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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kordon; Kordonist; Kordonsystem; Korduan; Korduene; Korea

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Kordon - Korea.

lichen Kondschara. Ganz verschieden von diesen sind die Takale im SO., welche sich Brüder der Fundsch nennen, ferner die Dschalin und Danagele, welche sich arabischer Abstammung rühmen und vornehmlich den Handel betreiben. An den Ostgrenzen wohnen die Kababisch, im SO. die Baqara. Die Gesamtbevölkerung wird auf 280,000 Seelen geschätzt, davon drei Viertel Sklaven. Der Handel mit Kairo nimmt seinen Weg direkt über Dongola. Die Gegenstände desselben werden außer den Luxusbedürfnissen namentlich aus Dar Fur bezogen. Straußenfedern, Elfenbein, Tamarinde, Ochsenhäute, vorzügliches Gummi, Gold sind die Haupthandelsartikel. Eingeführt werden Weizen, Zucker von Indien, Arrak und Seife (letztere nur von den Vornehmen gebraucht) aus Syrien, Tabak aus Kairo, Salz aus Chartum. Die bedeutendsten Städte sind El Obeïd (ca. 30,000 Einw.) u. Bara. K. ist in neuerer und neuester Zeit häufig von Reisenden durchforscht und beschrieben worden, so namentlich von Rüppell 1824-25, Russegger 1837, Holroyd und Parkyns 1837 und 1849, Kotschy 1839, Pallme 1838-39, Brehm 1848, Lauture 1850, Kuny 1857-58, Munzinger 1861-62, Marno 1875, Prout und Colston 1875-76, Pfund 1876-78, Massari 1880. S. Karte "Ägypten".

Kordon (franz. cordon, spr. -dóng, "Schnur"), das breite Band höchster Ordensklassen (vgl. Cordon bleu); im Kriegswesen: eine Reihe unter sich in Verbindung stehender Militärposten oder eine Postenkette zur Grenzbewachung, zur Absperrung von Ortschaften und größern Gebietsteilen bei Seuchen etc. Solche systematische Absperrungen sind alt; die chinesische Mauer, die römischen Grenzwälle mit ihren Warten und Kastellen (s. d.) gehören hierher. In neuerer Zeit ist das Kordonsystem hauptsächlich im vorigen Jahrhundert von den Österreichern an der türkischen Grenze (s. Tschardaken), in den schlesischen Kriegen, besonders von Lacy im bayrischen Erbfolgekrieg und später in den Revolutionskriegen zur Anwendung gekommen, erwies sich aber schon hier gegen offensive Kriegführung mit großen Massen als unhaltbar; aus diesem Grund ist es heute unmöglich, nur wilden Völkerschaften gegenüber noch am Platz. - Im Befestigungswesen ist K. (Kordonstein) der auf Eskarpenmauern überragende Stein zur Ableitung des Traufwassers. K. auch s. v. w. Schnurbäumchen, Guirlandenbaum; s. Obstgarten.

Kordonist (v. franz. cordon), in Bayern früher s. v. w. Gendarm.

Kordonsystem, s. Kordon.

Korduan (Cordovan), Luxusleder aus Ziegen- und Bockfell, steht dem Saffian und Maroquin sehr nahe und unterscheidet sich von denselben wesentlich nur dadurch, daß es zwar auch gefärbt, aber nicht geglänzt, sondern nur gekrispelt wird. Die stärkern Sorten dienen zu feinern Schuhmacherarbeiten, die dünnern zu Buchbinder- und Galanteriearbeiten. Der Name stammt von Cordova in Spanien, wo es von den Mauren zuerst angefertigt sein soll.

Korduene (Gordyäa), im Altertum Gebirgslandschaft des medischen Volkes der Korduener (Kurden) in Armenien, zwischen dem Tigris und dem See Thospitis (Wansee), war seit Tigranes II. eine Grenzprovinz öfter des armenischen als des parthischen Reichs, doch stets unter einheimischen Stammesfürsten, die zuweilen den Königstitel annahmen.

Korea (chines. Tschau-sian), Königreich an der Küste Ostasiens, zwischen 34° 17'-43° 2' nördl. Br. und 124° 30'-130° 35' östl. L. v. Gr., umfaßt die Halbinsel, welche im O. vom Japanischen, im W. vom Gelben Meer begrenzt und durch die Straße von K. von der japanischen Insel Kiusiu getrennt wird, während die Nordost- und Nordgrenze gegen das chinesische Reich und das russische Sibirien die Flüsse Orikang (Jalukiang) und Tumankang bilden (s. Karte "China und Japan"). Das Areal Koreas wird zu 218,192 qkm (3962 QM.) berechnet. Die Süd- und Westküste werden von zahlreichen Inseln besäumt und von einer großen Anzahl meist noch sehr wenig bekannter Baien und Häfen zerschnitten, unter denen die Koreabai im N. die bedeutendste ist. Dagegen ist die Ostküste fast ganz inselfrei, sie hat auch sehr wenige Einschnitte (Broughtonbai, Unkofskybai). Unter den Inseln ist die an der Südwestspitze gelegene Insel Quelpart (Tschedschu) die bedeutendste, nächstdem Namhwai und Kotschije, im Meerbusen von K. der K.-Archipel. Port Hamilton (s. d.) in der Nanchowgruppe an der Südküste wurde 1883 von England als Flottenstation in Besitz genommen, 1886 aber wieder geräumt. Die Halbinsel K. wird in ihrer ganzen Länge von einem Gebirgskamm durchzogen, der sich in mäßiger Entfernung von der Ostküste hält und seinen Kulminationspunkt unter 38° 10' nördl. Br. erreicht, da, wo der bedeutendste Fluß des Landes, der Han, entspringt, der, an der Hauptstadt Söul vorüberfließend, in mehreren Armen ins Gelbe Meer fällt; er ist von seiner Mündung eine kurze Strecke aufwärts schiffbar. Der Kiöngsando, der westlich von Fusan in die Broughtonstraße fällt, führt die Produkte des Innern diesem Hafen zu. Auch der Orikang und der Tumankang sind große, der Taidonjang und Tangjinjang wenigstens nicht unbedeutende Flüsse. Im Winter tragen die nördlichen Flüsse mit Einschluß des Han eine starke Eisdecke, selbst das Meer bedeckt sich auf 6-7 km von der Küste mit Eis; denn ungeachtet der Lage Koreas, welche der von Süditalien entspricht, ist das Klima, namentlich in den bergigen Teilen, rauh und kalt (bis -30° C.), dagegen ist im S. der Sommer stets heiß und trocken. Die Tierwelt schließt Tiger, Luchse, Bären, Hirsche, Rehe und Wildschweine ein, im S. kommen auch Affen vor. Pferde- und Rindviehzucht werden eifrig betrieben; die Pferde sind klein, aber ausdauernd und schnell; Schafe wurden bisher aus China eingeführt. Die Wälder enthalten Eichen, Fichten, Eschen, Magnolien, im Gebirge den Lackbaum (Rhus vernix); man zieht viele Fruchtbäume, den Maulbeerbaum zur Seidenzucht; sehr wertvoll ist der Ginseng (Panax quinquefolium). Man erntet Weizen, Reis, Baumwolle, Hanf, Tabak u. a. Der größere Teil des Bodens ist sehr fruchtbar. Auch der Mineralreichtum ist, wie aus dem Bericht einer vor kurzem von der Regierung mit der Untersuchung dieser Angelegenheit beauftragten Kommission hervorgeht, ein sehr großer. Das Graben nach kostbaren Metallen war bisher von der Regierung unter schweren Strafen verboten; sie selbst bearbeitete die Gruben bloß, wenn sie Metall (Gold, Silber, Kupfer) brauchte, jetzt beansprucht sie aber nur 10 Proz. des Gewinns als Abgabe. Eisen und Kohlen sind an verschiedenen Stellen sogar an der Oberfläche gefunden worden. Gegenwärtig werden zum Teil durch Fremde bearbeitet 82 Gold-, 7 Silber-, 17 Kupfer-, 40 Eisen-, 7 Blei-, 9 Kohlengruben und 13 Edelsteinlager. Der Ertrag ist zwar gering, doch schätzt man den Wert der Ausfuhr 1881-84 von Gold auf 1,885,033, von Silber auf 387,769 Jen.

[Bevölkerung.] Die Bewohner von K., deren Zahl nach einem 1883 vorgenommenen Zensus 10,518,937 Seelen (in 1,700,000 Häusern) beträgt, gehören zu