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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lampen

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Lampen (Rüböl-, Mineralöllampen).

(Schulter) in ganz bestimmter Höhe über dem Brenner steht. Bisweilen wird auch auf einem in der Achse des Hohldochts sich erhebenden Stiel ein horizontales rundes Metallscheibchen (Brandscheibe) angebracht, an dessen unterer Fläche der innere Luftzug sich bricht, so daß er von innen nach außen auf die Flamme stößt und diese tulpenartig ausbaucht. Derartige Brenner bedürfen dann auch eines weiten Cylinders.

Je nach der Lage des Ölbehälters unterscheidet man Saug- und Drucklampen. Bei erstern wird das Öl nur durch die Kapillarität des Dochts zugeführt. Dabei kann aber der Ölbehälter höher oder niedriger liegen als die Flamme. Liegt er niedriger, so darf der Saugkraft des Dochts nicht zu viel zugemutet werden, und man macht daher wohl den Ölbehälter flach, z. B. wie bei der Astrallampe ringförmig, wobei der Querschnitt des Ringes eine solche Form erhalten kann (Textfig. 1), daß der Ring fast keinen Schatten wirft (daher Sinumbralampe). Bei höher liegendem Ölbehälter ist eine Vorrichtung erforderlich, welche den Zufluß des Öls regelt. Bei der Schiebelampe benutzt man zu diesem Zweck eine Sturzflasche (s. Taf., Fig. 2). Der Ölbehälter ist hier ein oben offener Cylinder, in welchen eine mit Öl gefüllte Flasche mit Hilfe eines Ventils so eingesenkt wird, daß ihre Mündung sich unten befindet. Sinkt das Niveau des Öls in dem Cylinder auch nur um ein sehr geringes Maß, so muß sofort Luft in die Flasche eintreten und etwas Öl ausfließen, bis das normale Niveau wiederhergestellt ist. Bei den Drucklampen liegt der Ölbehälter in dem Fuß der Lampe, und man vermeidet daher den Schatten vollständig, und die Lampe steht fester; doch muß nun das Öl gehoben werden, weil die Kapillarität des Dochts allein dazu nicht ausreicht. Zu diesem Zweck vorgeschlagene aerostatische Vorrichtungen, bei welchen komprimierte Luft auf das Öl wirkt, und hydrostatische, bei welchen nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren das Öl durch eine spezifisch schwere Flüssigkeit (z. B. Zinkvitriollösung) zur Flamme emporgedrückt wird sowie statische L., bei denen das Öl aus einem Leder- oder Kautschuksack durch ein Gewicht oder aus einem Metallcylinder durch den Druck eines Kolbens emporgedrückt wird, haben sich wenig bewährt, um so mehr gewisse mechanische Vorrichtungen. Bei der Uhrlampe von Carcel wird durch die Kraft einer in einem Gehäuse eingeschlossenen Feder ein Uhrwerk bewegt, welches eine Pumpe mit Kolben und Stiefel treibt. Diese führt der Flamme das Öl im Überschuß zu, so daß ein Teil desselben wieder in den Ölbehälter zurückfließt. Das Ölniveau im Brenner bleibt hierbei stets gleich; das zurückfließende Öl wird etwas vorgewärmt, der Docht aber am Brenner gekühlt und daher eine Flamme von großer Lichtbeständigkeit erzielt. Einfacher und billiger, aber ebenso zweckmäßig ist die Moderateurlampe (s. Taf., Fig. 3). Der Ölbehälter ist ein flaschenförmiges Blechgefäß, in welchem eine Metallscheibe, mittels einer Lederstulpe luftdicht schließend, durch die angelötete Zahnstange B B und das Getriebe D gehoben, durch die große Spiralfeder aber wieder herabgedrückt wird. Füllt man die Lampe mit Öl, so bleibt dies zunächst über der Scheibe, gelangt aber beim Ausziehen unter dieselbe, weil hier ein luftverdünnter Raum entsteht und die Lederstulpe als Ventil wirkt. Unter dem Druck der Spiralfeder steigt nun das Öl durch das Rohr C in die Höhe. C besteht aus zwei ineinander verschiebbaren Röhren A A, von denen die engere A an der Scheibe festgelötet ist; wenn aber beim höchsten Stande der Scheibe die Feder am stärksten wirkt, so ragt dann auch gleichzeitig der Moderateur G in das Rohr C und läßt nur dieselbe Menge Öl durchfließen wie bei niedrigem Stande der Scheibe, wo die Feder schwächer wirkt, aber auch das enge Rohr nicht noch mehr verengert wird. Die Moderateurlampe liefert dem Docht mehr Öl, als er verbraucht, und er muß deshalb durch E weit aus dem Brenner herausgeschraubt werden; der Überschuß des zugeführten Öls fließt am Brenner herab in den Ölkasten zurück. Diese Konstruktion repräsentiert mit ihren mehrfach angebrachten Verbesserungen die vollkommenste Lampe für fette Öle; um sie noch brauchbarer zu machen, hat man sie mit drei konzentrisch ineinander steckenden Dochten versehen, welche gleichzeitig oder einzeln benutzt werden können, so daß die Lampe bei Anwendung des kleinsten Dochts selbst als Nachtlampe dienen kann. - Über Sicherheitslampen s. d.

Mineralöllampen.

Die Mineralöle (Petroleum, Photogen, Solaröl), welche das Rüböl fast vollständig verdrängt haben, erfordern vielfach andre L., und besonders zum Brennen der flüchtigsten Öle sind eigentümliche Konstruktionen erforderlich. Aber auch die Öle von mittlerer Flüchtigkeit, wie das gereinigte amerikanische Erdöl, können auf den für fette Öle konstruierten L. nicht gebrannt werden. Sie sind dünnflüssiger und werden daher leichter vom Docht gehoben, sie geben bei viel niederer Temperatur als die fetten Öle brennbare Gase, und die Flamme erfordert zur Entwickelung der höchsten Lichtintensität stärkern Luftzug, der aber genau reguliert werden muß. Geschieht dies, so erhält man eine vollkommen geruchlose Flamme, doch nur, wenn die Lampe stets sehr sorgfältig bedient wird. Der Tadel, welcher noch so häufig die Petroleumlampen trifft, ist in den bei weitem meisten Fällen ungerecht und fast immer auf die Bedienung der Lampe zu richten. Die leichte Verdampfbarkeit der Mineralöle und besonders derjenigen, welche schlecht gereinigt oder betrügerisch mit flüchtigern Ölen gemischt sind, ermöglicht die Bildung explosiver Mischungen aus brennbarem Dampf und Luft, so daß in dieser Richtung besondere Sicherheitsmaßregeln zu treffen sind. Alle Mineralöllampen sind Sauglampen, und der Ölbehälter liegt so weit unter dem Brenner, daß eine Erhitzung desselben vermieden wird. Die der Flamme zuzuführende Luft benutzt man in der Regel zum Kühlen des Brenners. Der einfachste Brenner für Petroleumlampen ist der Flachbrenner, welcher zur Beförderung der Luftzuführung mit einer halbkugelförmigen Kappe bedeckt werden muß (s. Taf., Fig. 4 u. 5). Er erhält einen ausgebauchten oder, da dieser leicht springt, einen im ausgebauchten Teil etwas platt gedrückten Cylinder. Letztere Konstruktion ist empfehlenswert, weil bei derselben alle Teile des Cylinders gleich weit von der Flamme entfernt sind und mithin auch gleich stark erhitzt werden. Bisweilen werden auch mehrere Flachdochte in paralleler oder sternförmiger Stellung zusammengefügt, wie z. B. beim Kronenbrenner mit 6 und beim Triplexbrenner mit 3 Flachdochten. Votti konstruierte eine Lampe mit Flachbrenner ohne Cylinder, indem er auf den Brenner einen flach trichterförmigen Teller mit zentraler Öffnung von der Größe des Brenners setzte und auf diesen Teller eine etwas hohe Milchglas-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Ring der Sinumbrallampe ^[richtig: Sinumbralampe].]