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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Larochelle; Laromiguière; La Roncière le Noury; La Roque; La Rothière; Larousse; Larra

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Larochelle - Larra.

ter aus, focht zuerst am Rhein im Heer Condés und trat dann in britische Dienste. 1801 kehrte er nach Frankreich zurück; doch versuchte Napoleon I. vergebens, ihn für sich zu gewinnen. 1814 führte er den Herzog von Angoulême in Bordeaux ein, wofür ihn Ludwig XVIII. zum Maréchal de Camp ernannte. Während der Hundert Tage machte L., von den Engländern unterstützt, 16. Mai 1815 einen Landungsversuch an der Küste von St.-Gilles, wurde aber von dem General Travot zurückgeschlagen und fiel 4. Juni unweit St.-Gilles. - Seine Witwe Marie Louise Victoire, geborne de Donnissau, ebenfalls berühmt als royalistische Heldin, geb. 25. Okt. 1772 zu Versailles, hatte sich 1789 mit dem Marquis de Lescure, ihrem Vetter, vermählt. Als derselbe nach der Katastrophe vom 10. Aug. in der Vendée die Fahne der Insurrektion erhob, nahm sie mit ihm an allen Kriegszügen teil. Als ihr Gemahl 1793 bei Chollet gefallen war, flüchtete sie nach Spanien, kehrte aber infolge der Amnestie von 1795 nach Frankreich zurück. Die Ereignisse vom 18. Fructidor trieben sie wieder auf kurze Zeit aus ihrem Vaterland. 1801 vermählte sie sich mit dem Marquis de L.; sie starb 15. Febr. 1857 in Orléans. Ihre "Mémoires" (Bord. 1815, 9. Aufl. 1881) liefern einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Kämpfe in der Vendée. Vgl. Nettement, Vie de Mme. la marquise de L. (3. Aufl., Par. 1876).

3) Henri Auguste Georges Duverger, Marquis de, Sohn des vorigen, geb. 28. Sept. 1805, ward schon 1815 zum Pair von Frankreich erhoben, trat 1821 in die Armee und machte 1823 den Feldzug in Spanien mit. 1828 trat er in russische Dienste und focht unter Diebitsch am Balkan. Nach der Revolution von 1830 verzichtete er auf seine Pairswürde und widmete sich auf seinen Gütern im westlichen Frankreich industriellen Unternehmungen, insbesondere Wasserbauten an der Loire. 1842 trat er für den Bezirk Ploërmel in die Kammer, wo er die Prinzipien der monarchischen Legitimität mit denen der Volkssouveränität in Einklang zu bringen suchte; 1844 ward er abermals in die Deputiertenkammer gewählt. Nach dem 25. Febr. 1848 war er einer der ersten Legitimisten, welche die neue Republik anerkannten. Er ward in die Konstituierende Versammlung und im März 1849 in die Legislative gewählt und gründete den Verein Association générale de patronage et de mutualité au profit des classes ouvrières. Bei den Legitimistenkongressen 1843 zu London, 1849 zu Ems und 1850 zu Wiesbaden war er gegenwärtig; er protestierte gegen den Staatsstreich, warf sich aber bald der neuen Napoleonischen Regierung in die Arme und wurde 31. Dez. 1852 zum Senator ernannt. Diese Abtrünnigkeit wurde ihm von den Legitimisten nie verziehen, wenn er auch als glänzender, wirkungsvoller Redner im Senat die eifrigste Hingebung für die Sache des Papstes zeigte und selbst Napoleons Politik mit Schärfe opponierte. Er starb 7. Jan. 1867 in Pecq bei Paris.

Larochelle (spr. -roschäl), Stadt, s. Rochelle, La.

Laromiguière (spr. -mighjähr), Pierre, franz. Philosoph, geb. 3. Nov. 1756 zu Levignac in Rouergue, studierte im Collège von Villefranche, trat dann in die Kongregation der Pères de la doctrine chrétienne, wurde aber durch die Revolution aus seiner Thätigkeit als Lehrer gerissen und infolge seiner Schrift "Projet d'éléments de métaphysique" (Toulouse 1793) durch Sieyès nach Paris berufen, wo er 1797 zum Professor der Philosophie an der École centrale, später an der Faculté des lettres ernannt wurde, welche Stelle er 1812 niederlegte, um seine Vorlesungen: "Leçons de philosophie sur les principes de l'intelligence" (Par. 1815-18, 2 Bde.; 8. Aufl. 1871) herauszugeben. Er starb 12. Aug. 1837. Seine Philosophie ist ein gemäßigter psychologischer Empirismus im Sinn Condillacs. Vgl. Lame, Philosophie de L. (Par. 1867).

La Roncière le Noury (spr. rongssjähr lö nurih), Camille Adalbert Marie Clément, Baron de, franz. Admiral, geb. 31. Okt. 1813 zu Turin, Sohn eines französischen Generals, trat 1830 in die Marine, wurde 1843 Leutnant, 1851 Fregatten- und 1855 Linienschiffskapitän. 1856 befehligte er die Expedition der Reine Hortense nach dem Eismeer unter dem Prinzen Napoleon und 1860-61 in der Levante. Auch wurde er wiederholt von Napoleon III. zu diplomatischen Sendungen verwendet. 1861 zum Konteradmiral ernannt, bekleidete er die Stelle eines Generalstabschefs und Direktors im Marineministerium. 1867 leitete er die Räumung Mexikos. 1868 zum Vizeadmiral befördert, erhielt er 1870 den Befehl über die Transportflotte, die aber nicht auslief, und 8. Aug. das Kommando über die nach den Pariser Forts geschickten Marinesoldaten. Von der Regierung der Nationalverteidigung zum Oberbefehlshaber der Forts und der Truppen von St.-Denis ernannt, nahm er hervorragenden Anteil an den Kämpfen um Paris. Am 8. Febr. 1871 in die Nationalversammlung und 1876 in den Senat gewählt, hielt er sich zur Partei der Bonapartisten. Er starb 14. Mai 1881 in Paris. L. schrieb: "Considérations sur les marines à voiles et à vapeur de France et d'Angleterre" (anonym, Par. 1844) und "La marine au siége de Paris" (das. 1872). Vgl. de Jancigny, Le vice-amiral baron de L. (Evreux 1881).

La Roque (spr. rock), Pseudonym, s. Boyer 3).

La Rothière, s. Rothière, La.

Larousse (spr. -rüß), Pierre, franz. pädagogischer Schriftsteller und Lexikograph, geb. 23. Okt. 1817 zu Toucy (Yonne), erhielt seine Ausbildung zu Versailles, war längere Zeit Vorstand eines kleinen Instituts in der Provinz, dann Lehrer in einem großen Erziehungshaus zu Paris, gründete hier 1851 mit Boyer eine "Klassische Bibliothek", worin er, außer andern Werken für die Schule, seine eignen zahlreichen, mit großem Erfolg gekrönten Erziehungsschriften verschiedensten Inhalts veröffentlichte, und starb 3. Jan. 1875. Sein Hauptwerk ist das antiklerikale "Grand dictionnaire universel du XIX. siècle" (1864-76, 15 Bde.; Supplemente 1878 und 1887), worin er auf umfassendern Grundlagen die Encyklopädie des 18. Jahrh. wiederherzustellen unternahm.

Larra, Don Mariano José, span. Dichter und politischer Schriftsteller, geb. 26. März 1809 zu Madrid, war mit seinen Eltern 1813-17 in Frankreich, begründete 1828 die satirische Zeitschrift "El duende satirico" ("Der satirische Kobold") und, nachdem dieselbe unterdrückt worden, 1831 das ähnliche Tendenzen verfolgende Blatt "El pobrecito hablador" ("Der armselige Schwätzer"). Später trat er als Hauptredakteur bei der "Revista española" ein und beteiligte sich schließlich an der Redaktion der Zeitschrift "El mundo". Schon längere Zeit an einer tiefen Gemütsverstimmung leidend, welche durch häusliche Zerwürfnisse noch genährt wurde, erschoß er sich 13. Febr. 1837. Für die spanische Bühne schrieb er das Lustspiel "No mas mostrador" (Madr. 1831) und das Trauerspiel "Macias" (das. 1834), welches das tragische Ende des galicischen Trovadore Macias