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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lynn; Lynx; Lyö; Lyon

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Lynn - Lyon.

Lynn (spr. linn), Stadt im nordamerikan. Staat Massachusetts, am Broad Sound der Massachusettsbai, 15 km nordöstlich von Boston, 1629 gegründet, mit Rathaus und städtischer Bibliothek, Fabrikation von Damenschuhen, Reederei und (1885) 45,861 Einw. In der Nähe, am Saugus River, wurde 1643 die erste Eisenhütte im Staat angelegt.

Lynn (King's Lynn), Stadt in der engl. Grafschaft Norfolk, 4 km oberhalb der Mündung der Ouse in das Wash, mit 2,6 Hektar großem Binnenhafen (Alexandra Dock), den Schiffe von 4 m Tiefgang mit der Flut erreichen können. L. hat eine alte Gildhalle, eine Börse, lebhaften Handel (namentlich auch mit der Ostsee), Flachshechelei, Maschinenbau und (1881) 18,539 Einw. Zum Hafen gehören 66 Seeschiffe und 127 Fischerboote. Wert der Einfuhr vom Ausland 1885: 767,515 Pfd. Sterl., der Ausfuhr 134,151 Pfd. Sterl. L. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Lynx (lat.), Luchs.

Lyö, kleine dän. Insel, zum Amt Svendborg (Fünen) gehörig, im Kleinen Belt, an der südwestlichen Küste von Fünen, 5½ qkm mit 350 Einw. Hier nahm Graf Heinrich von Schwerin den König Waldemar II. von Dänemark (1223) gefangen.

Lyon (spr. lióng, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des franz. Departements Rhône, am Zusammenfluß des Rhône und der Saône, 170-310 m ü. M. gelegen, nach Paris die bedeutendste Stadt Frankreichs, verdankt ihr Emporkommen ihrer geographischen L. Rhône und Saône entlang führt die große Straße vom Mittelmeer nach Deutschland u. Nordfrankreich. Senkrecht von derselben leitet der Rhône nach dem Genfer See, während leichte Übergänge auch nach W. ins Loirethal vorhanden sind. Stadt und Umgebung sind auch leicht zu verteidigen. L. ist so zur Vermittlerin zwischen den Mittelmeerländern und Mitteleuropa bestimmt. Der innere und ältere Teil der Stadt hat im allgemeinen enge, nicht besonders reinliche Straßen mit alten, düstern, oft 6-7 Stockwerke hohen Häusern; die neuern Stadtteile sind dagegen durchgehends von schöner, häufig prachtvoller Bauart. Die eigentliche Stadt erstreckt sich von N. her auf einer 5½ km langen, 600 m breiten Halbinsel bis zum Zusammenfluß des Rhône und der Saône, welch letzterer 1770 vom Bildhauer Perrache ihr gegenwärtiger Lauf angewiesen wurde, wonach dieser Stadtteil, der Sitz der großen Industriefirmen und des Handels, zugleich des Reichtums und des Luxus, seinen Namen erhielt; im NW. davon erhebt sich eine steile Anhöhe, auf deren Plateau sich aus bergigen, volkreichen Gassen der Stadtteil La Croix Rousse zusammensetzt, das eigentliche Viertel der großen Masse von Seidenarbeitern, welches mit der innern Stadt durch eine Eisenbahn in Verbindung gesetzt ist. An diese Vorstadt, welche, sowie die übrigen, erst 1852 mit L. zu Einer Gemeinde vereinigt wurde, schließen sich unmittelbar Chartreux und St.-Serin und jenseit der Saône das seit der Überschwemmung von 1840 neugebaute Viertel Vaise an. Auf dem rechten Ufer der Saône liegt weiter der Stadtteil Fourvières (von forum vetus), die älteste Stadtanlage von L., am Fuß und auf dem Plateau des gleichnamigen Hügels, von welchem man den besten Überblick über die ganze Stadt und darüber hinaus in die Ferne bis zu den Alpengipfeln genießt; dann die Vorstädte St.-Irénée, St.-Just und St.-Georges. An dem linken Rhôneufer liegt in der Ebene das stark bevölkerte, aber unreinliche La Guillotière und an dieses nördlich anschließend das außerordentlich regelmäßig gebaute Viertel Les Brotteaux, welches in seiner Entstehung nicht über dieses Jahrhundert zurückreicht, zahlreiche Vergnügungsetablissements enthält und mit dem Park Tête d'Or (dem Lyoner Bois de Boulogne) seinen Abschluß findet. Der Rhône hat in L. eine durchschnittliche Breite von 200 m; er verursacht plötzliche und große Überschwemmungen, gegen welche die niedrig gelegenen Stadtteile, insbesondere die beiden zuletzt genannten, durch kostspielige Eindämmungen geschützt worden sind.

L. zerfällt in sechs Arrondissements und zählt über 400 Straßen, Plätze und Kais, 223 öffentliche und über 100,000 Privatgebäude. An den Ufern der Saône und des Rhône zieht sich eine Reihe von (28) Kais in einer Gesamtlänge von 38 km hin, welche zum Teil mit Anlagen ausgestattet und durch 21 Brücken miteinander verbunden sind. Unter den Plätzen sind hervorzuheben: der Hauptplatz Bellecour, der Mittelpunkt des reichsten Stadtteils, die Lieblingspromenade der Lyoner, von Gebäuden mit monumentalen Fassaden aus dem 17. Jahrh. umgeben, mit einer Reiterstatue Ludwigs XIV., 2 eleganten Pavillons, Gartenanlagen, Bassins und Fontänen geschmückt; die Place des Terreaux, mit schönem Springbrunnen, dem Stadthaus und dem Kunstpalast; die Place de la Préfecture, in neuester Zeit reguliert, mit Gartenanlagen, Statuen und Galerien versehen; die Place Perrache, mit einem monumentalen Brunnen von Desjardins geziert. Zu den schönsten Straßen gehören die 1855-56 durchgebrochene, 1200 m lange Rue de la République und die parallel mit derselben laufende Rue de l'Hôtel de Ville. Von öffentlichen Gebäuden verdienen erwähnt zu werden: die Primatialkirche St.-Jean, am Fuß des Hügels Fourvières, ein schöner gotischer Bau aus dem 13. Jahrh., mit vier Türmen, reichen Glasmalereien, einer 10,000 kg schweren Glocke (von 1662), einer astronomischen Uhr und der schönen Bourbonenkapelle; die Kirchen St.-Martin d'Ainay, St.-Nizier, St.-Bonaventura und von den neuern Kirchen die berühmte Wallfahrtskirche Notre Dame de Fourvières mit einem hohen, eine schöne Rundsicht gewährenden Glockenturm; der erzbischöfliche Palast; das Stadthaus, in welchem sich auch die Präfektur befindet (1646-55 von dem Lyoner Architekten Maupin erbaut), mit dem Reliefbild Heinrichs IV. an der imposanten Fassade und zwei Bronzegruppen im Hof; das Massif des Terreaux; der schöne Kunstpalast (Palais St.-Pierre) mit der Kunstschule, einer Bibliothek und mehreren Kunstsammlungen (darunter die Gemäldegalerie mit wertvollen Bildern, das archäologische Museum, das Naturalienkabinett, das Museum der technischen Künste); der monumentale Handels- und Börsenpalast (1860 von Dardel erbaut); der Justizpalast; das ausgedehnte Artilleriearsenal; das neue Gebäude der medizinischen Fakultät; das Hôtel-Dieu (Hospital), zu Anfang des 6. Jahrh. gegründet, mit 1200 Betten und reicher Fassade; 4 Theater (darunter das schöne Théâtre Bellecour von 1875). L. ist seit 1856 im Besitz einer großen Wasserleitung, welche vier große Reservoirs zählt und täglich 30,000 cbm Wasser liefern kann. Die Stadt zählt (1886) 344,124 und mit dem ganzen Gemeindegebiet 401,930 Einw.

Der Lyoner ist dem Wesen nach ein Franzose andern Kalibers als der Pariser. Er wird als eine Art

^[Abb.: Wappen von Lyon.]