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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lostage; Losung; Lösung

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Lostage - Lösung.

delte 1831 nach München über. Hier war er von 1833 an in der Werkstatt Schwanthalers beschäftigt. Seine wenigen selbständigen Werke befinden sich vorwiegend in der Walhalla bei Regensburg und bestehen in schön ausgeführten Marmorbüsten berühmter Männer, deren Eigenart der Künstler in charakteristischer Weise wiederzugeben verstand. Sonst führte er eine Anzahl Statuen nach Entwürfen andrer in Marmor aus: die Thorwaldsens nach dessen eigner Skizze, die Canovas nach Widnmann und die Schwanthalers und Gibsons nach Brugger, alle vier an der Glyptothek zu München. L. starb 3. Febr. 1874 in München.

2) Friedrich, Maler, Sohn des vorigen, geb. 13. Juni 1837 zu München, bildete sich auf der Münchener Kunstakademie, fand indes dort keine Förderung, da er besondere Vorliebe für die Tiermalerei hegte. Darum versuchte er sich zunächst ohne Lehrer weiter zu helfen; doch unterstützten ihn bald Horschelt, Voltz und Kotzebue. Um sich in der Technik auszubilden, trat er kurz nach 1860 in die Schule Pilotys ein. In seinen Arbeiten begegnen wir vielfach einem gesunden Humor, in andern aber, so namentlich in den vortrefflichen Zeichnungen aus dem Krieg von 1870/71 (in den Münchener Bilderbogen), einer ergreifenden elegischen Stimmung. Andre Zeichnungen finden sich in den "Fliegenden Blättern" und in verschiedenen Werken als Illustrationen. Von seinen Ölbildern sind zu nennen: Rattenjagd, ländliche Szene am Backofen und die Hunde- und Affenkomödie auf der Reise. L. starb 19. Jan. 1872 in München.

3) Heinrich, Maler, Bruder des vorigen, geb. 10. März 1840 zu München, machte seine Studien an der Akademie daselbst und bildete sich auf verschiedenen Reisen. Von seinen Genrebildern, deren Stoffe zum Teil der Rokokozeit entnommen sind, und denen meist eine pikante Auffassung eigen ist, sind zu nennen: die Sphinx und der Dichter, nach H. Heine, musikalische Unterhaltung, Flitterwochen, die Putzmacherin, die überraschte Schäferin. Er hat auch Illustrationen zu Shakespeares "Lustigen Weibern" gezeichnet. L. ist Konservator an der Gemäldegalerie zu Schleißheim.

Lostage (Lurtage), Tage, welche nach einer im Volk weitverbreiteten Ansicht einen entscheidenden Einfluß auf die Witterung eines bestimmten Zeitraums haben sollen, an welchen sich (wie Dove sagt) das "Los" der zu erwartenden Witterung für längere Zeit entscheidet, wo man zu "lauern" (niedersächs. luren) hat, um auf das Kommende vorbereitet zu sein. An diese L. knüpfen sich die Sprüche des Volkes, welche unter dem Namen Bauernregeln bekannt sind; z. B. an den Medardustag (8. Juni), welcher als sogen. Wettermacher in Frankreich und den Niederlanden, in Deutschland und Polen bekannt ist. Von diesem heißt es: "Wie's wittert am Medardustag, so bleibt's sechs Wochen lang danach"; oder "Regnet es auf Medardustag, so regnet es vierzig Tage nach"; oder, wie in Frankreich: "Saint Médard est un grand pleurard (oder pissard)". Andre solcher L. sind: der Siebenschläfer (27. Juni), ein gefährlicher Regentag ("Regnet's am Tag der Siebenschläfer, so regnet es noch sieben Wochen"); der Johannistag (24. Juni), der in Polen, Mittel- und Süddeutschland, in Oberitalien etc. für einen Wendetag der Witterung gilt ("Wasser an St. Johann nimmt den Wein und gibt kein Brot"), wie St. Peter und Paul (29. Juni) in Frankreich; namentlich aber der als regenbringend bekannte Tag Mariä Heimsuchung (2. Juli), am Niederrhein "Marientrief", in Köln "Mariasief" genannt. Von ihm heißt es in Deutschland unter anderm: "Geht Maria über den Berg naß, so regnet's sechs Wochen ohne Unterlaß". Eine Art wissenschaftlicher Begründung dieser L. besteht darin, daß in Europa im Sommer die mittlere Windrichtung auf die Nordwestseite der Windrose fällt. Diese Nordwestwinde bringen bei ihrem Verdrängen der östlichen (im Sommer wärmern und trocknern) Winde ein Sinken der Temperatur herbei und leiten, wenn sie zu Anfang des Sommers die Oberhand gewinnen, unsre Regenzeit ein.

Losung, Wort oder Sache, die zu einem Parteizeichen dienen, s. Feldgeschrei; im Ritterwesen s. v. w. Devise; in der Jägersprache die Exkremente des Wildes (s. auch Geschmeiß, Gestübe); im Bergbau leerer Ort in der Grube, wohin das Gerölle geschüttet wird; in der Rechtssprache s. v. w. Näherrecht; früher in einigen deutschen Reichsstädten übliche Bezeichnung der Steuer, insbesondere der Vermögenssteuer; im gewerblichen Verkehr s. v. w. Tageseinnahme; im kirchlichen Sprachgebrauch Bibelsprüche, welche in Begleitung eines Liederverses von der Brüdergemeinde für jeden Tag alljährlich neu ausgewählt, herausgegeben und auch außerhalb der Gemeinde vielfach in zum Teil abergläubischer Weise benutzt werden.

Lösung, die Vereinigung eines starren, flüssigen oder gasförmigen Körpers mit einem flüssigen zu einem homogenen Ganzen, auch dieses letztere selbst. Charakteristisch für die L. ist, daß bei ihrer Bildung kein chemischer Prozeß verläuft, und daß mithin der gelöste Stoff mit allen seinen Eigenschaften unverändert wieder erhalten werden kann, sobald man ihm das Lösungsmittel entzieht. So gibt Zucker mit Wasser eine vollkommene L., und wenn aus derselben das Wasser an der Luft, schneller beim Erhitzen, verdampft, so bleibt unveränderter Zucker zurück. Dagegen gibt Eisen beim Übergießen mit Schwefelsäure zwar auch eine L.; aber das dabei unter Brausen entweichende Gas deutet schon auf einen chemischen Prozeß hin, und in der That entsteht hier zunächst schwefelsaures Eisenoxydul, und dieses Salz, nicht das Eisen, löst sich in dem Wasser, mit welchem die Schwefelsäure verdünnt war, und bleibt beim Verdampfen desselben zurück. Um starre Körper schnell zu lösen, muß man sie pulvern und womöglich dicht unter der Oberfläche des Lösungsmittels anbringen. Liegt das Pulver am Boden des Gefäßes, so entsteht hier eine starke L., die sich nicht mit dem übrigen Lösungsmittel mischt und bald das Vermögen verliert, noch mehr von dem starren Körper zu lösen. Die gewöhnlichsten Lösungsmittel sind: Wasser, Alkohol und Äther, dann Benzin, Schwefelkohlenstoff, Chloroform. Wärme beschleunigt im allgemeinen die L., und meist nimmt ein Lösungsmittel bei höherer Temperatur größere Mengen löslicher Körper auf als bei niederer. Für jeden Temperaturgrad ist die Löslichkeit der Körper eine ganz konstante; eine L., welche von einem Körper so viel gelöst enthält, wie sie bei der betreffenden Temperatur gelöst enthalten kann, heißt gesättigt. Wird eine gesättigte L. erwärmt, so vermag sie von demselben Körper abermals etwas zu lösen; wird sie aber abgekühlt, so scheidet sich ein der Abkühlung entsprechender Teil des gelösten Körpers, oft in Kristallen, aus, und die L. ist dann nur noch für diese niedere Temperatur gesättigt. Nicht bei allen Körpern wächst die Löslichkeit gleichmäßig mit der Temperatur, und manche sind in der Kälte löslicher als in der Wärme. Wie Temperaturschwankungen, wirken auf die Löslichkeit auch Zusätze