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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Labarre; Labarte; Labărum; Labassère; Labat; Labdăkos; Labdanum; Labdrüsen; Labé; La Beaumelle

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Labarre - La Beaumelle.

studierte daselbst, dann in Heidelberg und Berlin die Rechte und habilitierte sich 1861 in Heidelberg als Privatdozent für deutsches Recht. Seit 1864 außerordentlicher, seit 1866 ordentlicher Professor zu Königsberg, ging er 1872 in gleicher Eigenschaft nach Straßburg. Im Mai 1880 wurde er zum Mitglied des Staatsrats für Elsaß-Lothringen ernannt. Seine ersten selbständig erschienenen Arbeiten bewegten sich auf dem Gebiet germanistischer Rechtsquellenkritik, wie die "Beiträge zur Kunde des Schwabenspiegels" (Berl. 1861), "Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht" (das. 1863), die "Jura Prutenorum" (Königsb. 1866) und die "Magdeburger Rechtsquellen" (das. 1869), welch letztern seine hervorragende Leistung im Bereich der innern Rechtsgeschichte: "Die vermögensrechtlichen Klagen nach den sächsischen Rechtsquellen des Mittelalters" (das. 1869), vorausging. Später wandte er sich vorwiegend dem Staatsrecht zu. In der Schrift "Das Budgetrecht nach den Bestimmungen der preußischen Verfassungsurkunde" (Berl. 1871) trat er den damals geläufigen Anschauungen mit juristischer Schärfe entgegen, und seine umfassende Abhandlung "Das Finanzrecht des Deutschen Reichs" (in Hirths "Annalen" 1873) legte den Grund zu seinem Hauptwerk: "Das Staatsrecht des Deutschen Reichs" (Tübing. 1876-82, 3 Bde.), wovon er eine verkürzte Darstellung für Marquardsens "Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart" (das. 1883) lieferte. Auch um die Bearbeitung des Handelsrechts machte er sich verdient als Mitherausgeber (seit 1864) der "Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht". 1886 begründete er mit F. Stoerk das "Archiv für öffentliches Recht".

Labarre (spr. -bār), Théodore, franz. Harfenvirtuose und Komponist, geb. 5. März 1805 zu Paris, Schüler des Konservatoriums daselbst, lebte abwechselnd in seiner Vaterstadt und in London und machte sich auf Konzertreisen weit bekannt. 1851 wurde er zum Chef der Privatkapelle Napoleons III., 1867 zum Harfenprofessor am Konservatorium ernannt; er starb 9. März 1870. Außer neun Opern und Balletten schrieb er hauptsächlich für Harfe (Phantasien, Notturnos, Duos und Trios) sowie eine "Méthode complète pour la harpe" und zahlreiche Romanzen.

Labarte (spr. labárt), Charles Jules, franz. Kunsthistoriker, geb. 23. Juli 1797, wurde Advokat und 1824 dem Obertribunal des Seinedepartements beigegeben. 1835 legte er sein Amt als Sachwalter nieder und widmete sich fortan ausschließlich kunsthistorischen Studien, die sich meist auf das Kunstgewerbe des Mittelalters und der Renaissance richteten. Sein Hauptwerk ist die "Histoire des arts industriels au moyen-âge et à l'époque de la Renaissance" (1864-66, 4 Bde.; 2. vermehrte Aufl. 1872-75, 3 Bde.). Er veröffentlichte außerdem: "Description des objets d'art qui composent la collection Debruge-Dumesnil" (1847); "Recherches sur la peinture en émail dans l'antiquité et au moyen-âge" (1856); "Le palais impérial de Constantinople et ses abords, Sainte-Sophie, le Forum Augustéon et l'Hippodrome, tels qu'ils existaient au X. siècle" (1861); "L'église cathédrale de Sienne et son trésor, d'après un inventaire de 1467" (1868); "Dissertation sur le Rössel d'or d'Altoetting" (1869); "Dissertation sur l'abandon de la glyptique en Occident au moyen-âge et sur l'époque de la renaissance de cet art" (1871); "Inventaire du mobilier de Charles V, roi de France" (1879). L. starb 14. Aug. 1880 in Boulogne sur Mer.

Labărum (lat.), die Hauptheeresfahne bei den Römern seit Konstantin d. Gr., der die griechischen Anfangsbuchstaben des Namens Christi (☧) in dieselbe setzen ließ, daher L. auch das Zeichen des christlichen Kreuzes selbst bedeutet. Sie bestand in einer langen Lanze mit einem Querbalken, von welchem ein purpurfarbener Schleier niederhing. Die Bewachung des L. war 50 der tapfersten Krieger (labarii) anvertraut.

Labassère (spr. -ssähr), Dorf im franz. Departement Oberpyrenäen, Arrondissement Bagnères de Bigorre, mit einer Schwefelquelle von 12-14° C., deren Wasser in Bagnères getrunken wird, reichen Schieferbrüchen und 765 Einw.

Labat (spr. -ba), Jean Baptiste, Missionär und Reiseschriftsteller, geb. 1663 zu Paris, trat 1684 in den Dominikanerorden, ging 1694 als Missionär nach Westindien und ward später zum Generalprokurator der Mission seines Ordens in Ostindien ernannt, von wo er 1705 nach Europa zurückkehrte. Er starb 6. Jan. 1738 in Paris. Von seinen Reisewerken sind "Nouveau voyage aux îles de l'Amérique" (Par. 1722, 6 Bde.), "Voyage en Espagne et en Italie" (das. 1730, 8 Bde.) und "Nouvelle relation de l'Afrique occidentale" (das. 1728, 5 Bde.) besonders schätzbar.

Labdăkos, im griech. Mythus Sohn des Polydoros, Enkel des Kadmos und Vater des Laïos (s. d.); Labdakiden, seine Nachkommen.

Labdanum, s. Ladanum.

Labdrüsen, s. Magen.

Labé, Louise (genannt "die schöne Seilerin"), franz. Dichterin, geb. 1526 zu Lyon, erregte frühzeitig durch ihre Schönheit, ihr Talent für fremde Sprachen und ihr kühnes, unerschrockenes Wesen die Bewunderung ihrer Zeitgenossen. Kaum 16 Jahre alt, nahm sie, als Kavalier verkleidet, unter dem Namen Kapitän Loys an der Belagerung von Perpignan teil (1542). Dann vermählte sie sich in Lyon mit Ennemond Perrin, dem Besitzer einer großen Seilerwerkstätte, und widmete sich nun der Dichtkunst und der Musik, für die sie ein ebenso großes Talent besaß. Ihr Haus war der Sammelplatz der ausgezeichnetsten Dichter, Gelehrten und Künstler, und die Straße in Lyon, in der sie wohnte, heißt noch jetzt Rue de la belle cordière ("Straße der schönen Seilerin"). L. starb im März 1566 in Lyon. Ihre Gedichte (Sonette und Elegien) zeichnen sich durch echt lyrischen Schwung und eine für jene Epoche noch ziemlich seltene Reinheit der Sprache aus und sichern ihr eine hervorragende Stelle unter den französischen Dichtern. Außerdem hat man von ihr eine reizende Allegorie in Prosa: "Le débat de folie et d'amour". Die ersten Ausgaben ihrer Gedichte (Lyon 1555 u. öfter) sind jetzt sehr selten; die neueste erschien Paris 1887, 2 Bde. Vgl. Gonon, Documents historiques sur la vie et les mœurs de Louise L. (Lyon 1844); Laur, Louize L. (Straßb. 1873).

La Beaumelle (spr. bomäll), Laurent Angliviel de, franz. Schriftsteller, wurde 28. Jan. 1726 zu Vallerangue (Departement Gard) geboren, trat in Genf zur reformierten Kirche über, wurde 1749 als Professor der französischen Litteratur nach Kopenhagen berufen, wandte sich 1751 nach Berlin, um neben Voltaire zu glänzen, mit dem er sich jedoch infolge seiner Schrift "Mes pensées" (Kopenh. 1751; deutsch, Glog. 1754) bald überwarf, und kehrte 1752 nach Paris zurück, mit tödlichem Haß gegen Voltaire. Seine heftigen "Notes sur le siècle de Louis XIV" führten ihn (1753) in die Bastille; kaum hatte er sie