicht den Rundtanz mit dem Drehen der Töpferscheibe. Die Ornamentation der ältesten Gefäße, sei es, daß dieselben mit eingeritzten oder mit aufgemalten Verzierungen versehen sind, zeigt große Übereinstimmung bei den verschiedensten Völkerschaften: einfache Linien und Linienkombinationen, primitive Nachahmungen von Tier- und Pflanzenformen, während die höhere Stufe der Entwickelung bereits die Fauna und Flora des betreffenden Landes wieder erkennen läßt. Altägyptische Gefäße und Götterbilder kommen mit einer starken, meist blauen oder grünen Glasur, andre mit weißer Glasur und mehrfarbiger Bemalung, noch andre nur mit geglätteter Oberfläche vor. Die Ausgrabungen von Ninive etc. haben zahlreiche von Wandbekleidungen herrührende Ziegel mit mehrfarbigem Emailüberzug ans Licht gefördert. (S. Tafel "Ornamente I", Fig. 1-5.) Cyprische Thongefäße, graugelb mit brauner Malerei, erinnern, wie überhaupt die dort gefundenen Kunstarbeiten, bald an ägyptischen, bald an vorderasiatischen, bald an griechischen Stil. (S. Vasen und Tafel "Ornamente I", Fig. 18 u. 19.) Zu den ältesten Erzeugnissen der K. gehören auch die von Schliemann in Hissarlik (Troja, s. d.), Mykenä (s. d.) und Tiryns (s. d.) gefundenen Thongefäße und -Scherben.