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Krayenhoff - Krebs.
1789) den Feldzug gegen die Türken mit und wurde nach dem Frieden von 1790 zum Generalmajor und zum Freiherrn ernannt. In den Jahren 1793-95 focht er in den Niederlanden und am Rhein, errang 28.-29. Mai 1794 über Pichegru den Sieg von Catrou und erwarb sich in dem Feldzug von 1796 den Grad eines Feldmarschallleutnants. Wegen seines unglückseligen Feldzugs in Hessen 1797 wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt. Gerechtfertigt, aber dennoch zu zweiwöchentlicher Arreststrafe verurteilt, ging er, nachdem sein Abschiedsgesuch abgelehnt worden, im Herbst 1798 nach Italien. Die glänzenden Waffenthaten, mit denen er hier an der Spitze eines Korps bei Legnago und Magnano (5. April) den Feldzug von 1799 eröffnete, bereiteten die Siege vor, die Suworow und Melas dort später erfochten. Zum Feldzeugmeister befördert und mit der Leitung der Belagerung von Mantua beauftragt, mußte er dieselbe wegen Annäherung der Franzosen unter Macdonald für eine kurze Zeit zwar aufgeben, setzte sie aber nachher fort und zwang die Festung nach zwei Monaten (27. Juli) zur Kapitulation. 1800 erhielt er an der Stelle des Erzherzogs Karl das Oberkommando der Rheinarmee, wurde aber von Moreau bei Stockach (3. Mai) und Möskirch (5. Mai) geschlagen und bis in die Gegend von Konstanz zurückgedrängt, wo ein Waffenstillstand die Operationen beendigte, und mußte hierauf 21. Juli das Kommando an den Erzherzog Johann abgeben. K. starb 19. Jan. 1804 in Pest.
Krayenhoff, Cornelius Rudolf Theodor, niederländ. General, geb. 2. Juni 1758 zu Nimwegen, studierte in Harderwijk Medizin und praktizierte nachher in Amsterdam. Beim Ausbruch der bürgerlichen Unruhen in Holland (1795) ging er zu den Franzosen über und übernahm auf Pichegrus Wunsch den Befehl über die Amsterdamer Garde. Im Mai 1795 wurde er zum Oberstleutnant und Kontrolleuradjunkten der Befestigungen ernannt. Im Auftrag der Regierung der Batavischen Republik (1798) fertigte er eine neue Karte der nördlichen Provinzen der Niederlande, die 23 Jahre später erschien und noch jetzt zu den genauesten dieses Landes gehört. Der König Ludwig Napoleon ernannte K. 1805 zu seinem Generaladjutanten, dann zum Generaldirektor des Kriegsdepots, später zum Generalmajor und endlich 1809 zum Kriegsminister, und K. rechtfertigte während der Feldzüge von 1805, 1806 und 1809 glänzend das ihm geschenkte Vertrauen. Nach dem freiwilligen Rücktritt Ludwigs (1810) ward er von Napoleon zum Generalinspektor des Geniewesens ernannt, erklärte sich aber im Oktober 1813 für die Partei der Patrioten. Als Gouverneur von Amsterdam befehligte er die erfolglose Belagerung von Naarden. 1814 erhielt er den Auftrag, an der Spitze des Geniekorps den sogen. Waterstaat, d. h. die Verwaltung der Brücken und Dämme, zu organisieren. 1815 wurde er zum Baron ernannt. Später betraute ihn der König mit einer Sendung nach Curassao. Von dort zurückgekehrt, wurde er, wegen Betrugs beim Bau der Südfestungen angeklagt, zur Disposition gestellt, 1830 nach seiner Freisprechung pensioniert und lebte fortan zu Nimwegen in Geldern, wo er 24. Nov. 1840 starb. Als Schriftsteller hat sich K. bekannt gemacht durch den "Précis historique des opérations géodésiques et astronomiques faites en Hollande par le L.-G. K." (Haag 1815), den "Entwurf zu dem Ableiten des Niederrheins in die Yssel" (Nimw. 1823) und den "Entwurf, den Strömen Waal und Maas eine andre Richtung zu geben" (das. 1823).
Krayon (franz. crayon, spr. kräjóng), Stift zum Zeichnen; daher Krayonzeichnung besonders die mit Bleistift auf Papier oder mit Silberstift auf Pergament ausgeführte Zeichnung, eignet sich vorzüglich zur zartern und feinern Durchführung.
Krayonmanier, Nachahmung von Kreidezeichnungen durch Kupferstich, s. Kupferstecherkunst.
Kreas, s. Leinwand.
Kreatianismus (lat.), die in der Dogmatik im Gegensatz zum Traduzianismus (s. d.) auftretende Lehre, nach welcher bei der Entstehung des menschlichen Lebens nur der Leib aus der Zeugung herrührt, die Seele aber direkt göttlichen Ursprungs ist. Der K. gehörte von jeher zum System der griechischen Kirche und wurde im Mittelalter auch von der Mehrzahl der Scholastiker vertreten. Auch die reformierte Kirche lehrt kreatianisch, indem sie auf solche Weise die kreatürliche Abhängigkeit festzustellen gedenkt.
Kreatin C4N3O2^[C_{4}N_{3}O_{2}], Bestandteil des Muskelfleisches aller Wirbeltiere, findet sich auch im Gehirn, Harn, Blut und im Fleischextrakt. Man erhält es aus einem kalt bereiteten, ausgekochten und filtrierten, mit Baryt von Phosphorsäure befreiten und zur Sirupskonsistenz verdampften Fleischauszug in Kristallen mit einem Molekül Kristallwasser, die gereinigt farb- und geruchlos, durchsichtig sind, schwach bitter schmecken und sich in Wasser, kaum in Alkohol lösen. Es reagiert neutral, gibt mit Säuren wenig beständige Salze und liefert bei Behandlung mit Alkalien Harnstoff, beim Kochen mit verdünnten Säuren Kreatinin C4H7N3O^[C_{4}H_{7}N_{3}O]. Dieser Körper findet sich im Harn, bildet farb- und geruchlose Kristalle, ist leicht löslich in Wasser und Alkohol, schmeckt ammoniakalisch, reagiert stark alkalisch und bildet kristallisierbare Salze. Man hat dem K. früher wegen seines hohen Stickstoffgehalts große Bedeutung für die Ernährung zugeschrieben; jetzt weiß man, daß es zu den Schlacken des Organismus gehört und nach geringen Wandlungen ausgeschieden wird.
Kreation (lat.), Schöpfung.
Kreatur (lat.), Geschöpf, Mensch, oft im verächtlichen Sinn; kreatürlich, der K. eignend; wirklich.
Krebs (Astacus L.), Krustaceengattung aus der Unterordnung der Dekapoden, der Horde der Langschwänze und der Familie der Krebse (Astacina), Meer- und Süßwasserbewohner mit krustiger Körperbedeckung, seitlich zusammengedrücktem Cephalothorax, abgeflachtem Nachleib und zwei nebeneinander eingelenkten Fühlerpaaren, von denen die äußern am Schaft mit einer kleinen oder ganz verkümmerten Schuppe versehen sind. Das erste Beinpaar ist stets in große Scheren verwandelt, die beiden folgenden sind zuweilen ebenfalls scherenförmig, aber klein. Die Jugendformen der über alle Erdteile verbreiteten Gattung unterscheiden sich vom ausgebildeten Tier nur wenig; der dem Ei entschlüpfende Flußkrebs entbehrt nur einer ausgebildeten Schwanzflosse. Der gemeine Flußkrebs (A. fluviatilis Rond., s. Tafel "Krebstiere", Fig. 1 u. 2), 15 cm lang und 120-140 g schwer, grünlichbraun, über fast ganz Europa verbreitet, lebt in fließenden Gewässern und in Seen, am liebsten an Steilufern, wo er bei Tage zwischen Wurzeln und in Löchern sich verkriecht, aber auch an Flachufern unter Steinen und nährt sich von Aas, Schnecken, Würmern, Insektenlarven etc., welche er nachts erbeutet. In den Wintermonaten verläßt er kaum sein Loch. Er häutet sich im Juni, frißt den abgeworfenen Panzer, wartet die Erhärtung des neuen Panzers in einem Schlupfwinkel ab und begattet sich im Oktober, worauf sich das Weibchen in ein Erdloch zurück-^[folgende Seite]