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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kielfüßer - Kiemenfuß.

und Stationsort für die deutsche Ostseeflotte, wozu er sich auch durch seine Verteidigungsfähigkeit vorzüglich eignet (s. Kiel). Bei Bülk ist auch ein akustisches Signal mit einer Tragfähigkeit von 6-16 Seemeilen aufgestellt. S. Karte "Schleswig-Holstein".

Kielfüßer, s. Schnecken.

Kielgang, der unterste Gang der äußern Schiffsbeplankung (Kielplanken).

Kielholen, das seitliche Umlegen des Schiffs behufs Untersuchung und Ausbesserung seiner Unterwasserteile an solchen Orten, wo Trockendocks etc. nicht vorhanden sind, oder wo von deren (kostspieligern) Benutzung abgesehen wird; außerdem früher ein barbarisches Strafmittel, wobei der zu Strafende mittels Leinen von einer Nock der Großraa zur andern querschiffs oder vom Bug bis Heck längsschiffs unter dem Schiffskiel entlang bewegt wurde.

Kielhorn, Lorenz Franz, Sanskritist, geb. 31. Mai 1840 zu Osnabrück, machte seine Studien auf den Universitäten zu Göttingen, Breslau und Berlin, zuletzt in London und Oxford, war 1866-81 Professor des Sanskrits am Deccan College zu Puna in Ostindien (von der Königin von England zum Companion of the Order of the Indian Empire ernannt) und bekleidet seit 1882 die gleiche Stelle an der Universität Göttingen. Von seinen Veröffentlichungen sind hervorzuheben: "Cântanava's Phitsûtra" (mit Übersetzung, Leipz. 1866); "Nâgojîbhatta's Paribhâshenducekhara" (Bd. 1, Text, Bombay 1868; Bd. 2, Übersetzung, 1874, in den von ihm und Bühler 1866 gegründeten "Bombay Sanskrit Series"); "Sanskrit grammar" (Bombay 1870, 2. Aufl. 1880); "Kâtyâyana and Patanjali" (das. 1876); "Vyâkaranamahâbhâshya" (Bd. 1-3, das. 1880-85); "Report on the search for Sanskrit MSS." (das. 1881).

Kielkrone, Pflanze, s. Calotropis.

Kielland, Alexander L., norweg. Romanschriftsteller, geb. 18. Febr. 1849 zu Stavanger, studierte in Christiania, wurde daselbst Doktor, verbrachte dann einige Zeit in Paris und lebt jetzt in glänzenden Verhältnissen als Besitzer einer Ziegelfabrik in Malk bei Stavanger. Nachdem er schon während seiner Studienzeit in Zeitschriften als Schriftsteller aufgetreten war, gab er 1879 seine erste Sammlung "Novelletter" (4. Aufl. 1885) heraus, denen in kurzer Zeit die Romane "Garman and Worse" (Kopenh. 1880) und "Skipper Worse" (das. 1882), drei kleinere dramatische Arbeiten ("For Scenen", 1880), und "Nye Novelletter" (das. 1880), die weitern Romane: "Arbeidsfolk" (das. 1881), "Gift" (das. 1883), "Fortuna" (das. 1884) und neuerdings "Sne" und das Lustspiel "Tre Par" (1886) folgten. Anfangs in den Fußstapfen der Franzosen gehend, hat sich K. später ganz dem heimischen Boden zugewandt und der realistischen Schule der Dänen angeschlossen, indem er seine Gestalten mit glücklicher Hand aus dem vollen Leben der Gegenwart greift und das Leiden und Ringen der Zeit in lebhaften Bildern vor Augen führt. Die Komposition seiner Erzählungen ermangelt hier und da der Straffheit, die Idee aber ist immer glücklich, und die einzelnen Szenen sind trefflich ausgeführt. Seine dramatischen Arbeiten sind anmutige Novellen in Dialogform. Die meisten seiner Werke erschienen auch in deutscher Übersetzung.

Kielmansegg, ein ursprünglich holstein. Adelsgeschlecht, teilte sich in eine norddeutsche gräfliche und evangelische und eine österreichische freiherrliche und katholische Linie. Der erstern gehörte an Eduard Georg Ludwig William Howe, Graf von K., geb. 15. Febr. 1804, gest. 6. März 1879, der als hannöverscher Staatsminister (1855-62) die Verfassung von 1848 aufhob und eine streng reaktionäre Richtung verfolgte, dessen Söhne indes auch in österreichischen Diensten und zum Teil katholisch sind. Vgl. "Familienchronik der Herren, Freiherren und Grafen von K." (Leipz. 1872).

Kielschwein (Kolschwien), beim Schiffbau der auf dem Hauptkiel liegende Verstärkungsbalken.

Kielwasser (Sog), der durch den Fortgang des Schiffs sich markierende Wasserstreifen, der um so länger sichtbar ist, je schneller das Schiff sich fortbewegt. Vom Schiffsbug seitlich abgedrängte Wassermengen, die sich am Hinterschiff wieder vereinigen, bilden durch kleine Strömungen so lange das K., bis Ruhe eintritt. Das K. kennzeichnet das Abtreiben des Schiffs von seinem Kurs; dieser Winkel wird entweder geschätzt oder mittels des Kompasses gepeilt.

Kielwasserlinie (Kiellinie), in der Seetaktik die Formation der Schlachtschiffe, in welcher sie in einer Linie hintereinander, im Kielwasser, segeln oder dampfen. Zur Zeit der Segelschiffahrt mußten die Schlachtschiffe "am Winde segelnd" eine Linie (daher "Linienschiffe"), die "Kiellinie", formieren und zwar so dicht aufgeschlossen, daß die Linie vom Feind nicht durchbrochen werden konnte. Sie zeigten so dem Feinde die Breitseite, von welcher das Geschützfeuer kam. Die Kiellinie zu öffnen, wurde das Geschützfeuer auf die Takelage gerichtet, um die Schiffe manövrierunfähig zu machen. Nelson war der erste, der in der Schlacht bei Trafalgar von dieser taktischen Form abwich, indem er zwei parallele Schlachtlinien formierte und mit diesen sich zwischen Vor- und Nachhut des Feindes eindrängte. Die Einführung der Dampfschiffe machte dieser Taktik ein Ende.

Kiemen, die Organe, welche die Wasseratmung vermitteln und so bei Wassertieren dem Blute den im Wasser gelösten Sauerstoff zuführen. Sie sind daher im wesentlichen mit einer sehr dünnen und durchlässigen Haut bekleidet und lassen in ihrem Innern das Blut entweder in besondern Adern oder in Lücken zirkulieren, so daß es dem Wasser möglichst nahe gebracht wird. Meist liegen die K. frei da, können jedoch gewöhnlich unter die Haut zurückgezogen werden, oder sind in besondern Höhlungen geschützt untergebracht. Um dem Wasser auf kleinem Raum eine große Fläche darzubieten, sind sie kamm-, blatt- oder baumförmig. Sie finden sich bei sehr vielen niedern Wasser- und auch manchen in feuchter Luft lebenden Landtieren vor, also bei Schnecken (Ausnahme: Lungenschnecken, s. d.), Muscheln und andern Weichtieren, bei Würmern, bei Krebsen etc., ferner ganz allgemein bei den Fischen und bei den Larven (und einigen Erwachsenen) der Amphibien. Die durch sogen. Tracheen (s. d.) atmenden Insekten sind nur ausnahmsweise mit Kiemen (teils ohne, teils in Verbindung mit Tracheen) ausgestattet. Meist ersticken die durch K. atmenden Tiere sehr rasch außerhalb des Wassers, weil die Kiemenblättchen leicht eintrocknen, aber auch im Wasser, sobald der Sauerstoff desselben verbraucht ist. Manche Fische und Krebse sind jedoch durch besondere Vorkehrungen (welche z. B. das Atemwasser von neuem mit Sauerstoff versorgen) zu längerm Aufenthalt außerhalb des Wassers befähigt; auch sind wohl geradezu die K. in Lungen umgewandelt, d. h. zur Luftatmung eingerichtet.

Kiemenfuß (Branchipus Schäff., Artemia Leach), Krustaceengattung aus der Ordnung der Kiemenfüßer und der Familie der Blattfüßer (Phyllopoda), Tiere mit nicht von einer Schale umhülltem Körper, zwei Fühlerpaaren, von denen die obern borstenförmig