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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Malmysh - Malou.

Wert ist. Seine "Samlade skrifter" erschienen in 8 Bänden (Örebro 1866-69).

2) Karl Gustav, schwed. Historiker, geb. 22. Nov. 1822 auf Stora Holmstrup, studierte in Upsala Philosophie, ward 1849 Dozent der vaterländischen Geschichte daselbst, 1858 Adjunkt für Geschichte und Statistik, 1863 außerordentlicher Professor in Lund, 1877 ordentlicher Professor in Upsala und 1878 Mitglied der Akademie. 1880-82 war er Unterrichtsminister und ist seitdem Reichsarchivar. Er schrieb: "Sveriges politiska historia från Carl XII. död till 1772" (Stockh. 1855-77, 6 Bde.) und "Sveriges statskunskap i kort sammandrag" (6. Aufl. 1880).

Malmysh, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wjatka, an der Schoschma, hat 3 Kirchen und (1885) 3396 Einw. M. war bis zur Eroberung Kasans die Residenz des Tscheremissenfürsten Boltusch, der die Stadt tapfer gegen Johann den Grausamen verteidigte und bei der Einnahme fiel.

Málnás (spr. málnāsch), Badeort im ungar. Komitat Háromszék (584 m ü. M.), an der Aluta, mit alkalischen Eisensäuerlingen (Herkules- und Marienquelle).

Maloarchangelsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Orel, an der Eisenbahn Moskau-Kursk, mit 2 Kirchen, Talgsiedereien, Gerbereien, Handel mit Hanfwerg und (1883) 3954 Einw.

Malocchio (ital., spr. -óckjo), s. v. w. Böser Blick (s. d.).

Malodezno, Dorf im russ. Gouvernement Minsk, westlich von Borissow; denkwürdig, weil von hier 3. Dez. 1812 Napoleon I. das 29. Bülletin datierte, das die Niederlage der Großen Armee eingestand.

Maloga, Stadt und Fluß, s. Mologa.

Malojapaß (ital. Maloggia), Paß der Graubündner Alpen (1811 m), verbindet Engadin und Bergell, also Donau- und Pogebiet, und ist seit 1839 auch für größere Räderfuhrwerke gebahnt. Während aber die meisten Alpenpässe aus einem Querwall bestehen, der von den zwei entgegengesetzten Thälern aus erstiegen werden muß, bildet der M. nur den einseitigen Absturz, mit welchem das Kopfende des Engadin (1796 m) in die Tiefe des Bergell sich senkt. Die einst einsame Paßhöhe ist seit einiger Zeit fashionabler Kurort geworden.

Malojaroßlawez, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kaluga, an der Lusha, mit 4 griechisch-kath. Kirchen, einem Kloster, einer Stadtbank, Fabriken für Woll- und Baumwollstoffe und (1881) 5173 Einw., welche starken Obstbau (besonders Kirschen) treiben. Hier 24. Okt. 1812 Schlacht zwischen den Russen und Franzosen, infolge deren letztere den Marsch auf Kaluga aufgaben.

Malo modo (lat.), auf schlechte Art und Weise.

Malorossija, s. v. w. Kleinrußland; Malorossiiski (Malorussen), s. v. w. Kleinrussen.

Malortie, Karl Otto Unico Ernst von, Schriftsteller, geb. 15. Nov. 1804 zu Linden bei Hannover aus einer französischen Refugiéfamilie, studierte in Göttingen die Rechte und ward 1836 zur Führung des Hofhalts des Herzogs Ernst August von Cumberland nach Berlin berufen. Nach dessen Thronbesteigung in Hannover 1837 zum Reisemarschall, Mitglied des Oberhofmarschallamts und der General-Ordenskommission ernannt, organisierte er den königlichen Hofhalt, übernahm daneben 1846 auch die Verwaltung des Departements der königlichen Gärten und Bauten sowie des Privatvermögens des Königs und der Königin und ward 1850 zum Oberhofmarschall, zum Wirklichen Geheimrat und 1862 auch zum Minister des königlichen Hauses ernannt. Seit 1866 außer Dienst, starb er 11. Okt. 1887 in Hannover. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Der Hofmarschall" (Hannov. 1842, 3. Aufl. 1867); "Der hannoversche Hof unter Kurfürst Ernst August und Kurfürstin Sophie" (das. 1847); "Die Verwaltung herrschaftlicher Bauten und Gärten" (das. 1853); "Beiträge zur Geschichte des braunschweig-lüneburgischen Hauses und Hofs" (das. 1860-84, 7 Tle.); die Biographie "König Ernst August" (das. 1861); "Hannoverscher Geschichtskalender" (das. 1878); "Das Menü" (3. Aufl., das. 1887, 2 Bde.); "Die feine Küche" (3. Aufl., das. 1887). Vgl. seine Biographie von Müller in "Historische Nachrichten der Familie v. M. 1132-1886" (Hannov. 1886).

Malot (spr. -lo), Hector Henri, franz. Romanschriftsteller, geb. 20. Mai 1830 zu La Bouille bei Rouen als der Sohn eines Notars, studierte in Paris und Rouen die Rechte, widmete sich aber bald, seiner Neigung folgend, der Schriftstellerei. Nachdem er mehrere Jahre hindurch litterarische Handwerksarbeit höhern und niedern Grades hatte verrichten müssen, erntete er zuerst mit seiner Romantrilogie "Les victimes de l'amour", deren erster Teil: "Les amants", im "Constitutionnel" erschien, einen durchgreifenden Erfolg. Er ging nun zunächst als Korrespondent der "Opinion nationale", die er für sich gewonnen, nach England (seine Berichte von dort erschienen gesammelt u. d. T.: "La vie moderne en Angleterre" 1862) und lieferte sodann noch eine Reihe von Romanen und Erzählungen, von denen wir zunächst die beiden andern Teile der erwähnten Trilogie: "Les époux" (1865) und "Les enfants" (1866), nennen; ferner "Un beau-frère" (1868); "Les aventures de Romain Kalbris" und "Madame Obernin" (1869); "Une bonne affaire" (1870); "Souvenirs d'un blessé", "Un curé de province" und "Un miracle" (1872); "Un mariage sous le second Empire" (1873); "Le mariage de Juliette", "Une Belle-mère" und "Le mari de Charlotte" (1874); "La fille de la comédienne" und "L'héritage d'Arthur" (1875); "L'auberge du monde" (1875-76); "Les batailles du mariage" (1877); "Cara" und "Sans famille" (von der Akademie gekrönt, 1878); "Le docteur Claude" (1879); "La Bohême tapageuse" (1880); "Une femme d'argent" (1881); "La petite soeur" (1882); "Paulette" (1883); "Marichette" (1884); "Zyte" (1886); "Vices français" u. a. Das Hauptverdienst dieser fast immer an Zeitfragen anknüpfenden und in modern-liberalem Sinn geschriebenen Romane liegt nach der psychologischen Seite hin; sie trugen ein männliches Gepräge und sind realistisch im besten Sinn des Wortes. M. ist einer der Lieblingsschriftsteller der heutigen französischen Bourgeoisie.

Malou (spr. -luh), Jules, belg. Staatsmann, geb. 19. Okt. 1810 zu Ypern, studierte in Lüttich, ward 1840 Direktor im Justizministerium und wirkte seit 1841 als Mitglied der Zweiten Kammer, wo er die Interessen der ultramontanen Partei vertrat. 1844 wurde er zum Gouverneur von Antwerpen und 30. Juli 1845 an der Seite des liberalen van de Weyer zum Finanzminister berufen. Bei der Ministerkrisis im März 1846 blieb er zwar im Amt, legte aber 1847 nach dem liberalen Ausfall der Wahlen sein Portefeuille nieder. Erst 1850 wurde er wieder in die Kammer gewählt und gehörte seitdem, eine der hervorragendsten parlamentarischen Persönlichkeiten Belgiens, zu den Häuptern der klerikalen Partei. 1862-64 war er Mitglied des Senats. Ende 1871 wurde er Finanzminister und, obwohl nicht dem Namen nach, das Haupt des ultramontanen Ministeriums, welches sich bis zum Juni 1878 behauptete.