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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lymphherz - Lynkeus.

lich im Ductus thoracicus, ist auch Tuberkulose beobachtet worden. Die Entzündung der L. (Lymphangitis) tritt als gesonderte Erscheinung nur an größern Ästen der L. auf, namentlich wenn man diese als rote Streifen am Vorderarm durch die Haut durchschimmern sieht. Solche rote Linien deuten stets auf eine Verwundung hin, durch welche schädliche, reizende Substanzen, besonders eitererregende Keime, in die Gewebe eingedrungen sind, welche dann jene Blutfülle in der Scheide der L. bedingen. Diese Lymphgefäßentzündung kann bei Entfernung der schädlichen Stoffe und Heilung der Wunde ohne weiteres verschwinden, zuweilen ist sie der Vorbote einer Blutvergiftung. - Die Entzündung der Anfänge der L. fällt zusammen mit der Bindegewebsentzündung (s. Phlegmone). Chronische Verdickung und Entzündung der L. begleitet die Elefantiasis.

Lymphherz, s. Herz, Lymphe und Lymphgefäße.

Lymphkörperchen, s. Lymphe.

Lymphōm, Lymphdrüsengeschwulst.

Lymphorrhöa, Lymphorrhagīa, Erguß von Lymphe bei Verletzung größerer Lymphgefäße und bei manchen mit Erweiterung der Lymphgefäße verbundenen Hautkrankheiten.

Lymphosarkōm, bösartige Lymphdrüsengeschwulst.

Lynar, Rochus, Graf zu, geb. 24. Dez. 1525 zu Maradia in Toscana, aus einer zum florentinischen Geschlecht der Guerini gehörigen Familie stammend, welche sich nach dem 1360 zerstörten Schloß L. bei Florenz nannte, war zuerst Kammerjunker bei dem Herzog Alexander von Florenz, seit 1542 bei dem Dauphin von Frankreich, spätern König Heinrich II., nahm im französischen Heer an den Belagerungen von Metz und Diedenhofen, wo er ein Auge verlor, sowie an der Schlacht von St.-Quentin teil, ging mehrere Male als Gesandter an deutsche Fürstenhöfe und siedelte, zur protestantischen Konfession übergetreten, nach Beginn der Hugenottenkriege ganz nach Deutschland über, wo er zuerst 1568 in die Dienste des Pfalzgrafen Kasimir in Heidelberg, 1570 als Oberartilleriemeister und Befehlshaber sämtlicher Festungen in die des Kurfürsten von Sachsen trat. Aus diesen ging er 1578 in die des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg über, welcher ihn zu seinem Geheimrat, General und obersten Artillerie-, Munitions-, Zeug- und Baumeister ernannte. L. verbesserte die Festungswerke in der Mark, legte in Spandau eine Pulvermühle an, hob das Salzwesen und führte zahlreiche Zweige der Industrie zuerst in Berlin ein. Er starb 22. Dez. 1596 in Spandau. Von ihm stammt die in der Oberlausitz ansässige Familie L. ab, von deren älterer gräflicher Linie Graf Hermann Maximilian zu L., geb. 24. April 1825, und von deren jüngerer, seit 1806 fürstlicher Linie Fürst Ernst Georg Hermann, geb. 31. März 1875, das Haupt ist.

Lynchburg (spr. linntschbörgh), Stadt im nordamerikan. Staat Virginia, am James, auf steil abfallenden Hügeln gelegen, hat große Tabaksspeicher und -Fabriken, Gießereien und Eisenhütten, Kornmühlen und (1880) 15,959 Einw. (darunter 8474 Farbige). L. wurde 1786 gegründet. Vgl. Lynchgesetz.

Lynchgesetz (engl. Lynch law spr. linntsch lah, Lynchjustiz), in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Bezeichnung für die eigenmächtige Volksjustiz, welche an einem wirklichen oder vermeintlichen Verbrecher (Gauner, Pferdedieb, Kuppler u. dgl.) sofortige Rache nimmt. Schauderhafte Beispiele dieser Selbsthilfe sind in allen Teilen Nordamerikas vorgekommen, namentlich in den südlichen Staaten, wo die Leidenschaften heftiger und die Bande der sittlichen Ordnung lockerer waren als in den nördlichen Staaten; in den Südstaaten waren es auch die Gegner der Sklaverei, welche ehedem nicht selten der Lynchjustiz verfielen. Eine noch jetzt zuweilen hierbei vorkommende Mißhandlung ist das sogen. Federn, wobei das Opfer mit Teer bestrichen, in Federn gewälzt und in diesem Zustand umhergeschleppt wird. Der Name L. soll 1792 in Lynchburg (s. d.) entstanden sein, nach andern aber von einem gewissen John Lynch herstammen, der gegen das Ende des 16. Jahrh., als der regelmäßige Gang der Kolonialgesetze keinen genügenden Schutz gegen die Verwüstungen gewährte, welche flüchtige Sklaven und Verbrecher in Nordcarolina verübten, von den Bewohnern mit unumschränkter Macht als Gesetzgeber und Richter bekleidet wurde.

Lyndhurst (spr. linndhörst), John Singleton Copley, Baron, berühmter brit. Staatsmann, geb. 21. Mai 1772 zu Boston in Nordamerika, siedelte 1775 mit seinen Eltern nach England über, wo der Vater John Singleton Copley eines ausgezeichneten Rufs als Porträtmaler genoß, studierte erst zu Cambridge Theologie, sodann in London Rechtswissenschaft. Als Advokat gewann er bald die ausgedehnteste Praxis, und 1816 von der Stadt Yarmouth in das Haus der Gemeinen gewählt, machte er sich namentlich durch seine Verteidigung der als Hochverräter angeklagten Radikalen Watson und Thistlewood bekannt. 1819 zum Solicitor general ernannt, mußte er im Oberhaus als Ankläger gegen die Königin Karoline (s. d. 2) auftreten. 1824 wurde er zum Attorney general oder Generalanwalt befördert, und 1826 erhielt er die Stelle eines Master of the rolls. Als Canning 1827 zum Premierminister ernannt wurde, ward L. zum Lord-Kanzler (bis 1830) und unter dem Titel Baron L. zum Peer von England erhoben. Während des Kampfes um die Parlamentsreform war er der heftigste Wortführer der Hochtories. In dem Ministerium, das Robert Peel und Wellington im November 1834 bildeten, bekleidete er wiederum kurze Zeit das Amt eines Lord-Kanzlers. Am leidenschaftlichsten widersprach er den Zugeständnissen, welche die Whigs den irischen Katholiken machen wollten. Vom August 1841 bekleidete er zum drittenmal unter Peel bis 1846 das Amt des Lord-Kanzlers. Trotz seines hohen Alters und seiner Kränklichkeit blieb er seitdem eins der einflußreichsten Mitglieder der konservativen Partei des Oberhauses, wo er für eine Autorität namentlich in juristischen Fragen galt und durch die Kraft und den Schwung seiner Beredsamkeit mehr als einmal die Lords mit sich fortriß. Seine Reden über die orientalische Politik der Regierung, über den Krieg und Friedensschluß mit Rußland machten ihn wieder in hohem Grad populär; nicht minder war dies der Fall, als er 1859 und 1860 seine mächtige Stimme wider die Eroberungspolitik Napoleons III. erhob. Mehr als 90 Jahre alt, starb L. nach kurzer Krankheit 12. Okt. 1863 in London. Vgl. Martin, Life of Lord L. (Lond. 1883, 2 Bde.).

Lyngb., bei botan. Namen Abkürzung für H. Chr. Lyngbye, geb. 1782 zu Blendstrup, gest. 1837 als Prediger in Söeborg auf Seeland (Algen).

Lynkéstis, seit Philipp II. mit Makedonien vereinte, rings von Gebirgen umgebene Landschaft, südlich von Pelagonia, am Mittellauf des Erigon (jetzt Karasu), mit der Hauptstadt Heraklea. Sein Sauerbrunnen (beim heutigen Banitza) ist seit dem Altertum bekannt.

Lynkeus, 1) Sohn des Ägyptos, Gemahl der Hypermnestra (s. Danaos). - 2) Bruder des Idas (s. d.).