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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ludwig

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Ludwig (Thüringen, Ungarn).

häufigen Reisen, seiner unbesonnenen Reden und seiner Verschwendung zog er sich wiederholt Rügen des Königs zu und ward endlich 1800 durch den Obersten Massenbach arretiert und nach Magdeburg geführt. Doch durfte er bald nach Berlin kommen, wo er durch seine Liebenswürdigkeit und seinen Geist die Gesellschaft entzückte, aber auch seine militärische Ausbildung betrieb und ein Bündnis mit Österreich gegen Frankreich zu stande zu bringen suchte. 1806 erhielt er den Befehl der Avantgarde des Fürsten von Hohenlohe und lagerte mit seinem 8000 Mann starken Korps bei Saalfeld mit dem Befehl, einem Gefecht auszuweichen. Als ihm jedoch ein doppelt überlegener Feind 10. Okt. entgegenrückte, nahm er den Kampf an, der mit Vernichtung seines Korps endete, und um nicht dieses Mißgeschick zu überleben, suchte und fand er nach tapferer Gegenwehr im Getümmel den Tod. Die Stätte, wo L. fiel, bezeichnet seit 1823 ein Denkmal. Aus seinem Verhältnis mit Henriette Fromm hinterließ er zwei Kinder, die 1810 unter dem Namen Wildenbruch in den Adelstand erhoben wurden. Vgl. Büchner, L. F., Prinz von Preußen, Briefe an Pauline Wiesel etc. (Leipz. 1865). Fanny Lewald hat einen Roman über L. geschrieben ("Prinz. L. Ferdinand", 2. Aufl., Berl. 1859, 3 Bde.).

[Thüringen.] 53) L. der Springer (Ludovicus Saliens), Landgraf von Thüringen, Sohn Ludwigs I., mit dem Barte, des Stammvaters des thüringischen Landgrafenhauses (gest. 1056), geb. 1042, war zwar 1075 Teilnehmer am sächsischen Kriege gegen Heinrich IV., trat aber bald wieder zum Kaiser über. L. vermehrte seines Vaters reichsfreien Besitz durch Fehden und baute unter anderm die Wartburg und Eisenach, die Neuenburg und bei derselben die Stadt Freiburg. Er vermählte sich 1087 mit Adelheid, der Witwe des Pfalzgrafen Friedrich III. von Goseck, dessen Ermordung ihm schuld gegeben wurde. Wegen seiner Beteiligung am Krieg der Sachsen gegen Heinrich IV. soll L. auf den Giebichenstein gesetzt worden sein und sich von da nach zweijähriger Haft durch einen kühnen Sprung in die Saale befreit haben. Davon soll sein Beiname Saliens herrühren; andre leiten denselben dagegen von dem salischen Geschlecht ab, dem L. entstammte. 1112 schloß er sich dem Aufstand der sächsischen Großen gegen den Kaiser an, ergab sich zwar demselben 1113, ward aber 1114 verhaftet und in den Kerker geworfen, bis ihn seine Söhne gegen den gefangenen Heinrich von Meißen, einen Feldherrn des Kaisers, auslösten. L. starb 1123 als Mönch in dem von ihm gestifteten Kloster zu Reinhardsbrunn; sein Sohn Ludwig I. (III.) (1126-40) erhielt die Landgrafenwürde.

54) L. II., der Eiserne, Landgraf von Thüringen, geboren um 1129, Sohn Ludwigs I. (III.), folgte diesem 1140 unter der Vormundschaft seiner Mutter Hedwig bis 1144. Die Sage läßt ihn von einem Schmied, zu dem er sich auf der Jagd verirrt hatte, durch die bei jedem Schlag auf das Eisen wiederholten Worte: "Landgraf, werde hart!" auf die Bedrückungen der Edelleute aufmerksam gemacht werden und dieselben dann, an Pflüge gespannt, zwingen, in der Gegend von Freiburg einen Acker umzupflügen. Durch seine Vermählung mit Judith, der Tochter des Herzogs Friedrich von Schwaben, ward er Schwager Kaiser Friedrichs I., nahm an mehreren Heereszügen desselben, z. B. gegen Polen 1157 und gegen die Mailänder 1158 und 1164, teil und bekriegte auf kaiserlichen Befehl 1163 den Erzbischof Konrad von Mainz sowie bis 1168 Heinrich den Löwen. Er starb 1172 in Freiburg.

55) L. III., der Milde, Landgraf von Thüringen, Sohn des vorigen, folgte seinem Vater 1172, erwarb nach dem Erlöschen des Geschlechts der Grafen von Sommerscheburg ^[richtig: Sommerschenburg] die Pfalzgrafschaft Sachsen, nahm am Kampf gegen Heinrich den Löwen teil, wurde von diesem 11. Mai 1180 bei Weißensee besiegt und gefangen genommen und erst 1181 befreit; starb 1190 auf der Rückkehr vom dritten Kreuzzug auf Cypern. Da er keine Söhne hinterließ, folgte ihm sein Bruder Hermann.

56) L. IV., der Heilige, Landgraf von Thüringen, ältester Sohn Hermanns I., geb. 1200, folgte seinem Vater 1216. Nach dem Tode des Markgrafen Dietrich von Meißen (1221) führte L. die Regentschaft für seinen Vetter Heinrich den Erlauchten und erhielt 1226 vom Kaiser Friedrich II. die Belehnung mit Meißen, der Lausitz und dem Pleißnerland. Zur Befestigung des Landfriedens zerstörte er mehrere Raubschlösser. Er starb 11. Sept. 1227 in Otranto auf einer Kreuzfahrt; seine Gebeine wurden nach Reinhardsbrunn gebracht. Von seiner zärtlich geliebten Gemahlin Elisabeth (s. d. 14) hatte er außer zwei Töchtern einen Sohn, Hermann II., der ihm unter Vormundschaft seines Oheims Heinrich Raspe folgte, aber schon 1242 starb. Auch Ludwigs IV. Leben hat die Sage vielfach ausgeschmückt.

[Ungarn.] 57) L. I., der Große, König von Ungarn, Sohn des Königs Karl Robert von Ungarn und der Elisabeth von Polen, geb. 5. März 1326, folgte seinem Vater 1342 auf dem ungarischen Thron. Er unterstützte 1344 seinen Oheim Kasimir gegen König Johann von Böhmen, eilte auf die Nachricht von der Ermordung seines Bruders Andreas, Königs von Neapel, dahin, eroberte dieses 1348, gab aber 1350 nach dem zweiten Zug die Eroberung wieder auf. Darauf sicherte er Polen, auf welches ihm die Anwartschaft zustand, als Bundesgenosse Kasimirs durch glückliche Kriege gegen Litauer und Tataren, machte die Walachen zinspflichtig, eroberte Rotrußland, welches er mit Wahrung seiner Rechte an Kasimir überließ, und entriß den Venezianern Dalmatien. Als er 1370 nach dem Tod Kasimirs auch zum König von Polen erwählt wurde, erstreckte sich sein Reich von der Ostsee bis zum Schwarzen und Adriatischen Meer. In den Süddonauländern suchte er mit Eifer die Kultur durch Verbreitung des Christentums, Begünstigung der deutschen Kolonisationen und gute Gesetze zu heben; Schulen wurden gegründet, und Handel und Gewerbe hoben sich. Weniger segensreich war seine Regierung für Polen, wo er, um die Thronfolge zu erlangen, den Magnaten große Rechte einräumen mußte. Überdies überließ er die Regentschaft seiner Mutter Elisabeth, die sich von Günstlingen beherrschen ließ; es brachen Aufstände aus, welche das Reich zerrütteten. Nachdem L. die Erbfolge seiner Tochter Maria, die mit dem 14jährigen Kurfürsten Siegmund von Brandenburg, Karls IV. Sohn, vermählt war, in Ungarn und Polen zur Anerkennung gebracht, starb er 11. Sept. 1382 in Tyrnau.

58) L. II., König von Ungarn, Sohn Wladislaws II., geb. 1506, folgte seinem Vater 1516 in den Königreichen Ungarn und Böhmen unter Vormundschaft des Kaisers Maximilian I. und des Königs Siegmund von Polen. Er war unfähig, die königliche Macht gegen den Ehrgeiz der Adelsparteien zu behaupten. Am 29. Aug. 1526 bei Mohács von den Türken geschlagen, ertrank er auf der Flucht, ohne Kinder zu hinterlassen. Vermählt war er mit Maria, Schwester des Kaisers Karl V. Sein Erbe wurde der Gemahl seiner Schwester Anna, Erzherzog Ferdinand.