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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leonhardt; Leoni; Leonidas; Leoniden; Leoninischer Vertrag

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Leonhardt - Leoninischer Vertrag.

dere Botanik), ward 1849 außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor der Philosophie an der Universität zu Prag, wo er 21. Aug. 1875 starb. L. hat sich besonders als Herausgeber und Verbreiter der Philosophie Krauses (s. d.) sowie um die Hebung des Erziehungs- und Unterrichtssystems F. W. Fröbels verdient gemacht. Er gab den litterarischen Nachlaß des erstern heraus und setzte auf den von ihm 1868 (zu Prag) und 1869 (zu Frankfurt a. M.) veranstalteten Philosophenkongressen, welchen aber außer den Jüngern Krauses nur wenige Philosophen beiwohnten, die Vereinigung der Krauseschen und Fröbelschen Schule durch, aus welcher 1871 ein "Allgemeiner Erziehungsverein" hervorging. Außer Vorreden und Vorberichten zu den von ihm herausgegebenen Werken Krauses, z. B. zu dessen "Vorlesungen über Philosophie der Geschichte" (Götting. 1832), verfaßte er zahlreiche Aufsätze für die von ihm redigierte Zeitschrift "Neue Zeit" (Prag 1868-71) sowie eine geschätzte botanische Abhandlung: "Die österreichischen Armleuchtergewächse vom morphogenetischen Standpunkt" (Prag 1864).

2) August Eduard, Maler, geb. 19. Jan. 1826 zu Freiberg, bildete sich auf der Dresdener Akademie und insbesondere unter Ludwig Richter zum Landschaftsmaler aus. Später arbeitete er einige Zeit in Düsseldorf, kehrte aber dann nach Dresden zurück und ließ sich in Loschwitz bei Dresden nieder, wo er noch gegenwärtig thätig ist. Seine poetisch empfundenen, liebevoll durchgeführten Bilder, deren Motive meist der mitteldeutschen Wald- und Dorfnatur entnommen sind, erinnern sehr an die Auffassungs- und Behandlungsweise seines Meisters Ludwig Richter, zu dessen besten Schülern L. gehört. Die Dresdener Galerie besitzt von ihm eine deutsche Waldlandschaft (1863). Auf seinem Besitztum in Loschwitz hat er 1885 L. Richter ein Denkmal gesetzt.

Leonhardt, Gerhard Adolf Wilhelm, preuß. Justizminister, geb. 6. Juni 1815 zu Hannover, studierte in Göttingen und Berlin und trat 1837 in den hannöverschen Staatsdienst. Nach mehrjähriger Arbeit als Auditor beim Stadtgericht in Hannover und als Advokat daselbst ward er 1848 als Ministerialreferent im Justizministerium angestellt, 1852 Oberjustizrat, 1862 Generalsekretär im Justizministerium und Präsident der juristischen Prüfungskommission und erhielt 1865 das Portefeuille der Justiz. Sein Werk waren die neuen Gesetze über den Zivil- und Strafprozeß und die Gerichtsorganisation. Nach dem Sturz des Königreichs Hannover ward er im Dezember 1866 Vizepräsident des Oberappellationsgerichts in Celle und 1. Sept. 1867 erster Präsident des in Berlin als höchste Gerichtsbehörde für die neuen Provinzen errichteten Oberappellationsgerichts. Am 16. Nov. d. J. ward er zum Kronsyndikus ernannt und in das Herrenhaus berufen. Seine Ernennung zum Minister folgte unmittelbar darauf (5. Dez.). Er bekleidete diesen wichtigen Posten fast zwölf Jahre. Rasch stellte er das durch seinen Vorgänger erschütterte Vertrauen in die Unparteilichkeit der Gerichte wieder her. Nachdem er sodann ein Hypothekengesetz, die Grundbuchordnung und ein Gesetz über die dingliche Belastung der Grundstücke ausgearbeitet und zur Annahme gebracht hatte, leitete er als Präsident des Bundesratsausschusses für das Justizwesen die Ausarbeitung des neuen deutschen Strafgesetzbuchs und sodann die der drei großen Gesetzentwürfe über die Gerichtsverfassung, den Strafprozeß und Zivilprozeß und führte nach Annahme derselben Ende 1876 die neue Gerichtsverfassung in Preußen durch, so daß dieselbe 1. Okt. 1879 ins Leben treten konnte. Nachdem er 29. Okt. 1879 den wegen Kränklichkeit erbetenen Abschied unter großen Ehrenbezeigungen erhalten, starb er 7. Mai 1880 in Hannover. Von Leonhardts Schriften sind hervorzuheben: "Kommentar über das Kriminalgesetzbuch für das Königreich Hannover" (Hannov. 1846-51, 2 Bde.); "Die Justizgesetzgebung des Königreichs Hannover" (3. Aufl., das. 1859-61, 3 Bde.; 4. Aufl. 1867); "Zur Reform des Zivilprozesses in Deutschland" (das. 1865).

Leoni, Leone, ital. Bildhauer, Erzgießer, Goldschmied und Medailleur, geb. 1509 zu Arezzo, war anfangs in Mailand thätig, wo er das Grabmal des Giovanni Giacomo Medici im Dom (Marmor und Bronze) ausführte, dann in Genua (um 1540), wurde von Karl V. nach Brüssel berufen und später nach Spanien geschickt, wo er zahlreiche Werke (Statuen, Büsten, Medaillen etc.), meist in Bronze, ausführte. Besonders gerühmt wurde eine kolossale Statue des Kaisers, welcher man die Rüstung abnehmen konnte. Von seinen übrigen, durch vornehme Haltung und lebensvolle Darstellung ausgezeichneten Werken sind die Statue des D. Ferrante zu Guastalla und die Bronzestatuen für die Kirche des Escorial hervorzuheben, die er in Gemeinschaft mit seinem Sohn Pompeio und dessen Sohn Miguel ausführte, von seinen Medaillen die auf Karl V., Michelangelo Pietro Aretino, Andrea Doria und Ferdinando Gonzaga. Er starb 1590. - Sein Sohn Pompeio (gest. 1610 in Madrid) führte die Bronzestatuen des Herzogs und der Herzogin von Lerma für die Kirche San Pablo und vier Apostel für die Kirche San Miguel in Valladolid aus. Vgl. E. Plon, Leone L., sculpteur de Charles V, et Pompeio L., sculpteur de Philippe II (Par. 1886).

Leonidas, Name zweier Könige von Sparta: 1) L. I., Sohn des Königs Anaxandridas, folgte 491 v. Chr. seinem Bruder Kleomenes I. in der Regierung, übernahm 480 an der Spitze von 300 Spartanern die Verteidigung der Thermopylen gegen den Perserkönig Xerxes und fiel hier im Juli nach heldenmütiger Verteidigung samt den Seinen (s. Thermopylen). Xerxes, über den großen Verlust seines Heers ergrimmt, ließ der Leiche des L. das Haupt abschlagen und den Körper an das Kreuz nageln. Des L. Name aber ward bei den Griechen als der eines Helden in Liedern und Denkmälern hoch gefeiert. - 2) L. II., Sohn des Kleonymos, war im Söldnerdienst der Könige von Syrien und Ägypten reich geworden und widersetzte sich, nach Sparta zurückgekehrt, den Reformen des Königs Agis IV., wurde deshalb 241 von den Ephoren abgesetzt und flüchtete nach Tegea. An der Spitze bewaffneter Flüchtlinge kehrte er darauf nach Sparta zurück, stellte die oligarchische Verfassung wieder her und gebot fünf Jahre als strenger Alleinherrscher über den Staat. Er starb 236, und ihm folgte sein Sohn Kleomenes III., der die Reformen des Agis wieder aufnahm.

Leonidas, zwei griech. Epigrammendichter, von denen der eine, aus Tarent, um 280 v. Chr., der andre, aus Alexandria, um 60 n. Chr. lebte. Die von beiden noch vorhandenen Epigramme (in der "Anthologia graeca" von Jacobs) lassen sich nicht streng sondern.

Leoniden, die periodischen Sternschnuppen, welche um den 12. Nov. fallen und von einem Punkt im Sternbild des Löwen ausgehen.

Leoninischer Vertrag (Löwengesellschaft, Societas leonina), ein Gesellschaftskontrakt, nach welchem der eine Teilnehmer allen Gewinn, der