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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kork

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Kork (botanisch etc.) - Kork (Marktflecken).

dung der Borke der Baumstämme spielt der K. eine wichtige Rolle (s. Periderm). Endlich entsteht derselbe auch an allen denjenigen Stellen, wo die Pflanze durch das natürliche Abfallen gewisser Teile, z. B. der Blätter, Wundstellen erhält, indem schon vor dem Ablösen dieser Teile an der künftigen Wundfläche aus den stehen bleibenden Zellen eine Korkschicht in der gewöhnlichen Weise gebildet wird. Selbst zufällige fremde Verwundungen aus Parenchym bestehender Pflanzenteile, z. B. an den Kartoffelknollen und andern fleischigen Organen, werden mittels Korkbildung von der Pflanze selbst geschlossen.

K. enthält etwa 10 Proz. in kochendem Alkohol lösliche Bestandteile: Cerin (Phellylalkohol) C17H18O ^[C_{17}H_{18}O], Dekacrylsäure C10H18O2 ^[C_{10}H_{18}O_{2}], Eulysin C24H36O3 ^[C_{24}H_{36}O_{3}], Corticinsäure C12H10O6 ^[C_{12}H_{10}O_{6}] und eine Gerbsäure. Die reine Korksubstanz ist in allen Lösungsmitteln unlöslich und besteht aus 65,7 Kohlenstoff, 8,3 Wasserstoff, 1,5 Stickstoff und 29,5 Sauerstoff.

[Gewinnung und Bearbeitung.] Der K. des Handels stammt von der Korkeiche (Q. suber L.), in geringerer Menge von Q. occidentalis Gray. Erstere wächst in Menge in Nordafrika (bis ins Innere von Marokko), auf den Balearen, in Oberestremadura und Viscaya in Spanien, schon weniger im südöstlichen Frankreich und in Süditalien, selten in Griechenland. Die andre Eiche bildet an der westfranzösischen Küste große Bestände. Beide Bäume besitzen eine ziemliche starke und schwammige Außenrinde, einen brauchbaren K. aber erzeugen sie erst nach Abtragung dieser Rinde. Bei Q. suber erhält sich die Oberhaut (Epidermis) bis ins zweite oder dritte Jahr, und wenn sie sich dann in dünnen Häuten von den Stämmen ablöst, so zeigt sich eine schon ausgebildete dünne Korkschicht als Ersatz der Epidermis. Unter dieser Schicht fährt das Korkkambium in der Bildung von K. fort; aber das Produkt ist technisch nicht verwertbar, und erst nachdem dieser männliche K. entfernt ist, bildet das Kambium guten weiblichen K. Gewöhnlich beginnt man mit der Korkausnutzung an 15jährigen Bäumen und kann dann in Zeiträumen von 8-10 Jahren 100-150 Jahre lang schälen. Die Güte des Korks nimmt bis zu einem bestimmten Alter des Baums zu, aber sehr alte Bäume liefern ein schlechtes Produkt. Zur Abschälung des Korks macht man in die Rinde mit Handhaken rings um den Stamm in horizontaler Richtung laufende Einschnitte, welche nicht bis ins Korkkambium reichen dürfen, verbindet diese Kreisschnitte durch einen Längsschnitt und löst die Korkschicht mit Hilfe des platten Hackenstiels vom Korkkambium ab. Die abgelösten Platten läßt man in Stößen, mit Steinen beschwert, trocknen, entfernt dann mit der Feile oder dem Schabmesser die äußere und die innere Schicht und setzt die Platten in großen Kesseln 5-6 Minuten der Einwirkung siedenden Wassers aus. Bisweilen zieht man wohl auch die Platten durch ein Flammenfeuer, um ihre Qualität zu verbessern. Die Güte des Korks ist abhängig vom Klima, vom Standort und Alter des Baums und von der Zubereitung. K. aus warmen Gegenden ist besser als auf nördlichen Standorten erwachsener. Die Korkplatten des Handels haben eine Stärke bis zu 5 cm und erscheinen parallel zur Oberfläche deutlich geschichtet. Senkrecht zur Oberfläche, also der radialen Richtung des Stammes entsprechend, laufen aus sklerenchymatischen Zellen bestehende spröde Gewebe, die beim Trocknen und Quetschen des Korks mehr oder minder zerstäuben und Hohlräume hinterlassen. Die bedeutendste Korkgewinnung wird in Algerien (Departement Konstantine), Spanien (nordöstliches Katalonien, Andalusien) und Portugal betrieben. Frankreich, Italien liefern weniger und geringern K. Die physikalischen Eigenschaften des Korks, seine Elastizität, Undurchdringlichkeit für Flüssigkeiten und Gase, seine geringe Dichte (spez. Gew. 0,24) und seine Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse haben ihm eine bedeutende technische Wichtigkeit verschafft, um so mehr, da er kaum durch eine andre Substanz zu ersetzen ist. Hauptsächlich dient er zu Pfropfen, welche früher fast ausschließlich aus Spanien bezogen wurden, jetzt aber auch in Frankreich, England, in Bremen, im Oldenburgischen (Delmenhorst), in Sachsen (Raschau), Thüringen, Baden und Hessen hergestellt werden. Die Erfindung wird dem Pater-Kellermeister der Abtei von Haut-Villers, Dom Perignon (zwischen 1670 und 1715), zugeschrieben. Man schneidet sie mit sehr scharfen Messern aus freier Hand und hat erst in neuester Zeit vorteilhafte Maschinen konstruiert. Schnell rotierende Messer zerschneiden die Korkplatten, und ein nach Art einer Bandsäge über zwei Scheiben gelegtes messerartiges Stahlband schneidet aus dem rotierenden Material die runden Korke, worauf ein kreisförmiges Messer die beiden Stirnflächen bearbeitet. Das Stahlband passiert bei seiner Bewegung zwei Schleifscheiben, die es scharf erhalten. Ein Arbeiter schneidet an einem Tag 1000-1200 Stück Weinkorke, von kleinern Sorten mehr. Die Maschine liefert in 10 Stunden 20-24,000 Korke. Die fertigen Korke werden mittels einer Maschine, bei welcher parallele verstellbare Eisenstäbe eine Art Rost bilden, nach der Größe und dann nach der Güte sortiert. Die besten Korke werden für die Champagnerflaschen und Mineralwasserflaschen benutzt. Kocht man die Korke in Wachs oder Paraffin, so werden die Poren verschlossen, und chemische Agenzien wirken dann weniger auf die Korkmasse ein. Zum Durchbohren der Korke benutzt man Rundfeilen (Rattenschwänze), indem man zuerst ein Loch durch den Propfen sticht und dies dann erweitert, oder Korkbohrer, die aus Messingröhren bestehen, welche an einem Ende geschärft sind, während das andre Ende zu einem starken Ring verdickt ist, durch welchen man einen Stab steckt, um mit Hilfe desselben die Röhre drehend und drückend durch den Propfen zu treiben. Anderweitige Verwendung findet K. zu Kunstarbeiten (s. Korkbildnerei), Korksohlen, Korkjacken, Hutfutter, zu Schwimmern für Fischernetze und Ankerbojen, zu Schwimmgürteln und Rettungsbooten, zum Überziehen von Dampfleitungen, Mühlsteinen, die zum Entschälen der Hirse dienen, zu federnden Unterlagen für Ambosse etc. Abfälle dienen als Polstermaterial, werden auf Kamptulikon und Linoleum verarbeitet, auch zur Gewinnung einer schwarzen Farbe verkohlt. Theophrast wußte schon, daß die Rinde der Korkeiche nach der Schälung schnell nachwächst. Varro und Columella empfahlen den K. (Cortex) seiner geringen Wärmeleitung wegen zu Bienenstöcken, und Plinius betonte die Brauchbarkeit zu Stöpseln, doch waren letztere zur Römerzeit noch wenig gebräuchlich. Im 15. Jahrh. wurde K. in Danzig zu Pantoffeln verarbeitet, zum Teil auch wieder nach Schweden verschifft. Vgl. Rousset, Culture, exploitation et aménagement du chêne-liège en France et en Algérie (Par. 1859); Höhnel, Über den K. und verkorkte Gewebe (Wien 1878).

Kork, Marktflecken im bad. Kreis Offenburg, Amt Kehl, unweit der Kinzig und an der Linie Appenweier-Kehl der Badischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht und (1885) 1017 meist evang. Einwohner.