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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Luftröhrenkrampf; Luftröhrenschnitt; Luftröhrenschwindsucht; Luftsäure; Luftschiffahrt

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Luftröhrenkrampf - Luftschiffahrt.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Luftröhre'

und gut ausgerungenen Handtuchs und Einatmen einer warmen, gleichmäßig temperierten Luft reichen in der Regel zur Hebung des Übels aus. Außerdem eben erwähnten Katarrh der L. (Tracheïtis, s. Bronchialkatarrh) und dem Krupp versetzt besonders häufig die Lungentuberkulose die L. in Mitleidenschaft, wobei es zu ausgedehnter Verschwärung ihrer Innenfläche kommen kann (Luftröhrenschwindsucht). Chronischer Luftröhrenkatarrh ist häufig von einer Erweiterung der L. (Bronchiektasie, s. d.) begleitet, während durch Kropf, Geschwülste, Narbenbildung eine Verengerung zu stande kommen kann. Nach Verwundungen bleibt wohl eine Luftröhrenfistel zurück.

Luftröhrenkrampf (Bronchialasthma), eine Form des Asthmas mit krampfhafter Zusammenziehung der Bronchialmuskeln.

Luftröhrenschnitt (griech. Tracheotomie), chirurg. Operation, wobei man von der vordern Seite des Halses aus einen blutigen Weg in die Luftröhre bahnt, um durch denselben den Aus- und Eintritt der Ausatmungsluft aus den Lungen und in dieselben auch dann noch zu ermöglichen, wenn dies durch den Kehlkopf nicht oder nicht genügend erfolgt. Am häufigsten findet dieser Fall statt beim Krupp des Kehlkopfes und bei der brandigen Rachenbräune, wo die obern Luftwege, namentlich der Kehlkopf, mit festen Ausschwitzungsmassen verlegt sind, und wo die Gefahr um so gewisser ist, je jünger das Kind und je enger daher die Luftwege sind. Auch die Verengerungen des Kehlkopfes durch polypöse und andre Geschwülste, durch tuberkulöse Geschwüre mit Schwellung der Kehldeckelbänder (s. Tafel "Halskrankheiten"), syphilitische Narben etc. können den L. erheischen. An und für sich ist der L. eine ungefährliche Operation. Mittels des Luftröhrenschnitts beim Krupp würde man um vieles günstigere Resultate erzielen, wenn man sich entschließen könnte, früher zur Operation zu schreiten, als dies gewöhnlich der Fall ist. - Ist die Operation ausgeführt worden, so legt man in die frische Luftröhrenwunde eine gekrümmte silberne Kanüle ein, damit der Luftstrom frei aus- und eintreten könne. Nach Beseitigung des Hindernisses im Kehlkopf, wegen dessen man die Operation vorgenommen hat, entfernt man die Kanüle und sucht die Luftröhrenfistel wieder zum Verschluß zu bringen. In neuester Zeit haben amerikanische Ärzte versucht, den L. durch Einführen eines Gummischlauchs von der Mundhöhle aus zu ersetzen.

Luftröhrenschwindsucht, s. v. w. Kehlkopfschwindsucht, s. Kehlkopf.

Luftsäure, s. v. w. Kohlensäure.

Luftschiffahrt (Aeronautik), die Kunst, mittels geeigneter Apparate sich in die Luft zu erheben und in bestimmter Richtung in derselben sich fortzubewegen. Der Wunsch, das Flugvermögen des Vogels zu erreichen, ist uralt; eingebildeten höhern Wesen legte man als Attribut ihrer Vollkommenheit Flügel bei, und die Mythe erzählt von den verunglückten Versuchen des Dädalos und Ikaros. Bellerophontes soll im Flug den Olymp erreicht haben, und Archytas von Tarent konstruierte eine Taube, die durch mechanische Mittel in der Luft schwebte. 1306 soll sich in Peking ein Luftballon in die Luft erhoben haben, und Battista Danti in Perugia, der Benediktinermönch Oliver Malmesbury und der portugiesische Physiker Guzman werden als Erfinder von Flugmaschinen genannt. Letzterer soll sich 1769 mit einem aus Weiden geflochtenen und mit Papier überklebten Korb, unter welchem er ein Feuer entzündete, in Lissabon ↔ bis zu 200 Fuß erhoben haben, während der Jesuitenpater Lana 1670 vorgeschlagen hatte, eine Barke durch vier luftleer gemachte Kugeln aus Kupferblech in die Luft zu heben. Schon diese Vorgeschichte der L. läßt zwei Richtungen unterscheiden: die Ballonaeronautik (Aerostation) und die Aviation, welche den Flug des Vogels (avis) nachzuahmen sucht.

Fig. 1. Montgolfiers Luftballon.
Textfigur: Fig. 1. Montgolfiers Luftballon.

Die erstere beginnt, wenn man von der Vorgeschichte absieht, mit der Erfindung des Luftballons durch die Brüder Stephan und Joseph Montgolfier.

Fig. 2. Luftballon von Charles und Gebrüder Robert.
Textfigur: Fig. 2. Luftballon von Charles und Gebrüder Robert.

Nach wiederholten Versuchen im kleinen ließen sie 5. Juni 1783 zu Annonay (Departement Ardèche) einen mit Papier gefütterten kugelförmigen Ballon aus Leinwand von 10 m Durchmesser, in welchem sie die Luft durch Feuer erhitzten, aufsteigen. Charles in Paris kam auf den Gedanken, den Ballon durch ein möglichst leichtes Gas zum Aufsteigen zu bringen, und wählte

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 987.