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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Luftrad; Luftröhre

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Luftrad - Luftröhre.

gesaugt. Die Quecksilberluftpumpen arbeiten zwar langsamer als die Kolbenluftpumpen, gestatten aber einen weit höhern Grad der Luftverdünnung zu erreichen als diese; sie eignen sich daher vorzugsweise zum Auspumpen kleinerer Räume, z. B. der Geißlerschen Röhren (s. den Spezialartikel); Geißler hat die Entleerung derselben so weit getrieben, daß der elektrische Strom nicht mehr hindurchgeleitet werden konnte. Als Wasserluftpumpe bezeichnet man häufig die von Bunsen angegebene Luftsaugepumpe (Textfig. 14). Aus einem Wasserbehälter strömt Wasser durch das Rohr ac in das weitere Glasrohr d und reißt, indem es durch das 10 m weit hinabreichende Bleirohr f herabstürzt, durch seine Wucht die Luft aus d und aus der Röhre stmn mit sich, welch letztere mit dem auszupumpenden Raum in Verbindung steht; pq ist die Barometerprobe. Diese Luftsaugepumpe wird in chemischen Laboratorien zum raschen Filtrieren und Trocknen der Niederschläge verwendet, indem man die Röhre st mit dem Innern eines Gefäßes verbindet, auf welches der Trichter mit dem Filter luftdicht aufgesetzt ist. Der überwiegende äußere Luftdruck treibt alsdann zuerst die Flüssigkeit und später Luft durch den Niederschlag und das Filter hindurch und bewirkt so ein rasches Trocknen desselben. Auf demselben Prinzip beruht die Sprengelsche Quecksilberluftpumpe.

Bei allen beschriebenen Apparaten wird die Luftverdünnung durch mechanische Arbeit erzielt, man kann aber auch durch chemische Mittel ein sehr vollkommenes Vakuum herstellen. Stellt man z. B. unter eine luftdicht schließende Glocke ein Schälchen mit frisch gebranntem Kalk, leitet alsdann durch eine obere Öffnung so lange Kohlensäure in die Glocke, bis alle Luft verdrängt ist, verschließt diese Öffnung und überläßt den Apparat sich selbst, so absorbiert der Kalk die Kohlensäure, und wenn noch konzentrierte Schwefelsäure unter der Glocke steht, so werden auch etwa vorhandene Wasserdämpfe absorbiert. Einen fast vollkommen luftleeren Raum erhält man, wenn man den Rezipienten einer L. mit einem Raum in Verbindung setzt, in welchem während des Auspumpens Holzkohlen glühend erhalten werden; beim Erkalten absorbiert alsdann die Kohle die kleine Menge Luft, welche die Pumpe nicht zu entfernen vermochte. - Die L. findet vielfach wissenschaftliche und technische Anwendung, besonders bei der Dampfmaschine, der Zucker- und Extraktfabrikation, bei der atmosphärischen Eisenbahn, der pneumatischen Brief- und Paketbeförderung etc. Wo geringere Grade der Luftverdünnung ausreichen, wendet man wohl auch Ventilatoren an. Bei der pneumatischen Post ("Rohrpost") kommen rotierende Luftpumpen zur Anwendung, z. B. der auch als Gebläse benutzbare Roots-Blower (s. Gebläse, S. 976)

^[Abb.: Fig. 14. Bunsens Wasserluftpumpe.]

Luftrad, ein von Wellner für den Betrieb durch komprimierte Luft konstruierter Motor in Form eines bis über die Achse in Wasser eingetauchten Zellenrades, in dessen Zellen bei ihrer tiefsten Stellung die Kompressionsluft von untenher eingeführt wird, so daß sie infolge des Wasserauftriebs das Bestreben hat, aufwärts zu steigen, und dabei, auf die Zellenwandung wirkend, das Rad umdreht. Die Betriebsluft hierzu soll durch Benutzung der motorischen Kraft der Meeresbrandung in eigentümlichen, längs der Meeresküsten aufzustellenden Kompressionskasten gewonnen werden, welche nach Art von Kompressionspumpen wirken, indem die auf- und absteigenden Brandungswellen den Kolben vertreten.

Luftröhre (Trachea, Arteria aspera), ein Rohr im Tierkörper zum Ein- und Auslaß der Atemluft. (Über diejenigen der Wirbellosen s. Tracheen.) Bei den luftatmenden Wirbeltieren ist die L. im weitern Sinn der von der Lunge in den Mund führende Kanal, im engern nur derjenige Abschnitt, welcher am Hinterende des Kehlkopfes beginnt und mit dem Eintritt in die Lunge endet. Die in ihrer Wandung vorhandenen Knorpel (s. Tafel "Mundhöhle etc.") halten sie beständig offen, so daß ihr Verschluß nur durch die beiden Stellknorpel des Kehlkopfes (s. d.) bewirkt werden kann. Die Knorpel selbst sind teils der Länge, teils der Quere nach angeordnet und bilden in letzterm Fall vielfach geschlossene Ringe. Die L. teilt sich an ihrem untern Ende in zwei Äste (Bronchi) von gleichem Bau wie die L. selbst; diese verzweigen sich weiter innerhalb der Lungen in die sogen. Bronchien (Bronchia). Bei den Vögeln, deren L. meist sehr lang ist, zuweilen sogar große Schleifen macht, ist am Beginn der Teilung in die Bronchien fast immer ein sogen. unterer Kehlkopf zur Erzeugung der Stimme angebracht (s. Vögel). - Die L. des Menschen ist 9,5-12 cm lang, 2-3 cm breit und 1,5-2 cm dick; sie beginnt in der Höhe des fünften Halswirbels am untern Rande des Kehlkopfes, läuft am Hals herab und teilt sich in der Höhe des dritten oder vierten Brustwirbels in ihre Äste. Dicht hinter ihr liegt die Speiseröhre. Ihre etwa 2 mm starke Wandung enthält 16-20 hinten offene, 3,5-4,5 mm hohe Knorpelringe, von welchen einzelne nicht selten gabelig geteilt, auch wohl stellenweise untereinander verschmolzen sind. In der Längsrichtung werden sie durch ein derbes Fasergewebe zusammengehalten, welches gleichzeitig als Knorpelhaut dient, in querer Richtung aber durch platte Bündel glatter Muskelfasern in Verbindung gesetzt. So kann die hintere Wand der L. nach innen zu eingedrückt werden, wenn beim Essen der Bissen in der Speiseröhre nach dem Magen herabgleitet. Die ganze innere Fläche der L. ist mit einer flimmernden Schleimhaut, der direkten Fortsetzung der Kehlkopfschleimhaut, überkleidet. Auf ihrer Oberfläche münden in zahlreichen rundlichen, wie durch Nadelstiche erzeugten Poren traubenförmige Schleimdrüsen. Von den beiden Bronchen enthält der rechte 6-8, der linke 9-12 Knorpelringe; wegen der Bronchien s. Lunge.

Krankheiten der L. Kalte oder mit Staub und andern schädlichen Bestandteilen geschwängerte Luft ruft einen Entzündungszustand der Luftröhrenschleimhaut hervor, welcher gewöhnlich mit einer gleichen Erkrankung der Kehlkopf- und Bronchialschleimhaut einhergeht. Man verspürt Schmerzen in der Gegend der L., leidet an einem garstigen, rauhen Gefühl im Hals und befördert durch lästiges Husten einen zähen Schleim heraus. Warmhalten des Halses, feuchte Umschläge in der Form eines in Wasser getauchten