Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lohden; Lohe; Löhe; Loheia; Lohengrin; Lohenstein; Löher

874

Lohden - Löher.

Sagenkreis im Treppenhaus des Berliner Sophiengymnasiums aus (in Farbendruck in 4 Blättern, Berl. 1868). Außerdem entstanden noch Sgraffitos in den Giebeln der Reitbahn des Kriegsministeriums und andre dekorative Malereien. Während einer Reise in Italien starb L. 18. Dez. 1868 in Neapel. Seine Gespräche mit Cornelius und Reiseberichte aus Italien sind in der "Zeitschrift für bildende Kunst" (1868 und 1869) veröffentlicht worden.

Lohden, s. Torf.

Lohe, gemahlene Fichten- oder Eichenrinde, welche zum Lohgerben dient. Zum gröblichen Zerkleinern der Rinde benutzt man Häckselladen und besondere Loheschneidemaschinen, bei welchen gezahnte Cylinder die auf einer Tafel ausgebreitete Rinde gegen rotierende Klingen schieben. Die eigentlichen Lohmühlen sind entweder nach dem Kaffeemühlenprinzip konstruiert und heißen dann Glockenmühlen, oder sie haben, wie die gewöhnlichen Getreidemahlmühlen, horizontale Steine; doch werden in neuerer Zeit auch Desintegratoren mit großem Vorteil benutzt. Lohextrakt ist ein wässeriger eingedampfter Auszug von L. (s. Gerbsäureextrakte). Die gebrauchte L. wird vom Gerber ausgepreßt, und die Preßkuchen (Lohkuchen) kommen als billiges Brennmaterial in den Handel; auch dient jene zum Füllen der Beete in warmen Pflanzenhäusern. Ausgegorne L. eignet sich, mit etwas Sand vermischt, zum Pflanzen minder zarter Topfgewächse. Über Benutzung der L. in der Gerberei s. Leder, S. 608.

Lohe, linker Nebenfluß der Oder in Schlesien, entsteht aus der Großen und Kleinen L. und mündet 8 km unterhalb Breslau.

Löhe, Wilhelm, Führer des restaurierten Luthertums, geb. 21. Febr. 1808 zu Fürth, studierte in Erlangen, wurde, 1831 in den Kirchendienst getreten, 1837 Pfarrer zu Neudettelsau, von wo er bis zu seinem am 2. Jan. 1872 erfolgten Tod eine weit über die Grenzen der lutherischen Landeskirche Bayerns hinausreichende Wirksamkeit ausübte, teils durch seinen persönlichen, von Tausenden aufgesuchten Umgang, durch seine Ausrüstung lutherischer Sendboten für Nordamerika (seit 1841), durch seine Gesellschaft für innere Mission (seit 1849), durch seinen Verein für weibliche Diakonie (seit 1854), teils durch seine fruchtbare litterarische Thätigkeit; hervorzuheben sind vor allem die sein Ideal einer bischöflichen Brüderkirche lutherischen Bekenntnisses ausführenden "Drei Bücher von der Kirche" (2. Aufl., Stuttg. 1845); wie schon sie einen überspannten, dicht an das Katholische anstreifenden Kirchen-, Amts- und Sakramentsbegriff vertreten, so vollends die "Rosenmonate heiliger Frauen" (das. 1860) u. a. Zur Separation ist L. nicht geschritten, obwohl er sich mit dem Gedanken an dieselbe 1848-52 getragen und 1860 wegen Verweigerung der kirchlichen Trauung für einen rechtlich Geschiedenen vorübergehend suspendiert war. Vgl. "Wilhelm Löhes Leben, aus seinem schriftlichen Nachlaß zusammengestellt" (Nürnb. 1873-80, 2 Bde.); Stählin, L., Thomasius, Harleß (Leipz. 1886).

Loheia (Lohaja), Hafenstadt in der arab. Landschaft Jemen, auf einer Landzunge am Arabischen Meerbusen, 200 km westnordwestlich von Sana, mit Kaffeehandel und 10,000 Einw.

Lohengrin, der Hauptheld eines mittelhochdeutschen Gedichts aus dem Ende des 13. Jahrh., ist der Sohn Parzivals, einer der Pfleger des heiligen Grals (s. d.). Vom König Artus abgesandt, kommt er auf einem von einem Schwan durch die Luft getragenen Fahrzeug der bedrängten Herzogstochter von Brabant, Elsa (Belaye), zu Hilfe, kämpft für sie zu Mainz in Gegenwart des Kaisers Heinrich gegen ihren Feind Telramund, besiegt seinen Gegner und heiratet Elsa, worauf er den Kaiser auf seinem Kriegszug gegen die Ungarn begleitet und für den Papst gegen die Sarazenen kämpft. Als er nach Köln zurückgekehrt, fragt Elsa wider sein Verbot ihn um seine Herkunft; vergebens verweigert er zweimal die Antwort; als sie zum drittenmal fragt, erklärt er sich, kehrt aber zugleich mit dem Schwan zum Gral heim. Das altdeutsche Heldengedicht "L." wurde zuerst von Glöckle (mit Einleitung von Görres, Heidelb. 1813), besser von Rückert (Quedlinb. 1857) herausgegeben. Das Gedicht knüpft an den Schluß von Wolframs "Parzival" an, bei dem der Held Loherangrîn, d. h. Garin le Loherain (der Lothringer), heißt, und hat die dort kurz angedeuteten Schicksale unter Benutzung der sogen. Repgowischen Chronik breit ausgesponnen. Später (im 15. Jahrh.) wurde es noch durch Zusätze erweitert und unter dem Namen Lorengel gründlich umgearbeitet (hrsg. von Steinmayer in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 15). Richard Wagner hat den Stoff zu einer Oper benutzt Vgl. Elster, Beiträge zur Kritik des L. (Halle 1884), und, über die historischen Anknüpfungen, Sybel, Geschichte des ersten Kreuzzugs, S. 263 (Düsseld. 1841).

Lohenstein, Daniel Kaspar von, eins der Häupter der sogen. zweiten schlesischen Dichterschule, geb. 25. Jan. 1635 zu Nimptsch in Schlesien, besuchte das Magdalenengymnasium zu Breslau, studierte seit 1652 in Leipzig und Tübingen die Rechte, machte dann Reisen bis nach Italien und vermählte sich nach seiner Rückkehr nach Breslau 1657 mit einer reichen Erbin, durch die er in den Besitz von drei Landgütern kam. Er starb als kaiserlicher Rat und Syndikus der Stadt Breslau 28. April 1683. An poetischen Arbeiten, die er als Nebenbeschäftigung trieb, haben wir von ihm lyrische Gedichte ("Blumen" betitelt), sechs Tragödien und den großen heroischen Roman "Großmütiger Feldherr Arminius, oder Hermann nebst seiner durchlauchtigsten Thusnelda etc." Dies kolossale Werk (es enthält in zwei Folianten 3076 zweispaltige Seiten und ist noch unvollendet) galt für den besten deutschen Roman im 17. Jahrh. Lohensteins Talent gibt sich immerhin in demselben besser kund als in seinen Gedichten und Tragödien. Die erstern überbieten selbst die von Hoffmannswaldau an Geschmacklosigkeit; die Tragödien ("Ibrahim Bassa", "Agrippina", "Ibrahim Sultan", "Epicharis", "Kleopatra", "Sophonisbe") sind roh, reich an bestialischen Szenen, dabei in der Diktion voll jenes unerträglichen Schwulstes, der noch heute unter Lohensteins Namen sprichwörtlich ist. "Schwerlastende" Worte zu häufen war ihm Lieblingsgewohnheit, und bei der Ausmalung unsittlicher, grausamer und geradezu schmutziger Szenen verweilte er mit besonderm Behagen, wiewohl auch er, wie Hoffmannswaldau, im Leben als ein nüchterner, ehrbar wandelnder Mann sich darstellte. Gesammelt erschienen seine Poesien unter dem Titel: "Trauer- und Lustgedichte" (Bresl. 1680-89, Leipz. 1732), in Auswahl von Bobertag (in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur", Bd. 36). Vgl. Passow, D. K. v. L., seine Trauerspiele und seine Sprache (Meining. 1852); Kerckhoffs, K. v. Lohensteins Trauerspiele (Paderb. 1877); Konrad Müller, Beiträge zum Leben und Dichten Dan. Kasp. v. Lohensteins (Bresl. 1882).

Löher, Franz von, Gelehrter und Schriftsteller, geb. 15. Okt. 1818 zu Paderborn, studierte in Halle, Freiburg, München und Wien die Rechte sowie neben-^[folgende Seite]