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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lilie - Lilium.

manche enthalten außerdem eine harzartige, bittere Substanz (Aloë) oder einen scharfen Extraktivstoff (Scilla) und finden deshalb medizinische Anwendung; die Allium-Arten zeichnen sich durch ein schwefelhaltiges ätherisches Öl aus und liefern in ihren Zwiebeln oder Blättern Gewürze und Genußmittel; die jungen Stengeltriebe von Asparagus officinalis L. sind wertvolle Nahrungsmittel. Zahlreiche, durch Blütenpracht und zum Teil durch Wohlgeruch ausgezeichnete Zierpflanzen sind bemerkenswert aus den Gattungen Tulipa Tournef., Lilium L., Fritillaria L., Funkia L., Agapanthus Hérit., Hyacinthus L., Hemerocallis L., Muscari Tournef., Scilla L., Aloë Tournef., Yucca L., Dracaena Vand. u. a. Vgl. Redouté, Les Liliacées (Par. 1802-16, 8 Bde.); Regel, Die Funkia-Arten der Gärten ("Gartenflora" 1876); Elwes, Monograph of the genus Lilium (Lond. 1877); Engelmann, Notes on the genus Yucca (St. Louis 1875); verschiedene monographische Arbeiten von Baker im "Journal of the Linnean Society", Bd. 11-17.

Lilie, Pflanzengattung, s. Lilium. - Mexikanische oder spanische L., L. von San Jago, s. Amaryllis.

Lilie (franz. fleur de lis), ein von der bekannten Blume abgeleitetes, stilisiertes Ornament, welches schon frühzeitig auf orientalischen Stoffmustern, seit dem 12. Jahrh. auch in der Heraldik vorkommt (s. die Abbildung). 1179 tritt die L. zuerst im Wappen der französischen Könige auf, welche sie seitdem (in der Dreizahl) als Wappenfigur beibehielten. Die L. erschien von da ab auf der Spitze der Zepter, auf Kronenreifen, in Stickerei auf den Gewändern der Könige und den Wappenröcken der Herolde und wurde schließlich als dekoratives Muster auf Tapeten etc. ohne sinnbildliche Bedeutung verwendet.

^[Abb.: Heraldische Lilien.]

Liliencron, Rochus, Freiherr von, Sprachforscher, geb. 8. Dez. 1820 zu Plön in Holstein, studierte zu Kiel und Berlin Theologie, sodann die Rechte, seit 1843 aber vorwiegend altdeutsche Sprache und habilitierte sich 1847 für die letztere an der Universität Bonn. Beim Ausbruch des deutsch-dänischen Kriegs 1848 trat er in ein Freikorps, wurde bald darauf in seinem Vaterland Sekretär im Büreau für die auswärtigen Angelegenheiten und ging 1849 als Bevollmächtigter seiner Regierung nach Berlin, erhielt aber 1850 seine Entlassung und folgte 1852 einem Ruf als Professor der Philosophie nach Jena. Von hier ging er 1855 als Kammerherr und Kabinettsrat nach Meiningen, wo er vorübergehend auch als Intendant der Hofkapelle fungierte und Vorsteher der herzoglichen Bibliothek wurde. Zum Mitglied der bayrischen Akademie der Wissenschaften ernannt, ließ er sich 1869 in München nieder, um hier im Auftrag der Historischen Kommission der Akademie die Redaktion der "Allgemeinen deutschen Biographie" zu übernehmen, die er noch heute leitet. Seit dem Herbst 1876 lebt er als Prälat und Propst des St. Johannisklosters (eines adligen Fräuleinstifts) in Schleswig. Unter seinen Publikationen sind hervorzuheben: "Zur Runenlehre" (mit Müllenhoff, Halle 1852); "Lieder und Sprüche aus der letzten Zeit des Minnesangs" (mit Stade, Weim. 1855); "Über die Nibelungenhandschrift C" (das. 1856); "Düringische Chronik" des Johann Rothe (1859); besonders aber die im Auftrag der oben genannten Kommission herausgegebenen "Historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert, gesammelt und erläutert" (Leipz. 1865-69, 4 Bde. und Nachtrag). Neuerdings gab er: "Lucifers Seelengejaidt" von Ä. Albertinus (Stuttg. 1883) und "Deutsches Leben im Volkslied um 1530" (das. 1885) heraus, letzteres eine Sammlung der schönsten deutschen Volkslieder des 16. Jahrh. mit ihren Melodien, soweit diese zu finden waren.

Lilienfeld, berühmtes Cistercienserstift in Niederösterreich, an der Traisen und der Linie Scheibmühl-Schrambach der österreichischen Staatsbahnen, 1202 gegründet, mit wertvollen Sammlungen, schöner, alter Kirche mit dem Grabmal des Stifters, Leopolds des Glorreichen, prächtigem gotischen Kreuzgang und Park, bildet mit den benachbarten Ortschaften Dörfel und Marktl eine Gemeinde, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat Kohlenbergbau, Eisenwerke, eine Zementfabrik und (1880 als Gemeinde) 2329 Einw. Auf dem Friedhof Grabstätte des Dichters und zeitweiligen Abtes von L., Pyrker.

Lilienstein, s. Sächsische Schweiz.

Lilienstern, s. Rühle von Lilienstern.

Liliensterne, s. Krinoideen.

Lilienthal, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Stade, Kreis Osterholz, hat ein ehemaliges Cistercienser-Nonnenkloster (1230 gegründet, 1631 aufgehoben), ein Amtsgericht und (1885) 853 Einw.

Liliifloren, Ordnung im natürlichen Pflanzensystem unter den Monokotyledonen, charakterisiert durch meist ansehnliche und farbige Blüten mit dreigliederigen, selten zwei- oder viergliederigen Blütenkreisen, in der Regel sechs Perigonblätter, ebenso viele Staubgefäße und ober- oder unterständigen, aus drei Karpellen zusammengesetzten, dreifächerigen Fruchtknoten, der sich zu einer Kapsel oder einer Beere ausbildet und meist viele mit Endosperm versehene Samen enthält; fast lauter krautartige Pflanzen mit langen, schmalen, unten scheidigen Blättern und mit Rhizomen, Zwiebeln oder unterirdischen Knollen, seltener mit baumartigem Stamm, enthält die Familien Junkaceen, Liliaceen, Smilaceen, Melanthaceen, Amaryllideen, Dioskoreen, Takkaceen, Irideen, Hämodoraceen, Pontederiaceen und Bromeliaceen.

Lilionese, kosmetisches Mittel gegen gelbliche Haut, gelbe und braune Flecke, Finnen und Mitesser, besteht im wesentlichen aus einer schwachen Lösung von kohlensaurem Kali; ist nutzlos.

Liliput, in "Gullivers Reisen" von Swift Name eines erdichteten Ländchens, dessen Bewohner (Liliputer, Liliputaner) Daumengröße haben.

Lilith (hebr., die "Nächtliche"), nach dem Targum die Königin von Smaragd, nach den rabbinischen Traditionen die erste Frau Adams und von diesem Mutter von Riesen (auch Ahrimans) und zahllosen bösen Geistern, galt später für ein Nachtgespenst, welches Kindern nach dem Leben trachtete. Zur Bannung dieses Nachtgespenstes schrieb die jüngere Kabbala (s. d.) Bannzettel für die Wochenstube vor.

Lilium L., Gattung aus der Familie der Liliaceen, Zwiebelgewächse mit schuppiger Zwiebel, beblättertem Stengel, zerstreut oder wirtelig stehenden Blättern, sechsblätterigen, in eine Traube oder einzeln gestellten Blüten und dreikantiger Kapsel mit flach gedrückten Samen. 44 Arten in der nördlichen und gemäßigten Zone. Wenige Arten besitzen große, langröhrige Blumen und große, herzförmige, gestielte Blätter, wie L. giganteum Wall., vom Himalaja, welches 3 m hoch wird und bis zwölf weiße, innen purpurn geflammte, wohlriechende Blüten trägt.