Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lampen

436

Lampen (neue Brennerkonstruktionen; Explosionen bei Petroleumlampen).

glocke stellte. Dieselbe Idee findet sich auch bei der Kaiserlampe von Stöter ausgeführt. Die für Mineralöle angewandten Rundbrenner sind Argand-Brenner gewöhnlicher Konstruktion mit gut geregeltem Luftzutritt und meist flachem Dochte, der sich erst in dem etwas konisch gestalteten Brennerrohr zum Runddocht zusammenbiegt und bisweilen nicht durch Rädchen, sondern durch eine Scheibe gestellt wird. Letztere vermeidet das bei dem Stellrädchen leicht vorkommende Abtropfen des Öls auf den Ölbehälter. Der Brenner kann vollständig auseinander genommen und mithin sehr leicht gereinigt werden. Fig. 6 der Tafel zeigt die Anwendung dieses Rundbrenners für die im Berliner Tiergarten benutzten Laternen. Die Stellscheibe wird hier, durch ein Zahnrad bewegt, welches an einer durch die Bodenplatte der Laterne hindurchgehenden Stange sitzt. In dem Ölbehälter befindet sich eine runde Blechscheibe mit angelöteter Stellstange, mit deren Hilfe das untere Dochtende beliebig gehoben werden kann, so daß demselben eine bald größere, bald geringere Ölmenge erreichbar bleibt. Wird der Behälter am Abend gefüllt, so kann man durch passende Einstellung der Scheibe die Brennzeit der Laterne beliebig abgrenzen, und dieselbe braucht mithin nicht gelöscht zu werden. Bei großen Petroleumrundbrennern beobachtet man, daß die Lichtstärke nicht in gleichem Verhältnis mit der Größe des Brenners zu-, sondern abnimmt. Dies deutet auf eine ungenügende Luftzuführung hin, und Schuster u. Bär haben deshalb einen Rundbrenner, den Patentkosmosbrenner, konstruiert, bei welchem zwischen Vasenring und Brennersieb ein seitlich durchlochter Luftkasten eingefügt wurde, von welchem ein Rohr im Brandrohr emporsteigt, um über der Flamme eine horizontale Brandscheibe zu tragen. Letztere sowohl als das Rohr sind gelocht, und da das obere Ende des Rohrs sich bedeutend stärker erhitzt als das untere, so wird durch dasselbe sehr kräftig Luft angesaugt und in die Flamme geleitet. Man erreicht hierdurch eine sehr glänzende Verbrennung, vermeidet die Erhitzung des Brenners und des Gefäßes, mithin die Bildung entzündlicher Dämpfe; zugleich bleibt aber auch der Docht kühl; er verkohlt weniger als bei andern Brennern und behält länger seine vollkommene Saugkraft. Dieser Brenner hat sich, mit Brennscheibe versehen (Tafelfig. 7), auch für Solaröl sehr gut bewährt und gibt mit demselben eine ungemein intensive, weiße und vollkommen geruchlose Flamme. Eine noch vollkommnere Konstruktion zeigt der Patent-Reformkosmosbrenner (Tafelfig. 8), bei welchem auch die der Flamme außen zuströmende Luft durch das Brennerrohr erwärmt wird. Der bedeutendste Effekt ist aber durch die neue Patent-Reichslampe von Schuster u. Bär (Tafelfig. 9) erzielt worden, bei welcher das Luftzuführungsrohr durch das metallene Gefäß hindurchgeht. Die Lampe besitzt eine Brennscheibe und eine Kappe, unter welcher die erwärmte Luft zur Flamme strömt. Ein Brenner von 20''' gibt eine Flamme von 45, einer von 40''' eine solche von 115 Normalkerzen. Ersterer ist mehr als dreimal heller als ein 32-Lochgas-Argandbrenner und kostet 50 Proz. weniger als Gas. Bei dem Mitrailleusenbrenner (Textfig. 2) werden 8, 10 oder 12 volle Dochte, welche im Kreis angeordnet sind, durch kurze, auf einer Scheibe befestigte Rohrstücke gehalten und durch feststehende in dem eigentlichen Brenner befindliche Messingrohre geführt. Sämtliche Dochte werden gleichzeitig gehoben und bilden miteinander gewissermaßen auch einen Runddocht, welcher aber der Länge nach in einzelne Dochte zerfällt. Auch hier ist der Schuster u. Bärsche Luftkasten mit Brennerscheibe angebracht, und mit dieser Vorrichtung ist der Mitrailleusenbrenner, dessen einzelne Dochte eine sehr starke Saugkraft besitzen, besonders für schwerere Petroleumsorten sehr geeignet. Er gibt eine völlig ruhige, höchst intensive Flamme, die Brennerteile bleiben gänzlich kalt, der Brennstoffverbrauch ist aber, entsprechend der größern Leuchtkraft, ein größerer als bei gewöhnlichen Rundbrennern.

Explosionen kommen bei Petroleumlampen infolge der Betrügereien beim Petroleumhandel, aber auch bei schlecht bedienten L. vor. Wenn die L. nicht sorgfältig gereinigt werden, sammeln sich im Brandrohr verkohlte Dochtteile, und wenn diese beim Herabschrauben des Dochts durch abfallende brennende Krustenteilchen entzündet werden, so kann sich die Entzündung auf das explosive Gemisch von Petroleumdampf und Luft im Ölbehälter fortpflanzen. Bisweilen veranlaßt auch fehlerhafte Konstruktion der L. oder ein zu schmaler oder zu schwacher, den Dochtraum nicht völlig ausfüllender Docht Explosionen. Bei Berücksichtigung dieser Verhältnisse gewährt jede gute Lampe hinreichende Sicherheit, doch sind auch verschiedene Konstruktionen angegeben worden, welche diese Sicherheit namentlich gegenüber schlechtem Petroleum noch erhöhen. Erwähnenswert ist besonders der hydraulische Verschluß von Schuster u. Bär, welcher an der Basis des Brenners angelötet wird und durch das herabsickernde Petroleum die Kommunikation zwischen dem Luft- und Dampfraum des Ölbehälters und dem Brenner hydraulisch unterbricht. Entwickeln sich im erwärmten Gefäß Petroleumdämpfe, so können diese entweichen, aber niemals kann die Flamme in das Gefäß zurückschlagen. Andre Vorrichtungen gestatten leichtes und gefahrloses Auslöschen oder bewirken selbstthätig das

^[Abb.: Fig. 2. Mitrailleusenbrenner.]

^[Abb.: Fig. 3. Dampflampe von Lüdersdorff.]