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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Letzlingen - Leuchtenberg.

Letzlingen, Pfarrdorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Gardelegen, mit Jagdschloß und 1200 Einw. Dabei die wildreiche Letzlinger Heide. Vgl. v. Meyerinck, Das Jagdschloß L. (geschichtlich, Leipz. 1878).

Letzte Dinge, s. Eschatologie.

Letzte Ölung, Sakrament der römischen und griechischen Kirche, bei bedenklich Erkrankten angewendet, besteht darin, daß der Priester Augen, Ohren, Nase, Mund und Hände des Kranken, bei männlichen Personen auch die Füße, kreuzweise mit geweihtem Öl bestreicht und dabei Gott um Gnade für die mit diesen Organen begangenen Sünden bittet. Ursprünglich als Heilmittel gedacht (nach Jak. 5, 14 f.), ist diese Ölung seit dem 8. Jahrh. zum Sterbesakrament geworden. S. Sakramente.

Letzter Wille, s. Testament.

Leu, dichterisch s. v. w. Löwe.

Lëu, rumän. Münze, s. Lee.

Leu, 1) Joseph, Führer der Ultramontanen in der Schweiz, geb. 1. Juni 1800 zu Ebersol im Kanton Luzern. Ein Landmann ohne höhere Bildung, aber volkstümlich beredt, beantragte er 1839 im Großen Rat von Luzern, dessen Mitglied er war, die Berufung der Jesuiten, setzte durch seine unermüdliche Agitation die klerikal-demokratische Verfassungsrevision von 1841 durch und brachte damit das liberale Regiment zu Falle. Als Mitglied des Erziehungsrats half er Volksschule und Lehrerseminar dem Klerus überantworten und setzte 24. Okt. die Berufung der Jesuiten an das Priesterseminar und die theologische Lehranstalt zu Luzern durch, wodurch er den Kanton in den Bürgerkrieg verwickelte. Er ward 20. Juli 1845 von einem gewissen Jakob Müller ermordet. Vgl. Siegwart Müller, Ratsherr J. L. von Ebersol (Luzern 1863).

2) August, Maler, geb. 24. März 1818 zu Münster (Westfalen), widmete sich von 1840 bis 1844 in Düsseldorf, vornehmlich unter J. W. ^[Johann Wilhelm] Schirmer, der Landschaftsmalerei und bereiste 1843 und 1847 Norwegen, später die Schweiz, Tirol, Oberbayern, Steiermark und Italien. Kurze Zeit wohnte er in Brüssel, kehrte aber nach Düsseldorf zurück, von wo er 1882 nach Berlin übersiedelte. Seine Landschaften zeichnen sich durch eine großartige, romantische Auffassung der Alpennatur, meisterhaften Vortrag, leuchtende Farbe und wohlberechnete Lichtwirkung aus. Von seinen zahlreichen Bildern, die er meist in größerm Maßstab ausführt, sind hervorzuheben: norwegischer Wasserfall mit Tannenwald (1848, Museum in Christiania), Sognefjord bei Mittagsstimmung (Museum in Bremen), Partie bei Berchtesgaden (Museum in Stuttgart), norwegische Hochebene (Museum in Königsberg), Wasserfall (Museum in Wien), der Watzmann, der Dachstein, der Obersee, Sonnenuntergang an der Küste von Sorrento, Öschinensee bei Kandersteg im Kanton Bern (1876, Nationalgalerie zu Berlin), das Schloß der Königin Johanna zu Neapel (1886). Er ist königlicher Professor und besitzt die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung.

Leube, Wilhelm Olivier, Mediziner, geb. 14. Sept. 1842 zu Ulm, studierte 1861-65 in Tübingen und Zürich Medizin, dann 1866 in Berlin und 1867 in München physiologische Chemie, wurde im folgenden Jahr Assistent der medizinischen Klinik in Erlangen, 1872 Professor der speziellen Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik in Jena, 1874 in Erlangen und 1885 in Würzburg. L. erwarb sich besonders um die Behandlung von Magen- und Darmkrankheiten mit Magensonde und Magenpumpe und um die Ernährung der Kranken (Leubes Fleischsolution, s. Ernährung [künstliche], S. 798) große Verdienste. Er schrieb: "Über die Wirkung des Dünndarmsaftes" (Erlang. 1868); "Über die Ernährung vom Mastdarm aus" (Leipz. 1872); "Die Krankheiten des Magens und Darms" (in Ziemssens "Handbuch der Pathologie und Therapie", das. 1875); "Die Magensonde" (Erlang. 1879); "Die Lehre vom Harn" (mit Salkowski, Berl. 1883); "Über die Behandlung der Urämie" (Wiesb. 1883); "Über die Bedeutung der Chemie in der Medizin" (Berl. 1884).

Leubus (Klosterleubus), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Wohlau, hat ein Schloß, ein vormals berühmtes, vom König Kasimir I. von Polen 1053 als Benediktinerkloster gegründetes, 1810 aufgehobenes Cistercienserstift, in dessen Räumen seit 1830 eine Provinzial-Irrenanstalt sich befindet, ein Landgestüt und (1885) 2057 meist kath. Einwohner. L., das 1249 deutsches Stadtrecht erhielt, war im Mittelalter bedeutender.

Leuca (Leuga, lat.), die gall. Meile von 1500 römischen Schritten (s. Passus), = 0,3 geogr. Meilen, das gewöhnliche Wegmaß der Kelten. Die altfranzösische Lieue, obgleich von L. abstammend, bezeichnet das Doppelte derselben und ist gleich der altgermanischen Rasta.

Leuca, Capo di (Capo di Santa Maria di L.), die äußerste, den Golf von Tarent schließende Südostspitze Italiens, mit einer Marienkirche, welche an Stelle des Minervatempels der antiken, im 9. Jahrh. von den Sarazenen zerstörten Stadt Leuca erbaut ist.

Leucania, s. Eulen, S. 908.

Leuchsenring, Franz Michael (oder, wie er sich auch nannte: Monsieur Liserin), ein Litterat der Genieperiode des 18. Jahrh., insonderheit Typus der empfindsamen Wertherzeit, geboren 1746 zu Langenkandel im Elsaß, wurde 1769 Unterhofmeister beim Erbprinzen von Darmstadt und mit Fr. H. Jacobi, Herder, Goethe und dem Merckschen Kreis in Darmstadt bekannt, die aber fast sämtlich bald mit ihm brachen, da ihm niemand traute. Goethe schrieb sein Fastnachtsspiel vom "Pater Brey" auf ihn, worin L. nach Jacobis Ausdruck "zwar in einer unsaubern Manier, aber doch nach dem Leben auf das treueste gezeichnet" war. L. kam 1782 nach Berlin, wo er mit Nicolai, Biester und Mendelssohn in Verbindung trat, ging dann als Führer eines jungen Berliners nach der Schweiz und lebte später in Paris, wo er 1827 starb. Er war damit umgegangen, einen geheimen "Orden der Empfindsamkeit" zu stiften. Vgl. Varnhagen v. Ense, Vermischte Schriften, Bd. 4.

Leuchte, Pflanze, s. Myosotis.

Leuchtenberg, vormalige gefürstete Landgrafschaft in der Oberpfalz, mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat, im sogen. Nordgau an der Nab, umfaßte ungefähr 220 qkm (4 QM.). L. stand früher unter eignen Landgrafen, deren Stammsitz das Bergschloß L. war, von welchem die Landgrafschaft den Namen führte. Mit dem Tode des Landgrafen Maximilian Adam erlosch 1646 die Mannslinie, und 1647 wurde Herzog Albrecht VI. von Bayern, der Gemahl der Schwester des letzten Landgrafen, mit der Landgrafschaft belehnt, überließ sie aber 1650 seinem Bruder, dem Kurfürsten Maximilian von Bayern, dessen älterer Sohn, Ferdinand Maria, nach erlangter Majorennität L. wieder an seinen jüngern Bruder, Maximilian Philipp, abtrat. Letzterer starb 1705 kinderlos, und nachdem es Joseph I. der Familie Lamberg verliehen, nahm es 1712 der Kurfürst von Bayern wieder in Besitz. Von nun an verliehen die Kurfürsten