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Licinius - Liderung.
Fünf Jahre lang hintertrieben die beiden Gesetzgeber, um die Patrizier zur Annahme ihrer Anträge zu nötigen, die Wahl aller kurulischen Magistrate, und zehn Jahre lang wurden sie immer aufs neue zu Tribunen gewählt, bis endlich 367 sämtliche Anträge durchgingen. Zum Dank dafür wurde L. 364 und zum zweitenmal 361 zum Konsul gewählt. 357 wurde er zu einer Buße von 10,000 As verurteilt, weil er nebst seinem Sohn 1000 Morgen Felder besitze und durch Entlassung seines Sohns aus der väterlichen Gewalt das Gesetz umgangen habe.
2) Gajus L. Macer, geboren um 107 v. Chr., Volkstribun 73, erwies sich in diesem Amt als eifriger Verfechter der Sache des Volkes, erhielt die Prätur und dann eine Provinz, wurde aber wegen Erpressung 66 vom Prätor Cicero verklagt und verurteilt, worauf er sich selbst den Tod gab. Er verfaßte eine römische Geschichte von den ältesten Zeiten wahrscheinlich bis auf seine Zeit herab, in der er auch von Urkunden Gebrauch machte, die aber bis auf unbedeutende Fragmente verloren ist.
3) Gajus L. Macer Calvus, Sohn des vorigen, geb. 82 v. Chr., gestorben vor 47, wird sowohl als Redner wie als lyrischer Dichter gerühmt. In ersterer Eigenschaft bildete er mit Curio und Brutus eine Art Gegenpartei gegen Cicero, indem er nach einer einfachern und präzisern Redeweise strebte, die man die attische nannte. Er war ein Freund des Catullus, mit dessen Poesie die seinige Ähnlichkeit besaß. Eine Sammlung der dürftigen Bruchstücke seiner Gedichte enthält L. Müllers Ausgabe des Catull (Leipz. 1870). Vgl. Weichert in "Poetarum latinorum vitae" (Leipz. 1830).
Außerdem zählte das Licinische Geschlecht noch mehrere namhafte Männer mit den Familiennamen Crassus, Lucullus, Murena, Nerva (s. d.). Auch der Dichter Archias (s. d.) führte diesen Geschlechtsnamen.
Licinius, röm. Kaiser, in Dacien aus niederm Stand geboren, durchlief alle Stufen militärischer Würden und wurde vom Kaiser Galerius 307 n. Chr. zum Augustus an Severus' Statt erhoben und mit der Regierung von Illyrien beauftragt. 313 vermählte er sich mit der Schwester Konstantins, Constantia. Durch die Niederlage und den Tod Maximins wurde er alleiniger Beherrscher des Ostens. Bald aber erfolgte ein Zusammenstoß mit seinem Schwager Konstantin, dem Beherrscher des Westens. Bei Cibalis in Pannonien kam es 315 zu einer blutigen Schlacht, infolge deren sich L. über Sirmium nach Thrakien zurückzog. Eine zweite Schlacht in Thrakien führte zu einem Frieden, in welchem L. Illyrien an Konstantin abtrat. Aber schon 323 kam es zu neuen Feindseligkeiten. L. ward bei Adrianopel und zum zweitenmal bei Chalcedon geschlagen, geriet sodann in die Hände des Siegers und wurde von diesem, gegen das gegebene Versprechen, zu Thessalonika 324 getötet. Vgl. Antoniades, Kaiser L. (Münch. 1884).
Licitum (lat.), das Erlaubte; Gebot bei Versteigerungen; licito modo, erlaubterweise.
Licorne (franz., spr. -korn), ein Geschütz, s. v. w. Einhorn, lange Haubitze.
Licuala Rumph, Gattung aus der Familie der Palmen, niedrige Bäume mit geringeltem oder von stehen gebliebenen, verhärteten Basen der verwelkten Blätter rauhem Stamm, endständigen, fächerförmigen Blättern, langen, stachligen Blattstielen, Zwitterblüten und einsamiger Steinfrucht. Die etwa zwölf Arten sind auf das tropische Asien beschränkt. L. peltata Roxb., in den Waldgebirgen östlich von Bengalen und am Fuß des Himalaja, 3-4 m hoch, mit schwachem Stamm, trägt nur einen, aber 2-3 m langen Blütenkolben mit außerordentlich großen, weißen, sehr schönen Blüten, die sehr lange dauern, und einer Eichel im Fruchtbecher ähnlichen Frucht. Die großen, schildförmigen Blätter werden als Schirmhüte benutzt. Von L. acutifida Mart., in Pinang, welche nur selten über 1,5 m hoch wird, liefern die jungen Stämme die als Pinang-Lawyers bekannten Spazierstöcke. Mehrere Arten werden bei uns in Gewächshäusern kultiviert, und einige derselben gedeihen auch im Zimmer.
Licus, lat. Name des Lech.
Lid (Augenlid), s. Auge, S. 75.
Lida, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wilna, am Fluß L. und an der Eisenbahn Wilna-Rowno, mit griechisch-katholischer und römisch-kath. Kirche und (1883) 7939 Einw. - Eine alte litauische Stadt, wurde L. wiederholt von den Russen und Schweden zerstört und kam 1795 an Rußland. Hier Treffen 23. Mai 1831 zwischen Polen und Russen.
Liderung (abzuleiten von Leder; Verpackung, Dichtung), Vorrichtung, welche das gegenseitige dichte Anschließen zweier Maschinenteile hervorbringen soll. Bleiben die Maschinenteile in einer und derselben Lage zu einander, so dichtet man sie gegeneinander einfach dadurch ab, daß man sie möglichst genau aufeinander paßt oder ein schmiegsames Dichtungsmaterial (Hanf, Leder, Papier, Asbest, Gummi etc.) dazwischenbringt. Bei zwei ineinander beweglichen Maschinenteilen genügt in der Regel ein genaues Aufeinanderpassen nicht, weil bei der Bewegung eine gegenseitige Reibung und daher auch eine Abnutzung eintritt, durch welche nach einiger Zeit durchlassende Spalten entstehen. Man wendet daher entweder gleichfalls schmiegsame Dichtungsmaterialien oder federnde Metallringe an, wovon letztere den Vorzug einer großen Dauerhaftigkeit haben, während erstere oft erneuert werden müssen. Besonders wichtig sind die Liderungen von Kolben und Stangen (z. B. Kolben-, Schieber-, Ventilstangen). Erstere sollen die Kolben gegen ihre Cylinder dicht anschließen lassen, ohne ihre Beweglichkeit bedeutend zu hindern. Sie bestehen entweder in einem um den Kolben gelegten Ring von Hanf, Segelleinen oder Leder, der durch eine besondere Vorrichtung zwischen Kolben und Cylinder gehörig festgepreßt werden kann, oder aus Lederstulpen (Lederstulpdichtung), d. h. Lederscheiben mit rechtwinkelig aufgebogenen Rändern, welch letztere durch den in der abzudichtenden Flüssigkeit herrschenden Druck gegen die Cylinderwandungen gepreßt werden. Diese Kolbenliderungen werden meist zur Abdichtung gegen tropfbare Flüssigkeiten gebraucht, während dagegen bei Dampf und auch in neuerer Zeit bei Luft (Gebläse, Kompressoren) meist metallische Liderungen, bestehend in federnden Ringen, die sich gegen den Cylinder pressen, in Anwendung sind. Eine ganz besondere Art der Kolbenliderung ist die sogen. Labyrinthdichtung, die darauf basiert, daß eine Flüssigkeit, wenn sie durch Öffnungen von oftmals wechselndem Querschnitt geleitet wird, dermaßen in Wirbelungen gerät und sich gewissermaßen so verirrt, daß sie nur sehr langsam hindurchtreten kann. Eine solche L. erzielt man dadurch, daß man den ziemlich langen, in dem Cylinder mit ganz geringem Spielraum beweglichen Kolben mit einer Reihe ringsherum laufender Nuten versieht. Die Labyrinthdichtungen haben eine ziemlich verbreitete Anwendung bei den mit komprimierter Luft betriebenen