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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kieselgalmei - Kieselsäure.

Chalcedon, Opal) umgewandelt sind (Feuersteinkerne der Muscheln, Seeigel etc., verkieslte Hölzer).

Kieselgalmei, s. Galmei.

Kieselgesteine (Quarz- und Silikatgesteine), Gesteine, die aus Kieselsäureanhydrid SiO2 ^[SiO_{2}] (Quarz, Opal) oder aus Kieselsäuresalzen (Silikaten) gebildet sind (vgl. Gesteine).

Kieselgur (Kieselmehl, Bergmehl, Infusorienerde), im wesentlichen eine Anhäufung von Diatomeenpanzern, welche aus reiner Kieselsäure bestehen, bildet eine leichte, mehlartige, weiße, graue, bräunliche oder blaßgrüne Masse, fühlt sich mager, aber sanft an, knirscht zwischen den Zähnen, besitzt ein großes Wasseraufsaugungsvermögen, ist unschmelzbar, unverbrennlich und widersteht bei gewöhnlicher Temperatur den meisten Chemikalien. K. bildet oft beträchtliche Lager im Schwemmland und Braunkohlengebirge, das größte Lager findet sich bei Hützel in der Lüneburger Heide, sehr viel K. wird aber auch auf der Grube Oberhohe, nahe der Eisenbahnstation Unterlöß (unweit Celle), gewonnen. Die K. von Hützel ist weißlichgrau, weiß, schwarz, grün oder blau; sie wird nur an der Luft getrocknet und ist dann für viele Zwecke verwendbar, oft aber wird sie zunächst noch durch Schlämmen gereinigt. Außerdem findet sich K. am Vogelsberg in Hessen, bei Jastraba in Ungarn, Franzensbad in Böhmen, in Toscana, Schweden, Finnland, auch in der Weichselniederung und hier trichterförmig eingekeilt zwischen zwei Berghügeln als gelblichweiße, förmlich plastische Masse, welche sich leicht mittels eines Spatens ausstechen läßt. In 100 Teilen enthielten:

Weiße Kieselgur Grüne Kieselgur

aus der Lüneburger Heide

Wasser und Verlust 0,2 15,0

Organische Substanz 0,2 15,0

Eisenoxydul 1,0 2,6

Thonerde 1,0 1,9

Kalk 0,2 0,2

Magnesia 0,3 0,4

Kieselerde 97,3 79,8

Phosphorsäure - Spur

K. dient zur Darstellung von Dynamit, in der Ultramarin-, Anilin- und Alizarinfabrikation, namentlich auch zur Darstellung von Wasserglas. Steinkitt, Zement, hydraulischer Mörtel, künstliche Steine werden häufig unter Mitbenutzung von K. hergestellt. Man benutzt sie zur Schnellfiltration, zum Entwässern von Niederschlägen, zu Feuchtigkeit absorbierenden Unterlagen und Bandagen, als Ersatz der Filterpressen, zur Darstellung billiger Farben, da sie sich wie Baumwolle färben läßt. In der Papierfabrikation benutzt man K. als Füllmaterial, ebenso dient sie zur Darstellung von Siegellack, Guttapercha und Kautschukwaren, zu Feuerwerkskörpern, schwedischen Streichhölzern etc. Mit Karbolsäure getränkte K. stellt man als Desinfektionsmittel in Arbeits- und Krankenzimmern und zur Vertagung der Schimmelbildung in Kellern oder dumpfigen Räumen auf. Ebenso wird K. mit Brom getränkt (Bromum solidificatum). Sehr gute Dienste leistet K. zum Putzen von Metall und Glas, als Reinigungsmittel für fettige Gefäße und Maschinenteile. Die Prager Putzsteine sind aus der K. der Weichselniederung hergestellt. K. findet auch Verwendung in der Porzellan-, Schmalte- und Papiermaché-Fabrikation, zu Fayenceglasuren, gegen Hausschwamm, als Füllungsmittel für Hauswände, Fußböden, Gewölbe, feuerfeste Schränke, Eisspinde, sowohl um die Kälte als die Wärme abzuhalten. Ferner dient K. zur Herstellung künstlicher Bimssteine und Schleifsteine, feuerfester Steine, leichter Ziegel und leichten Stucks, als Umhüllungsmaterial für Dampfleitungsröhren und Leitungskanäle für geschmolzenes Metall in Gießereien etc. In der Landwirtschaft wurden auf Moorboden mit Kieselgurdüngung sehr günstige Resultate erzielt, da die leicht lösliche Kieselsäure den Graswuchs ungemein befördert. Auch der Gehalt mancher K. an phosphorsaurem Kalk wirkt sehr günstig. Zur Konsistentmachung von flüssigem Dünger hat K. ziemlich verbreitete Anwendung gefunden. Wolfs hat nachgewiesen, daß die K. in der Landwirtschaft berufen ist, einer Luxuskonsumtion von Phosphorsäure vorzubeugen. Nach Berzelius werden in Schweden jährlich Hunderte von Wagenladungen solcher K. (Bergmehl) als Brotmehl und zwar mehr aus Liebhaberei als aus Not von den Landleuten verbraucht; auch in Finnland wird nicht selten Bergmehl dem Brot beigemengt. In Kriegszeiten (z. B. im Dreißigjährigen Krieg zu Kammin u. a. O. sowie noch 1719 und 1733 zu Wittenberg) hat solches Bergmehl mehrfach zur Sättigung dienen müssen.

Kieselholz, hartes Holz von Acacia-Arten aus Westindien etc., wird als Nutzholz verwertet.

Kieselkalkstein, dichter, meist licht gefärbter, von Kieselsäure durchdrungener Kalkstein. Nicht selten bildet die Kieselsäure auch Adern und Knollen von Hornstein oder erscheint in Hohlräumen und Klüften als Hornstein, Chalcedon oder in Quarzkristallen. Oft ist sie dem Kalkstein so innig beigemengt, daß sie erst bei der Verwitterung als bimssteinartige Masse hervortritt, wie bei den Kieselkalken des nordischen Silur. Außerdem kommen Kieselkalksteine z. B. vor in der Trias- und Juraformation, im Tertiär.

Kieselkupfer, s. Kupfergrün.

Kieselmagnesit, s. Magnesit.

Kieselmalachit, s. v. w. Kupfergrün.

Kieselmehl, s. v. w. Kieselgur.

Kieselpflanzen, Pflanzen, die zu ihrem Gedeihen große Mengen von Kieselsäure bedürfen, wie die Gräser (also sämtliche Getreidearten), die Equisetaceen und Diatomeen.

Kieselpulver, s. Schießpulver.

Kieselsandstein, ein aus Quarzkörnern mit kieseligem Bindemittel gebildeter Sandstein.

Kieselsäure H2SiO3 ^[H_{2}SiO_{3}] findet sich gelöst in vielen Quellen, besonders reichlich (bis 0,5 Proz.) in den heißen Springquellen auf Island und Neuseeland. Man erhält reine K. durch Zersetzung von kieselsaurem Alkali mit einer Säure oder von Fluorkiesel mit Wasser, und zwar scheidet sich dabei der größte Teil der K. gallertartig aus, während nur eine kleine Menge gelöst bleibt. Die Gallerte löst sich in mehr als 1000 Teilen Wasser, wird aber, wie der Verdampfungsrückstand der Lösung, beim vollständigen Austrocknen unlöslich. Gießt man eine Lösung von kieselsaurem Natron in überschüssige verdünnte Salzsäure und bringt die Mischung auf den Dialysator, so entweichen das Chlornatrium und die überschüssige Salzsäure durch die Membran des Dialysators, und die Kieselsäurelösung kann über Schwefelsäure bis auf einen Gehalt von 14 Proz. konzentriert werden. Sie ist farb- und geschmacklos, verursacht aber im Mund ein lange anhaltendes unangenehmes Gefühl, reagiert sauer und gerinnt allmählich zu einer Gallerte. Ausgewaschene Kieselsäuregallerte, welche nach mehrwöchentlichem Stehen bei gelinder Wärme trocknet, hinterläßt eine dem Opal sehr ähnliche Masse. In Röhren langsam auf 200° erhitzte Lösungen geben