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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kiesel - Kieselfossilien.

als Kieselsäureanhydrid SiO2 ^[SiO_{2}] (Quarz, Opal, Feuerstein etc.) und in Form kieselsaurer Salze (Silikate), welche die artenreichste Klasse der Mineralien bilden. Nächst Sauerstoff ist K. der Hauptbestandteil der Erdrinde. Aus Kaliumsiliciumfluorid wird K. durch Kalium als braunes amorphes Pulver abgeschieden, welches der Salpeter- und Schwefelsäure widersteht, beim Erhitzen an der Luft zu Kieselsäure verbrennt und sich unter Entwickelung von Wasserstoff in heißer Kalilauge und Flußsäure löst. Das Atomgewicht des Kiesels ist 28. Schmelzt man Kieselfluorkalium mit Zink und Natrium und behandelt das erhaltene Metall mit Salzsäure, so bleibt K. im diamantartigen Zustand ungelöst zurück. Es bildet dann grauschwarze, metallglänzende Kristalle, schmilzt in sehr hoher Temperatur, ist sehr widerstandsfähig, verbrennt nur langsam beim Erhitzen in Sauerstoff und gibt, wie die andern Modifikationen, mit schmelzendem kohlensauren Kali unter vollständiger Reduktion der Kohlensäure kieselsaures Kali. K. ist, wie Kohlenstoff, vierwertig; er bildet mit Sauerstoff Kieselsäureanhydrid SiO2 ^[SiO_{2}] und einige niedere Oxydationsstufen, verbindet sich direkt mit Chlor zu flüssigem Kieselchlorid (Siliciumchlorid) SiCl4 ^[SiCl_{4}], welches stechend sauer riecht, an der Luft stark raucht und mit Wasser in Kieselsäure und Chlorwasserstoff zerfällt. K. verbindet sich auch direkt mit Schwefel, Stickstoff und einigen Metallen und bildet mit Wasserstoff farblosen, gasförmigen Kieselwasserstoff SiH4 ^[SiH_{4}], welcher sich in der Luft entzündet und mit weißer Flamme unter Bildung von Kieselsäureanhydrid verbrennt. K. besitzt, wie diese Verbindungen zeigen, große Ähnlichkeit mit Kohlenstoff, und diese Ähnlichkeit erstreckt sich so weit, daß man Verbindungen mit Wasserstoff und Sauerstoff darstellen konnte, welche vollständig den Kohlenstoffverbindungen entsprechen. K. wurde 1810 von Berzelius zuerst dargestellt.

Kiesel, Konrad, Maler, geb. 29. Nov. 1846 zu Düsseldorf, widmete sich anfangs in Berlin der Baukunst und dann bei Schaper der Bildhauerei. Nachdem er einige Statuetten und Büsten geschaffen, glaubte er in der Malerei das eigentliche Feld seines Schaffens gefunden zu haben und trat in das Atelier von F. Paulsen in Berlin ein, wo er den Grund zu seiner eleganten, glatten Färbung legte. Er vervollkommte sich dann weiter bei W. Sohn in Düsseldorf, von wo er später nach Berlin übersiedelte. Er wählt mit Vorliebe seine Motive aus dem Leben vornehmer Familien und kultiviert das elegante Salongenre, wobei er das Hauptgewicht auf oberflächliche Stoffmalerei legt. Seine Hauptbilder sind: Mutter und Kind, Auf dem Balkon, In der Bibliothek, Der Geburtstagsmorgen, Dame mit Tauben, Leidvoll, Atelierbesuch, Mandolinata.

Kieselbreccie, s. v. w. Quarzbrockenfels.

Kieseleinlagerungen. Bei den höhern Pflanzen wird Kieselsäure vorzugsweise in den Zellwandungen der Epidermis abgelagert, reich daran sind die Schachtelhalme, viele Gräser, die Blätter von Ficus Sycomorus, Deutzia scabra u. a. Durch Verkieselung wird die Stammoberfläche mancher Calamus-Arten so hart, daß sie am Stahl Funken gibt. Glüht man kieselhaltige Teile einer Pflanze auf einem Platinblech, so bleibt ein zierliches Kieselsäureskelett in Form der ursprünglichen Zellen zurück. Unter den niedern Pflanzen sind besonders die Diatomeen (s. d.) durch ihren Kieselgehalt ausgezeichnet.

Kieseleisenstein, mit Kieselsäure verunreinigter Eisenstein, sei es Brauneisenstein (gelber und brauner K.) oder Roteisenerz (roter K.).

Kieselerde, s. Kieselsäure.

Kieselfluorid (Siliciumfluorid, Fluorkiesel, Fluorsilicium) SiFl4 ^[SiFl_{4}] entsteht beim Erwärmen von Flußspat (Fluorcalcium) und Quarzsand (Kieselsäureanhydrid) mit konzentrierter Schwefelsäure, ist ein farbloses Gas, riecht und schmeckt stechend sauer, bildet an feuchter Luft dichte Nebel, wird unter einem Druck von 30 Atmosphären zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet, greift Glas nicht an, erträgt hohe Temperaturen und zerfällt mit Wasser in gallertartig sich ausscheidende Kieselsäure und Kieselfluorwasserstoffsäure oder Kieselflußsäure H2SiFl6 ^[H_{2}SiFl_{6}]. Zur Darstellung der Kieselfluorwasserstoffsäure leitet man das wie oben angegeben entwickelte K. in Wasser und läßt dabei die Mündung des Gasrohrs, damit es sich nicht verstopfe, in Quecksilber tauchen; ist die Flüssigkeit von der ausgeschiedenen Kieselsäure breiig geworden, so preßt man diese ab, leitet in die Lösung von neuem K. und fährt so bis zur gewünschten Konzentration fort. Beim Großbetrieb läßt man das K. in einen mit Ziegeln lose ausgesetzten Turm strömen, in welchem Wasser herabrieselt. Auch hat man K. in hochofenartigen Apparaten durch Erhitzen von Flußspat mit Sand und Kohlen dargestellt oder mit Kieselsäure gemengten Kryolith durch Schwefelsäure zersetzt. Man erhält eine farb- und geruchlose Flüssigkeit, die an der Luft raucht, sehr sauer schmeckt, Glas nicht angreift, bei einer bestimmten Konzentration aber in K. und Fluorwasserstoffsäure zerfällt und dann auch Glas ätzt. Mit der bei ihrer Darstellung ausgeschiedenen Kieselsäure verdampft, zersetzt sie sich rückwärts zu K. Den Gehalt der Säure bei verschiedenem spezifischen Gewicht zeigt die Tabelle:

Proz. H2SiFl6 ^[H_{2}SiFl_{6}] Spez. Gewicht

34 1,3162

30 1,2742

25 1,2235

20 1,1748

15 1,1281

11 1,0922

10 1,0834

9 1,0747

8 1,0661

7 1,0576

6 1,0491

5 1,0407

4 1,0324

3 1,0242

2 1,0160

1 1,0080

Mit Basen bildet Kieselfluorwasserstoffsäure Salze (Kieselfluormetalle, Silikofluoride), welche meist in Wasser löslich und kristallisierbar sind. Die Verbindungen des Kaliums, Natriums, Lithiums, Baryums und Calciums sind gallertartig und schwer löslich. Man benutzt Kieselfluorwasserstoffsäure zur Abscheidung mancher Säuren aus ihren Kalisalzen, zur Darstellung von chlorsaurem Natron, auch als Surrogat der Weinsäure in der Färberei und Druckerei; sie eignet sich ferner zur Herstellung künstlicher Steine, zur Fixation der Farben in der Stereochromie, zum Weißsieden von Stecknadeln, zur Sodafabrikation direkt aus Kochsalz und zur Pottaschegewinnung aus Chlorkalium, zum Aufschließen der Knochen und Phosphorite etc. Diese Verwendbarkeit der Kieselfluorwasserstoffsäure ist um so beachtenswerter, als man die bei ihrer Darstellung sich abscheidende Kieselsäure zur Bereitung von Wasserglas, Zement, alaunfestem Ultramarin, zur Entkalkung des Rübensafts und zum Aufschließen des Kryoliths benutzen kann.

Kieselfluormetalle, s. Kieselfluorid.

Kieselfluorwasserstoffsäure, s. Kieselfluorid.

Kieselflußsäure, s. Kieselfluorid.

Kieselfossilien, in der Mineralogie älterer Name für die Kieselgesteine; in der Geologie auch Versteinerungen, welche in Kieselsäure (Feuerstein,