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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kirchbach; Kirchberg; Kirchberger Grün; Kirchdorf; Kirchdrauf; Kirche

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Kirchbach - Kirche.

dischen Fischer zu seinem Darstellungsgebiet zu wählen, und so entstand als sein erstes größeres Werk: das Opfer der See (1876), welches für die Berliner Nationalgalerie angekauft wurde und ihm die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung einbrachte. Es folgten: sorgenvolle Stunden (1880), ein holländisches Fischerpaar am Bett seines kranken Kindes, eine holländische Kirmesszene (1883) und einige kleinere Genrebilder aus dem Fischerleben.

Kirchbach, Hugo Ewald, Graf von, preuß. General, geb. 23. Mai 1809 zu Neumarkt in Schlesien, besuchte die Kadettenhäuser zu Kulm und Berlin und trat 23. Mai 1826 als Fähnrich beim 26. Regiment ein. Nach regelmäßigem, aber langsamem Avancement ward K. 1851 als Major in den Generalstab versetzt, kurz nachher zum Abteilungschef im Großen Generalstab und dann zum Generalstabschef des 3. Armeekorps ernannt. Von 1859 an kommandierte er als Oberst nacheinander das 36., 26. und 66. Regiment und ward 1863 Kommandeur der 19. Infanteriebrigade und Generalmajor. 1864 befehligte er die mobile 21. Infanteriebrigade in Schleswig, und 1866 im böhmischen Feldzug führte er als Generalleutnant die 10. Infanteriedivision mit großer Auszeichnung. Für seinen erfolgreichen Anteil an den Schlachten von Nachod und Skalitz und am Gefecht bei Schweinschädel erhielt er den Orden pour le mérite. Beim Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs erhielt er das Kommando des 5. Armeekorps und ward 10. Aug. 1870 zum General der Infanterie ernannt. Er nahm hervorragenden Anteil am Gefecht von Weißenburg und an der Schlacht bei Wörth, in welch letzterm Kampf er leicht am Genick verwundet wurde, dann an der Schlacht bei Sedan, wo er den Franzosen den Rückzug nach Mezières verlegte. Durch die Besetzung von Versailles 19. Sept. schloß er die Zernierung von Paris im Südwesten ab und hatte während der ganzen Dauer derselben (bis 9. Febr. 1871) das Hauptquartier des Königs und des Kronprinzen in Versailles zu decken. Er schlug alle Ausfälle der Pariser zurück; namentlich den letzten großen Ausfall vom 19. Jan. 1871 (Schlacht am Mont Valérien). Im Februar marschierte er mit seinem Korps nach Orléans, im März nach Vesoul; im Mai kehrte er nach Posen zurück. Als er 1880 seinen Abschied nahm, ward er in den Grafenstand erhoben. Er lebt auf seinem Gut Moholz in der Lausitz.

Kirchberg, 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Simmern, 427 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, eine Lateinschule, ein Amtsgericht, bedeutende Vieh- und Fruchtmärkte und (1885) 1348 meist evang. Einwohner. K., die älteste Stadt des Hunsrückens (seit 1249), gehörte ehedem den Grafen von Sponheim, nach deren Aussterben es in den gemeinsamen Besitz der Pfalz und Badens kam. Von 1707 bis 1794 war es ganz bei Baden, fiel alsdann an Frankreich und 1814 an Preußen. - 2) Stadt in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Zwickau, an der Linie Wilkau-Saupersdorf der Sächsischen Staatsbahn, 360 m ü. M., hat eine Kirche, ein Amtsgericht, bedeutende Streichgarnspinnerei, Tuch- und Wollwarenfabrikation, eine Dampfheizrohrfabrik, eine mechanische Weberei für Möbelstoffe und (1885) 6949 fast nur evang. Einwohner. - 3) Stadt im württemberg. Jagstkreis, Oberamt Gerabronn, an der Jagst, hat ein Schloß des Fürsten von Hohenlohe mit Park, Kunst- und Altertümersammlung, starke Gerberei und (1885) 1238 meist evang. Einwohner. - 4) (Oberkirchberg) Pfarrdorf im württemberg. Donaukreis, Oberamt Laupheim, an der Iller, in einer in paläontologischer Hinsicht sehr bemerkenswerten Gegend (Versteinerungen von Schnecken, Süßwassertieren, Fischen etc.), hat 575 kath. Einwohner und ist Hauptort der Herrschaft K., welche den Grafen Fugger aus der Linie K.-Weißenhorn gehört. - 5) (K. am Wald) Marktflecken in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Waidhofen, an der Thaya, mit Schloß und Park und 848 Einw., wurde lange Zeit von Karl X. von Frankreich bewohnt. K. ist der Geburtsort des Dichters Robert Hamerling. - 6) (K. am Wechsel) Marktflecken in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen, mit schöner Kirche, (1880) 1161 Einw. und zahlreichen Hammer- und Sägewerken. Dabei die Hermannshöhle, eine ausgedehnte Stalaktitengrotte.

Kirchberger Grün, dem Schweinfurter Grün ähnliche arsenhaltige Kupferfarbe.

Kirchdorf, Dorf mit eigner Kirche.

Kirchdorf, Marktflecken im Erzherzogtum Österreich ob der Enns, am Kremsfluß und an der Kremsthalbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine gewerbliche Fortbildungsschule, eine sehr alte Kirche, Industrie und Handel in Eisenwaren, Sparkasse und (1880) 1443 Einw. K. ist mit dem nahe gelegenen Micheldorf (1880: 2568 Einw.) ein Hauptsitz der österreichischen Sensenfabrikation.

Kirchdrauf (ungar. Szepes-Váralja), Stadt im ungar. Komitat Zips, eine der 16 Zipser Städte und Station der Kaschau-Oderberger Bahn, mit Kloster, zwei Spitälern, Lehrerpräparandie, (1881) 3256 meist slaw. Einwohnern, Getreide- und Flachshandel und Bezirksgericht. Dicht über der Stadt erhebt sich das festungsähnliche Zipser Domkapitel, Sitz eines katholischen Bischofs mit theologischer Lehranstalt und Seminar, und 1 km östlich das Zipser Schloß auf hohen, spitzen Granitfelsen. In der Nähe mehrere Mineralquellen und merkwürdige Kalktuffbildungen sowie die Kirchdraufer Eis- u. Tropfsteinhöhle (80 m tief, 40 m breit) in dem Berg Drevenyik.

Kirche bezeichnet im Gegensatz zu den Tempeln der Alten, den Moscheen der Mohammedaner und den Synagogen der Juden das der christlichen Gottesverehrung geweihte Gebäude (s. Kirchenbaukunst), dann bald die Gemeinschaft der christlichen Gläubigen im Gegensatz zu andern Religionsgenossenschaften, bald den äußerlichen Organismus derselben, wie er sich in bestimmten Gesellschaftsformen, Kultus und Verfassung darstellt, bald ganz allgemein die ausschließlich religiöse Gemeinschaftsform selbst, in welchem Sinn auch von einer jüdischen, mohammedanischen etc. K. gesprochen werden kann, bald auch wieder die zum Christentum sich bekennende Bevölkerung eines einzelnen Landes oder Staats (Landeskirche) in Hinsicht auf ihre besondere Verfassung etc., bald endlich eine einzelne Partei der Christen, sofern sie als eine besondere, durch Glaubenssymbole und Rechte, auch wohl Zeremonien von andern sich unterscheidende größere Religionsgesellschaft angesehen wird, so römisch-katholische, griechisch-katholische, lutherische, reformierte K. im Gegensatz zu Sekte. Auch die Etymologie des Wortes ist streitig, wenngleich jetzt die meisten Gelehrten den Ursprung desselben auf das griechische Kyriakón (Herrenhaus, Haus), in welchem sich die Gemeinde des Herrn zu seinem Dienst versammelt, zurückführen. Da sonach weder Sprachgebrauch noch Etymologie zu einem irgend sichern Resultat verhelfen, so hilft nur eine teils be-^[folgende Seite]