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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Madrid

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Madrid.

waren, Porzellan, Schokolade und die polygraphische Industrie. Wichtig ist auch der Handel, namentlich in Cerealien, Wein, Öl, Kaffee und Kolonialprodukten, in welchen Artikeln M. das Entrepot für die innern Provinzen Spaniens bildet, dann in feinern und Luxusartikeln (hauptsächlich aus Frankreich) für den sehr bedeutenden Lokalbedarf. Dem Handelsverkehr dienen in M. mehrere Institute, so die Bank von Spanien, eine Handelsbörse (seit 1831), eine Handelskammer (Junta de comercio) und ein Handelsgericht, mehrere Versicherungsgesellschaften, Kreditanstalten, Sparkassen etc. Hinsichtlich der Verkehrsanstalten ist M. das Zentrum des spanischen Eisenbahnnetzes, indem hier Linien nach N. (über Valladolid nach Asturien, Galicien und Frankreich), NO. (Saragossa) und S. (nach Alicante, nach Andalusien und über Badajoz nach Portugal) auslaufen. Außer diesen Bahnlinien ist der unbrauchbare Manzanareskanal vorhanden, der den Manzanares mit dem Tajo verbinden sollte, aber unvollendet blieb. Die Stadt ist in mehreren Richtungen von Tramways durchzogen. Seit 1859 erhält M. durch eine mit großen Kosten (120 Mill. Pesetas) hergestellte, 70 km lange Wasserleitung ausgezeichnetes Trinkwasser aus dem Lozoya am Fuß des Peñalara, was auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung und auf die Vegetation der Umgebung außerordentlich vorteilhaft eingewirkt hat. Von öffentlichen Anstalten besitzt M. eine Universität (1498 in Alcala de Henares gegründet, 1836 hierher verlegt) mit fünf Fakultäten und über 5000 Studierenden, eine Notariatsschule, ein Konservatorium für Handel und Industrie, eine Ingenieurschule, eine Tierarznei-, eine Handels-, eine Agrikulturschule, eine Bergwerksingenieurschule, eine Architekturschule, eine königliche Schule der schönen Künste, eine Nationalschule für Musik und Deklamation, Akademien für den Generalstab, die Infanterie, Artillerie und das Ingenieurkorps, eine königliche Schule für Diplomatik und eine Normalschule für Lehrer und Lehrerinnen, 4 öffentliche Bibliotheken, eine Blinden- und Taubstummenanstalt, 17 Spitäler und zahlreiche Elementarschulen; ferner die spanische Akademie zur Ausbildung der kastilischen Sprache, Akademien der Geschichte und der Rechtswissenschaft, eine medizinische und naturwissenschaftliche Akademie.

Sehr reich ist M. an Kunstsammlungen. Die bedeutendste, zugleich eine der hervorragendsten Europas, ist das Museo del Prado oder die königliche Gemälde- und Skulpturengalerie, die 2205 Gemälde, Meisterwerke aller Schulen (darunter von Velazquez, Murillo, Tizian, Raffael, Luca Giordano, Rubens, van Dyck, Teniers, J. ^[Jan] Brueghel, Albr. Dürer), und Bildhauerwerke sowie antike Kunstgegenstände enthält. Das Museo nacional de la Trinidad hat gegen 900 Gemälde, fast alle von spanischen Meistern, und die Galerie der Akademie von San Fernando in der Straße von Alcala ungefähr 300 Gemälde meist spanischer Künstler nebst einer wertvollen Sammlung von Gipsabgüssen. Nicht weniger bedeutend sind die wissenschaftlichen Sammlungen. Die Biblioteca nacional an der Plaza de Oriente enthält über 300,000 Bände und in zwei besondern Sälen eine reiche Münz-^[folgende Seite]

^[Abb.: Situationsplan von Madrid.]