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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lansing; Lansingburg; Lanskoi; Lans le Bourg; Lantāna; Lanthān; Lantschau; Lanuvĭum; Lanza

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Lansing - Lanza.

2) Henry Petty Fitzmaurice, Marquis von, brit. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 2. Juli 1780, erzogen zu Edinburg und Cambridge, trat 1802 in das Unterhaus, wo er seine Thätigkeit hauptsächlich den irischen Angelegenheiten widmete, und kam als Kanzler der Schatzkammer 1806 auf kurze Zeit in das von Fox und Grenville gebildete Koalitionsministerium. Von seinem 1809 kinderlos verstorbenen ältern Bruder erbte er Titel und Güter der Familie und den Sitz im Oberhaus, wo er namentlich entschieden für die Emanzipation der Katholiken eintrat. 1827 übernahm er das Ministerium des Innern, dann unter der kurzen Verwaltung des Lords Goderich (Ripon) das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten, zog sich jedoch, als Wellington in die Verwaltung trat, zurück und trat wieder zur Opposition. Er wirkte namentlich für zeitgemäße Verbesserung der Kriminaljustiz und setzte eine Akte (Lansdowne-act) durch, welche alte harte Strafbestimmungen abschaffte; außerdem war er für die Reform des Parlaments, die Aufhebung der Sklaverei in den Kolonien, die Einführung eines liberalern Handelssystems thätig. Im November 1830 trat er in das Reformministerium Greys und übernahm das Amt eines Präsidenten des Staatsrats. Auch unter der Verwaltung Melbournes behielt er diese Stellung bis zum Austritt der Whigs 28. Aug. 1841 und übernahm sie im Juli 1846 zum drittenmal. Beim Fall des Whigministeriums im Februar 1852 legte er zwar seine Stelle nieder, ward indessen nach dem Rücktritt Lord Derbys im Dezember d. J. mit Graf Aberdeen zur Bildung einer neuen Administration berufen, in der er jedoch kein Portefeuille übernahm. Bei der Ministerkrisis im Januar 1855 ward er mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt, doch blieben seine Bemühungen ohne Erfolg. Im Ministerium Palmerston (5. Febr. 1855) blieb er bis 1858 Mitglied der Regierung, aber ebenfalls ohne Portefeuille. L. nahm auch thätigen Anteil an mehreren Anstalten für Wissenschaft und Kunst und war Vorstand der British Institution, der Akademie der Musik und der Zoologischen Gesellschaft. Er starb 31. Jan. 1863 in Bowood. - Sein Enkel Henry Charles Keith Petty Fitzmaurice, fünfter Marquis von L., geb. 14. Jan. 1845, war in Gladstones erstem Ministerium bis 1874 Unterstaatssekretär im Kriegsministerium, in dessen zweitem Ministerium seit April 1880 Unterstaatssekretär für Indien, legte dies Amt aber schon nach einigen Monaten nieder, weil er mit der von dem Premier eingebrachten Bill zur Reform der Pachtverhältnisse in Irland nicht einverstanden war. Im Mai 1883 ward er zum Generalgouverneur von Kanada ernannt.

Lansing (spr. lännssing), Hauptstadt des nordamerikan. Staats Michigan, am Grand River, hat ein Staatenhaus, eine Ackerbauschule, eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher, eine Blindenschule, Korn- und Holzmühlen und (1885) 9779 Einw.

Lansingburg (spr. lännssingbörk), Stadt im nordamerikan. Staat New York, am Hudson, 6 km von Troy, hat Fabriken, lebhaften Handel und (1880) 7432 Einw.

Lanskoi, Sergej Stepanowitsch, Graf, russ. Staatsmann, geb. 23. Dez. 1787 (3. Jan. 1788) zu Petersburg, wurde 1855, bald nach dem Regierungsantritt Alexanders II., Minister des Innern. L. übernahm sein Portefeuille zu der Zeit, wo Rußland das wichtige Problem der Befreiung der Leibeignen zu lösen sich vorgesetzt hatte. L. erwies sich als geschickten und thatkräftigen Beförderer dieser großen Aufgabe, deren Lösung bedeutende politische und finanzielle Schwierigkeiten im Weg standen. Zum Grafen ernannt, trat er nach mehr als 50jähriger Thätigkeit in den Ruhestand und starb 26. Jan. (7. Febr.) 1862.

Lans le Bourg (spr. lāng lö buhr), Flecken im franz. Departement Savoyen, Arrondissement St.-Jean de Maurienne, am Arc, 1398 m ü. M., nördlicher Anfangspunkt der durch Eröffnung des Eisenbahntunnels jetzt verödeten Mont Cenis-Straße, die durch ein neues Fort gesperrt ist, mit (1881) 959 Einw.

Lantāna L. (Bergsalbei), Gattung aus der Familie der Verbenaceen, dornige oder unbewehrte, fast sämtlich dem tropischen Amerika angehörende Sträucher, von denen mehrere stark aromatisch riechende Blätter haben und in zahlreichen Varietäten als sehr dankbar blühende Gewächse in Warmhäusern und Gärten gezogen werden. L. Pseudo-Thea St. Hil. ist ein 1,25 m hoher, unbewehrter, sehr klebriger und dicht mit dicken Haaren besetzter Strauch in Brasilien, dessen aromatische Blätter in der Heimat einen beliebten Thee abgeben.

Lanthān, s. Cer.

Lantschau (Lantschëu), Hauptstadt der chines. Provinz Kansu, rechts am Hoangho, Knotenpunkt der hier aus dem östlichen China, der Mongolei, Ostturkistan und Tibet zusammenlaufenden Handelsstraßen, hat (nach Kreitner) 500,000 Einw.

Lanuvĭum, uralte Stadt in Latium, am Südabhang der Albaner Berge, nahm in den kleinen Kämpfen der ersten Jahrhunderte Roms bald für, bald gegen dasselbe Partei, bis es mit Schluß des Latinerkriegs (338 v. Chr.) römisches Munizipium wurde. Hauptsitz der alten latinischen Religion, besaß L. einen berühmten Tempel der Juno Sospita. Jetzt Civita Lavinia.

Lanza, Giovanni, ital. Staatsmann, geb. 1815 zu Vignale in Piemont, studierte in Turin Medizin und ließ sich in seiner Heimat als Arzt nieder. 1848 wurde er zuerst in das sardinische Parlament gewählt, in dem er der gemäßigten Linken angehörte und sich Cavour anschloß. Am 31. Mai 1855 wurde er in dessen Kabinett Minister des Unterrichts, 1858 der Finanzen, trat 20. Juli 1859 nach dem Frieden von Villafranca mit Cavour zurück und ward wiederholt zum Präsidenten der Kammer erwählt. 1864 übernahm er im Kabinett Lamarmora das Ministerium des Innern, führte die Verlegung des Regierungssitzes von Turin nach Florenz durch, trat aber wegen eines Zerwürfnisses mit Lamarmora über die Wahlen schon im August 1865 zurück. 1867 wurde er gegen Rattazzi zum Präsidenten der Kammer gewählt, legte aber 1868 das Präsidium nieder, als die Kammer in der Frage der Tabaksregie gegen ihn entschied. Er opponierte nun hauptsächlich gegen die Finanzpolitik Cambray-Dignys im Ministerium Menabrea, und als dieses nach Lanzas Wahl zum Kammerpräsidenten im Dezember 1869 zurücktrat, bildete L. ein neues Kabinett, in welchem er das Präsidium und das Innere übernahm. Sein Hauptziel war, mit Sellas Hilfe die Finanzen Italiens in Ordnung zu bringen, ein Bestreben, welches der deutsch-französische Krieg und die Besetzung Roms 1870 durchkreuzten. Nachdem er 1871 das Garantiegesetz durchgebracht und die zweite Verlegung der Regierung von Florenz nach Rom ausgeführt hatte, gab er im Juni 1873, als die Finanzvorlagen Sellas durch eine Koalition der Rechten und der Linken in der Kammer verworfen wurden, seine Entlassung und wurde durch Minghetti ersetzt. Er starb 9. März 1882 in Rom.