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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kupferschlange - Kupferstecherkunst.

etwa 0,1 m mächtigen Lage des Flözes 226,000 Ztr. Kupfer und 136,900 Pfd. Silber.

Kupferschlange, s. v. w. Kreuzotter.

Kupferschmied (Kesselmacher), ehemals zünftiger Handwerker, welcher hauptsächlich kupferne Gefäße für den Küchengebrauch, für Fabriken etc. verfertigt, Dächer mit Kupferblech belegt etc. Wo Kupferhämmer bestanden, machten die Kupferschmiede mit den Hammerschmieden Eine Zunft aus und hießen im Gegensatz zu diesen Werkstätter. Sie gehören zu den ältesten Handwerkern und kommen schon bei den alten Ägyptern und Israeliten vor. - Die Kupferschmiedekunst im engern Sinn, d. h. das Hämmern von unlegiertem Kupfer zu Gefäßen, Waffen, Reliefs, Figuren, wurde schon von den Assyrern, später in größerer Vollendung von den Griechen betrieben. In Rom gehörten die Kupferschmiede zu den ältesten Zünften, welche bis in die Königszeit hinaufreichten. Doch wurde das reine Kupfer im allgemeinen Gebrauch bald durch Legierungen verdrängt. Im christlichen Mittelalter wurden Kelche, Ciborien, Peristerien, Vortrag-, Altar- und Reliquienkreuze, Hostienbüchsen, Reliquienbehälter in Form von Köpfen, Büsten, Händen, Füßen etc., Relieffiguren zum Schmuck von Tragaltären, Tabernakeln, Monstranzen, Ostensorien, Bischofsstabkrümmen und andre Geräte und Gegenstände für den kirchlichen Gebrauch aus starkem Kupferblech getrieben, welches meist vergoldet wurde. Man hämmerte das Kupfer auch über Holzkernen, denen man die beabsichtigte Gestalt gegeben hatte. Eine wichtige Rolle spielte das Kupfer bei der Technik des Grubenschmelzes. Auch bei emaillierten Geräten wurden die sichtbaren Kupferteile vergoldet. Die Renaissance bevorzugte den Erzguß und die Edelschmiedekunst, wodurch die Kupferschmiedekunst in den Hintergrund gedrängt und auf die Anfertigung von Gefäßen und Geräten für den bürgerlichen Gebrauch beschränkt wurde. Einen großen Ruf im Mittelalter hatten die Kupferschmiede der belgischen Stadt Dinant, welche nicht nur gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, sondern auch Figuren, Leuchter, Kandelaber, Chorpulte für Kirchen u. dgl. m. aus Kupfer- und Messingblech hämmerten. Ende des 17. Jahrh. kam man, um den teuern Bronzeguß zu vermeiden, auf den Gedanken, Kolossalstatuen aus Kupferplatten herzustellen, welche über einem Holzmodell geschlagen und dann vernietet wurden. Der 10 m hohe Herkules auf Wilhelmshöhe bei Kassel (1717 von O. Ph. Küper gefertigt) ist ein Beispiel für diesen Zweig der Kupferschmiedekunst, welcher in unserm Jahrhundert durch G. Howaldt (s. d.) wieder belebt und vervollkommt wurde. Die Belebung der Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance hat auch der Kupferschmiedekunst wieder höhere Aufgaben gestellt, indem Wasch- und Kühlgefäße, Vasen, Jardinieren u. dgl. m. in Kupfer getrieben und reich ornamentiert werden. In südlichen Ländern wird das Kupfer auch zu Wärmpfannen (Braseros, s. d.) verwendet, wie das Kupfer überhaupt im Orient seine alte Bedeutung behalten hat. In Indien, Persien und den Donauländern werden noch heute Gefäße in Kupfer getrieben und zur Verhütung des Oxydierens des Kupfers verzinnt. An den Außenseiten werden die Gefäße (Kannen, Schalen, Becken, Schüsseln, Lampen u. dgl. m.) mit Gravierungen verziert, so daß der kupferfarbene Untergrund zu dem hellgrauen Überzug einen wirksamen Kontrast bildet. Eine ebenso wichtige Rolle spielt das Kupfer bei den ostasiatischen Emailarbeiten. Zu Statuen, Leuchtern, Tempelgeräten, Gongs, Spiegeln u. dgl. m. wird in China, Japan und Hinterindien eine Legierung verwendet, deren Hauptbestandteil Kupfer bildet. Vgl. Delon, Le cuivre et le bronze (Par. 1877); Bucher, Geschichte der technischen Künste, Bd. 3 (Stuttg. 1886).

Kupferschwärze (Tenorit, Schwarzkupfererz), Mineral aus der Ordnung der Hydroxyde, findet sich amorph, traubig, nierenförmig, als Überzug, derb, eingesprengt und angeflogen, ist bräunlich- oder bläulichschwarz, matt, undurchsichtig, besteht aus Kupferoxyd mit Manganoxyd, Eisenoxyd und Wasser; findet sich bei Lauterberg am Harz, Freiberg, Herrensegen im Schwarzwald, Siegen, Oravitza. Hierher gehört auch der Malakonit, welcher sich in braunschwarzen, teilweise blätterigen, metallisch glänzenden Massen zu Copper-Harbor am Obern See und in Südaustralien in verhüttungswürdiger Menge findet.

Kupfersilberglanz (Silberkupferglanz, Stromeyerit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert rhombisch, findet sich meist derb, eingesprengt, in Platten, ist schwärzlich bleigrau, stark glänzend, Härte 2,5-3, spez. Gew. 6,2-6,3, besteht aus Schwefelkupfer mit Schwefelsilber Cu2Ag2S2 ^[Cu_{2}Ag_{2}S_{2}] mit 53 Proz. Silber und 31,2 Proz. Kupfer, findet sich bei Rudelstadt in Schlesien, Schlangenberg (Smeinogorsk) im Altai, in Chile, Peru, Arizona und in Argentinien. Der Kupferglanz kommt übrigens so oft mit hohem Silbergehalt vor, daß es schwer wird, die Grenze gegen K. zu ziehen. Der K. wird als Kupfer- und Silbererz benutzt.

Kupfersmaragd, s. v. w. Dioptas.

Kupferspiritus, s. Essigsäuresalze.

Kupferstahl, s. Kupferlegierungen.

Kupferstahldraht, mit Kupfer überzogener Stahldraht, dient zu Telegraphenleitungen, weil der Stahl sehr dauerhaft ist und das Kupfer die Elektrizität gut leitet.

Kupferstecherkunst (Chalkographie), die Kunst, durch Eingravieren einer Zeichnung in eine Kupfertafel eine Druckplatte herzustellen, welche, in den vertieften Stellen mit Druckerschwärze eingerieben und auf der Kupferdruckpresse (s. unten, S. 330) gedruckt, ein Abbild der Zeichnung gibt. Es gibt verschiedene Manieren des Kupferstichs (s. unten), d. h. der Herstellung der Kupferstichplatte; im Prinzip des Druckverfahrens stimmen sie jedoch unter sich und mit dem sogen. Stahlstich (s. d.) darin überein, daß sie, im Gegensatz zum Holzschnitt, die Zeichnung vertieft in die Platte bringen und infolgedessen beim Druck nicht die erhabenen Stellen auf das Papier abgedruckt, sondern dieses in die allein mit Farbe ausgefüllten vertieften Stellen eingedrückt wird. Dies dem Prinzip der Buchdruckpresse entgegengesetzte Druckverfahren des Kupferstichs läßt die eigentliche Verwendung desselben als Illustrationsmittel nicht zu, weil eine Kupferstichplatte nicht zugleich mit dem Text gedruckt werden kann. Doch spielt der Kupferstich und die als Ersatz desselben dienende Heliogravüre (s. d.) jetzt auch in der Buchillustration eine Rolle, indem man den Text besonders druckt und in die frei gebliebenen Stellen die in Kupfer gestochenen oder heliographisch auf Kupferplatten hergestellten Illustrationen nachträglich hineindruckt. Wichtig für den Stich sowohl als für den Druck ist die Reinheit und gleichmäßige Textur der Kupferplatte. Die Platten werden gewalzt und gehämmert oder auch auf galvanoplastischem Weg erzeugt. Letztere geben die gleichmäßigste Textur, weil sich die Metallatome auf chemischem Weg kontinuierlich miteinander zu einer Masse verbinden. Ungleichmäßige Festigkeit des Metalls, sogen. schieferige oder poröse Stellen