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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kochenilleflechte; Kocher; Köcher; Köcherjungfern; Kochflasche; Kochgerste; Kochheim; Kochherde; Kochmaschinen

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Kochenilleflechte - Kochherde.

form oder in Täfelchen in den Handel kommt und Violett, Amarantrot und Malvenfarbe liefert. Früher wurde sie auch medizinisch benutzt. Die K. wurde schon vor Entdeckung Amerikas von den Mexikanern gezüchtet, Lopez de Gomara gab 1525 die erste Beschreibung der K.; aber man hielt die Drogue trotzdem für vegetabilischen Ursprungs, bis der Streit durch die Erkundigungen des Holländers Ruyscher 1725 entschieden wurde. Als Mexiko noch allein K. erzeugte, wurden jährlich 440,000 kg im Wert von nahezu 7,5 Mill. holländ. Gulden nach Europa ausgeführt. Von 1 Hektar Nopalpflanzung erntete man ca. 300 kg K., und auf 1 kg kommen etwa 140,000 Tierchen. In frühern Zeiten sammelte man namentlich in Polen um Johannis eine rote Schildlaus, Porphyrophora polonica L. (polnische K., Johannisblut), welche an den Wurzeln mehrerer Pflanzen, namentlich des Scleranthus perennis, in Nordostdeutschland, Polen, Rußland, Schweden, Ungarn lebt. Das Insekt bildete einen nicht unwichtigen Handelsartikel, ist aber durch die viel ausgiebigere mexikanische K. längst verdrängt.

Kochenilleflechte, s. Cladonia.

Kocher, Fluß in Württemberg, entspringt südlich von Aalen in einem Thal zwischen dem Härdtfeld und Aalbuch in 501 m Höhe aus zwei Quellbächen: dem Roten und Schwarzen K., fließt, der Jagst auffallend parallel, in einem großen Bogen nach NW. durch flaches Hügelland und mündet nach 180 km langem Lauf unweit Kochendorf, 4 km oberhalb der Jagstmündung, rechts in den Neckar. Nebenflüsse sind links die Lein bei Abtsgemünd, die Brettach bei Neuenstadt, rechts die Bühler.

Köcher, Behältnis für die Pfeile der Bogenschützen (vgl. Bogen, mit Abbildung).

Köcherjungfern (Frühlingsfliegen, schmetterlingshafte Wassermotten, Phryganeodea Burm.), Familie aus der Ordnung der Netzflügler, Insekten mit kleinem, quer senkrecht gestelltem Kopf, langen, borstenförmigen Fühlern mit dickem Basalglied, halbkugeligen Augen, zuweilen undeutlichen Nebenaugen, behaarten oder beschuppten, nicht gegitterten Flügeln, von denen sich die breitern Hinterflügel fächerartig falten, um von den meist bunt gefärbten vordern bedeckt werden zu können. Die Mundteile sind verkümmert, und besonders sind die Kinnbacken häutig. Die langen Beine haben an der Spitze und meist auch in der Mitte gespornte Schienen, die Tarsen zwei seitliche und einen größern mittlern Haftlappen. Das letzte Hinterleibssegment des Männchens mit zangen- oder griffelförmigen Reifen. Die über die ganze Erde verbreiteten Arten sind zum Teil lichtscheu, finden sich meist im Frühjahr oft massenhaft an Holz und Gesträuch in der Nähe des Wassers, fliegen in der Dämmerung und setzen die Eier in Form eines von einer gallertartigen Masse umhüllten Klumpens an Pflanzen, Steine etc. ab. Die Larven (Kärder, Sprocke, Hülsenwürmer), welche manchen Schmetterlingsraupen ähneln, zeigen nur am Kopf und Thorax und an den sechs Beinen feste, mehr hornige Konsistenz und sind am dünnhäutigen Hinterleib meist mit zahlreichen Kiemenfäden versehen. Sie vereinigen mit Hilfe eines auf der Unterlippe mündenden Spinnorgans Pflanzenteile, kleine Schneckengehäuse, Sandkörnchen etc. zu einem meist länglichen, röhrenförmigen, stets charakteristisch geformten, bisweilen schneckenhausähnlichen Gehäuse, welches ihnen als schützende Hülle dienen soll und entweder von dem Tier herumgeschleppt, oder am Grunde des Wassers festgesponnen wird. Sie nähren sich meist von vegetabilischer, aber auch von animalischer Kost und verpuppen sich in dem verschlossenen Gehäuse. Gewöhnlich überwintert die Larve. Die rautenfleckige Köcherjungfer (Limnophilus rhombicus L.), 15 mm lang, mit zwei Fensterflecken auf jedem der gelbbraunen Vorderflügel und mit milchweißen Hinterflügeln mit gelber Spitze; ihre grünliche, vorn dunklere Larve lebt in der Nähe von Schilf in freiem, aus Halmstückchen, Holz- und Rindenspänen gefertigtem Gehäuse. S. Tafel "Netzflügler". Vgl. Mc. Lachlan, A monographic revision and synopsis of the Trichoptera of the European fauna (Lond. 1876).

Kochflasche, s. Kolben.

Kochgerste, s. Graupen.

Kochheim, s. Kochem.

Kochherde und Kochmaschinen für die Küche werden in sehr verschiedener Konstruktion ausgeführt und sind in neuerer Zeit wesentlich vervollkommt worden. Früher benutzte man einfache Herde, auf welchen das Feuer unter einem Dreifuß oder in einem Mauerloch unter eisernen Stangen, auf welche die Töpfe gesetzt wurden, brannte. Diese Einrichtung ist ebenso kostspielig wie unbequem und daher immer mehr durch Kochmaschinen mit geschlossener Feuerung verdrängt worden. Die Figuren 1-3 zeigen bewährte Maschinen von Adler in Berlin. In einem Falz der kupfernen, 13 cm breiten Einfassung g g (Fig. 1) liegt die mit einer Ringöffnung versehene, aus mehreren Teilen bestehende gußeiserne Kochplatte, unter derselben das große eiserne Bratrohr n, unter diesem das eiserne Wärmrohr n' und zur Seite der kupferne Wasserkasten o. Das Brennmaterial (hartes Holz oder Kohle) wird durch die Ringöffnung p auf den Rost k gebracht, unter welchen durch eine Thür im Aschenfall i (Fig. 2) die zur Verbrennung nötige Luft tritt. Die Verbrennungsgase verbreiten sich nun unter der ganzen Kochplatte, erhitzen das Bratrohr von oben, gehen dann abwärts und horizontal in den Zügen e e, umspielen die frei liegende Seite des Brat- und Wärmrohrs und ziehen durch den unterirdischen Kanal m in einen seitlich gelegenen Schornstein. Die Maschine ist aus Ziegelstein in Lehmmörtel erbaut,

^[Abb.: Fig. 1. Kochmaschine von Adler.]