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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mahmud Dschelaleddin Pascha Damat; Mahmudi; Mahmudîehkanal; Mahmud Nedim Pascha; Mahn

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Mahmud Dschelaleddin Pascha Damat - Mahn.

seiner Thronbesteigung 1807 den Befehl zu Mahmuds Ermordung; aber dieser wurde durch Mustafa Bairaktar gerettet und nach Mustafas Sturz selbst auf den Thron erhoben (1. Aug. 1808). Um vor allen Thronbewerbern sicher zu sein, ließ er Mustafa IV., dessen Sohn und dessen Mutter erdrosseln, so daß er noch der einzige aus dem Stamm Osmans war. Sein Unternehmen, das Heer nach europäischer Weise zu organisieren, scheiterte an dem Widerstand der Janitscharen. Die Russen, von den Serben unterstützt, eroberten die Türkei bis an die Donau, bis endlich Napoleons I. Zug nach Rußland 28. Mai 1812 den Frieden von Bukarest herbeiführte. Mahmuds Vertrauteste wurden sein Barbier Berber Baschi und dessen gleichfalls ungebildeter Freund Chalet Efendi. Den europäischen Kabinetten gegenüber bewies M. Festigkeit, dagegen hatte er im Innern fortwährend Aufstände zu bekämpfen und wurde dadurch von den mächtigen Statthaltern immer abhängiger. Den Serben gelang es, sich der türkischen Herrschaft zu entziehen; Mehemed Ali machte sich zum Herrn Ägyptens und ebenso der Pascha von Janina zum Herrn von Epirus; andre Provinzen setzten mit Gewalt den Wechsel ihrer Statthalter durch, und Griechenland erhob sich zum Kampf um seine Freiheit. Indes M. blieb ungebeugt und wurde nur noch grausamer. Nach blutiger Vernichtung der seinen Reformplänen abgeneigten Janitscharen im Juni 1826 begann er die neue Reorganisation des türkischen Heers auf europäischem Fuß. In Strömen Bluts erstickte er jeden Widerstand gegen seine Maßregeln. In einem Hattischerif vom 20. Dez. 1827 lehnte M. jede Intervention der christlichen Mächte in der griechischen Frage entschieden ab. Darauf hin erklärte Rußland 1828 an die Pforte den Krieg, der 14. Sept. 1829 durch den Frieden von Adrianopel beendigt wurde. Nachdem nun durch Abtretung Griechenlands die Ruhe erkauft worden war, schritt M. von neuem zur Umgestaltung des veralteten türkischen Staatswesens nach europäischer Weise. Er öffnete europäischer Sitte und Kleidertracht Zugang durch Beispiel und Befehl, unternahm 1831 und 1837 Reisen in die Provinzen, was seit Jahrhunderten kein Sultan gethan, ließ sogar seit 5. Nov. 1831 eine von einem Franzosen redigierte türkische Staatszeitung, "Le Moniteur Ottoman", in türkischer und französischer Sprache erscheinen und führte in den Schlössern am Bosporus einen ziemlich zwanglosen Hofhalt. Mehr noch als diese Neuerungen erbitterte das Volk, daß sich M. des Alleinhandels mit den asiatischen Waren bemächtigte, die Zölle erhöhte und den Kaffeeschank für sein Monopol erklärte. Mehrere Aufstände mußten blutig unterdrückt werden. 1831 brach der Krieg mit Ägypten aus, und die Niederlage des türkischen Heers bei Konia (21. Dez. 1832) zwang M., russische Hilfe anzurufen und 5. Mai 1833 mit Mehemed Ali nicht bloß den demütigenden Frieden von Kutahia zu schließen, sondern 26. Juni auch mit Rußland das Bündnis von Hunkjar Skelessi einzugehen. Um so eifriger bemühte sich M., durch Einführung der europäischen Zivilisation und Reorganisation des Heerwesens, für die er sich preußische Offiziere, unter andern auch den spätern Feldmarschall v. Moltke, erbat, sein Reich wieder zu Kraft und Tüchtigkeit zu erheben; auch knüpfte er engere Beziehungen mit den europäischen Mächten an, indem er an den Höfen der Großmächte ständige Gesandtschaften errichtete. 1839 beschloß er endlich, Rache an Mehemed Ali zu nehmen; aber der Kampf endete mit der Niederlage des großherrlichen Heers 24. Juni 1839 bei Nisib. M. erfuhr diesen Ausgang nicht mehr. Unmäßigkeit und die Regierungssorgen hatten seine Gesundheit untergraben. Er starb 30. Juni 1839; ihm folgte sein Sohn Abd ul Medschid. Vgl. Bastelberger, Die militärischen Reformen unter M. (Gotha 1874).

Mahmud Dschelaleddin Pascha Damat (d. h. Schwiegersohn), türk. Minister, Sohn Fethi Achmed Paschas, erlangte 1858 eine einflußreiche Stellung und den Muschirrang nur durch seine Verheiratung mit Djemileh-Sultaneh (geb. 18. Aug. 1843), einer Tochter Abd ul Medschids, bereicherte sich durch Bestechungen und gewann namentlich nach der Thronbesteigung seines Schwagers Abd ul Hamid II. über diesen einen verderblichen Einfluß durch die Furcht, die er ihm vor Verschwörungen einzuflößen verstand. Er wurde Großmeister der Artillerie, obwohl er nichts vom Geschützwesen verstand, und Mitglied des Hofkriegsrats (Dari-Schura), in dem er während des Kriegs mit Rußland die schädlichste Wirksamkeit ausübte; teils aus feiger Friedensliebe, teils aus Neid gegen tüchtige Generale durchkreuzte er deren Kriegspläne, führte einen fortwährenden Wechsel in den Kommandos herbei und lähmte auf diese Weise die ganze Kriegführung. Er zog sich dadurch allgemeinem Haß zu, wußte aber dennoch seinen Einfluß zu behaupten und war wiederholt auch Kriegsminister. Erst als sich 1878 ergab, daß er während des Kriegs ohne Wissen des Sultans verhängnisvolle Befehle erteilt hatte, wurde er abgesetzt und verbannt, 1880 zwar begnadigt, aber 1881 wegen seines Anteils an der Ermordung Abd ul Asis' zum Tod verurteilt und zu lebenslänglicher Verbannung nach Arabien begnadigt; seine Ehe wurde getrennt. M. starb im Mai 1884.

Mahmud Nedim Pascha, türk. Staatsmann, Günstling Reschid Paschas, geboren um 1810 zu Bagdad, machte seine Karriere im Auswärtigen Ministerium, in dem er Unterstaatssekretär wurde. Er wurde sodann mit dem Rang eines Muschirs Generalgouverneur von Syrien, darauf von Smyrna, 1856 Marineminister, 1858 interimistischer Minister des Auswärtigen und 1871 nach Ali Paschas Tod Großwesir. Er gewann sich dadurch die Gunst des Sultans Abd ul Asis, daß er auf dessen Plan, die Thronfolgeordnung zu gunsten von dessen Sohn Jussuf zu ändern, einging. Seine Verwaltung war willkürlich und erfolglos. Bald ließ er sich von dem russischen Botschafter Ignatiew ganz umgarnen, stellte 1875 auf dessen Rat die Zinszahlungen für die türkischen Staatsschulden ein und plante sogar mit Ignatiew einen Staatsstreich mit russischer Hilfe, um die Opposition gegen seine Mißregierung zu unterdrücken und die Thronfolgeordnung zu ändern. Der Unwille des Volkes, der durch die Aufstände in den Provinzen noch gesteigert wurde, richtete sich daher besonders gegen M., und derselbe ward durch den Softa-Aufstand im Mai 1876 gestürzt und nach Mytilene verbannt. 1879 rief ihn Abd ul Hamid zurück und ernannte ihn zum Minister des Innern. Er starb im Mai 1883.

Mahmudi, arab. Münze, = 20 Gaß = 21,4 Pfennig.

Mahmudîehkanal, s. Alexandria, S. 329.

Mahn, Karl August Friedrich, ein besonders auf romanischem Gebiet ausgezeichneter Sprachforscher, geb. 9. Sept. 1802 zu Zellerfeld, wirkte seit 1828 als Lehrer der fremden Sprachen in Berlin und starb 27. Jan. 1887 in Steglitz. Von seinen Werken sind außer Lehrbüchern der französischen, englischen, italienischen, lateinischen und griechischen Sprache hervorzuheben: "Die Werke der Troubadours" (Berl. 1846-82, 4 Bde.); "Biographien der