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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krestzy; Kresylalkohol; Kresylsäure; Kreszentin; Kreszénz; Kreta

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Krestzy - Kreta.

"Nicht der erste und nicht der letzte" (1859); "Die Sphinx" (1860); "Der blutige Puff" (1869-74); "Durchtriebene Schelme" (deutsch, Berl. 1887). K. ist kein Talent ersten Ranges, aber ein begabter Schriftsteller mit realistischem Scharfblick.

2) W. (mit ihrem eigentlichen Namen Nadeshda Dmitrijewna Chwoschtschinskaja), bedeutende russ. Schriftstellerin, geb. 1825 zu Rjäsan, wo sie gegenwärtig noch lebt. Ihre litterarische Thätigkeit begann 1850 mit der Erzählung "Anna Michailowna" in der Monatsschrift "Otetschestwennyja Sapiski" ("Vaterländische Annalen"), in der in der Folge auch ihre übrigen Dichtungen mit wenigen Ausnahmen veröffentlicht wurden. Den größten Erfolg hatten die Romane: "Die Begegnung" (1857); "In Erwartung des Bessern" (1861); "Der Bariton" (1866); "Aus jüngster Vergangenheit" (1868) und "Der große Bär" (1871). Auch der Romancyklus "Die Provinz der guten alten Zeit" verdient Erwähnung. Scharfe Beobachtungsgabe, realistische Lebenswahrheit, psychologischer Tiefblick, abgerundete, ernst-anmutige Darstellung, das sind die wesentlichsten Vorzüge dieser Werke, von denen einige auch ins Deutsche und ins Italienische (von A. de Gubernatis) übertragen sind. Treffliche Sachen finden sich auch in ihren kleinern Novellen und Fragmenten (zum Teil übersetzt von Ascharin im "Russischen Novellenschatz"). Ihre gesammelten Werke erschienen in Petersburg 1883 ff.

Krestzy, Kreisstadt im russ. Gouvernement Nowgorod, an der Cholowa (zur Msta), hat einen kaiserlichen Palast, 2 griechisch-kath. Kirchen, eine Kirche der Altgläubigen und (1881) 3337 Einw. (meist Sektierer). Der sehr niedrig gelegene Kreis K. wird namentlich nach dem Ilmensee hin von ungeheuern, bis über 400 qkm großen Sümpfen (Moosmorästen) bedeckt.

Kresylalkohol, s. v. w. Kresol.

Kresylsäure, s. v. w. Kresol.

Kreszentin, s. v. w. Schappe, s. Seide.

Kreszénz (lat.), Wachsen, Wachstum.

Kreta (neugriech. Kriti, türk. Kirid, ital. Candia), eine ein eignes Wilajet der Türkei bildende Insel im Mittelmeer, zwischen 23° 3-26° 20' östl. L. v. Gr. und 34° 55'-35° 41' nördl. Br., südlich dem Ägeischen Meer vorgelagert, hat eine von W. nach O. langgestreckte Gestalt; ihre größte Ausdehnung in die Länge beträgt 255, die Breite 12-56 km, der Flächeninhalt 8,618 qkm (156,5 QM.). Die Küsten der Insel sind fast überall steil, doch enthält die nördliche zahlreiche Buchten (Mirabella-, Armyro-, Suda-, Kanea-, Kisamobai) und vorspringende Felsenvorgebirge, welche mehrere vortreffliche und geräumige Häfen bilden, während der stellenweise ganz unzugänglichen Südküste solche mangeln. Von den Vorgebirgen sind die bekanntesten: Kap Busa und Kap Spatha (Psacum promontorium) im W., die Vorgebirge Sidero und Salmone (Samonium promontorium) im O., Kap Lithinos als südlichster Vorsprung. Das Innere Kretas wird von einer in vier Gruppen gesonderten Gebirgskette durchzogen, welche nahe der Mitte der Insel in dem aus drei Spitzen bestehenden Ida oder Psiloriti 2456 m Höhe erreicht. Der westliche Teil dieser Gebirgskette sind die Weißen Berge oder das Madarasgebirge, im Theodoro 2469 m hoch, daher nur in den Sommermonaten frei von Schnee; den östlichen Teil bilden das Lasithigebirge (2164 m) und das gänzlich abgesonderte Gebirge des Aphentis (ehemals Dikte). Die Gebirge bestehen aus grauem oder schwärzlichem, halbkristallinischem Kalkstein, der von dünnen Lagen Schiefer durchsetzt ist. Bemerkenswerte Ebenen sind die von Kandia, Kanea, die Mesará, Pediada etc. Die Insel ist reich an gutem Trinkwasser, aber die Flüsse sind eigentlich nur Gießbäche; die beträchtlichen sind der Mylopotamo auf der Nord- und der Mitropolipotamo auf der Südküste. Das Klima ist überaus mild und gesund; nur wenn aus Afrika der Scirocco herüberweht, glüht die Luft in furchtbarem Dunst, und die Hitze steigt auf 36-40° C. Im Winter kennt man in den Ebenen nur Regen, und erst wenn das Thermometer auf 4-7° fällt, hüllen sich die Berggipfel in Schnee. Im Sommer regnet es nie, aber bei der Nähe des Meers ist der Tau sehr stark. Das Erdreich bleibt während des ganzen Jahrs grün, und Orangenbäume, Rosen, Hyazinthen, Narzissen, Levkojen etc. blühen beständig. Der Boden ist im allgemeinen felsig und sandig, lohnt aber die Kultur in hohem Grad, wie schon im Altertum der Wein, das Öl und der Honig von K. berühmt waren. Gegenwärtig ist jedoch der Anbau sehr vernachlässigt. Man gewinnt nicht ausreichend Getreide. Ausgedehnt sind nur die Olivenwälder; auch der Ladanumstrauch, schöner Flachs, Tabak, Süßholz, der Johannisbrotbaum, Wein, Mandeln und Südfrüchte wachsen reichlich. Die Wälder bestehen besonders aus Eichen und Platanen; auch Myrtensträucher finden sich häufig. Auf der Südabdachung gedeihen schon Palmen. Die einzigen Ausfuhrartikel sind: Öl, Wein, Honig, Wachs, vortreffliche Seide und der Sphakiakäse, welcher in der Levante allgemein gesucht ist. Aus dem Tierreich besitzt die Insel Rindvieh, kleine, lebhafte Pferde, Wildschweine, Wölfe und Jagdwild verschiedener Art. Das Mineralreich liefert nur Kalksteine, Gips, Wetzsteine und Schiefer. Die Bevölkerung besteht größtenteils aus Griechen und wurde 1873 auf 234,213 Christen, 37,840 Mohammedaner, 3200 Juden, zusammen 275,253 Einw. geschätzt; für 1879 gibt das offizielle Salname allein 224,623 männliche Bewohner an. Diese Einteilung nach dem Bekenntnis deckt sich aber keineswegs mit derjenigen nach der Nationalität und Sprache, da die überwiegende Mehrzahl der Bekenner des Islam der Sprache, Abstammung und Sitte nach Griechen sind. Am reinsten hat sich das alte griechische Blut bei den Sphakioten erhalten, welche die fast uneinnehmbaren Thäler und Hochebenen des Madarasgebirges bewohnen und erst beim letzten Aufstand 1868 völlig von den Türken unterworfen wurden. Fast nur in der Stadt Kandia findet man wirkliche Türken, ferner bei Kanea eine Araberkolonie von einigen tausend Seelen. Die der griechischen Kirche angehörigen Bewohner stehen unter 15 Bischöfen. Gewerbfleiß, Handel und Schiffahrt liegen danieder; die unter venezianischer Herrschaft noch so blühenden Häfen sind fast alle versandet, die meisten Städte liegen in Trümmern. Der Haupthafen und Haupthandelsplatz ist die Stadt Kanea (s. d.), westlich von Kandia, in der danach benannten Bucht. Administrativ bildet die Insel mit den umliegenden Eilanden Dia, Gavdos, Gavdopulo ein türkisches Wilajet, das in die fünf Sandschaks Kandia, Kanea, Laschid, Retimo und Sphakia zerfällt. Hauptstadt ist Kandia (s. d.). S. Karte "Griechenland".

Geschichte. In der ältesten griechischen Zeit bestand auf dem von Doriern besetzten, 100städtigen K. das Königreich des weisen Minos (s. d.). Zwei bedeutende Städte lagen an der Nordküste: im W. Kydonia (woher die Quitten den Namen haben), im O., landeinwärts vom heutigen Kandia, Knosos, des Minos Residenz; am Südabhang lag Gortyna. Nach der