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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Malouinen - Malta.

Seitdem war M. Führer der klerikalen Opposition in der Deputiertenkammer. 1884 Ministerpräsident, beseitigte er die liberale Schulordnung, erregte dadurch aber eine solche Entrüstung in den Städten, daß die klerikalsten Mitglieder seines Kabinetts ihren Abschied erhielten, worauf er auch seine Entlassung nahm. Er starb 11. Juli 1886 auf seinem Landsitz Wolusse. Er schrieb außer kleinern Schriften: "Notices historiques sur les finances de la Belgique de 1831-65" (Par. 1867) und "Lettres sur les chemins de fer de l'État belge" (Brüssel 1867-68).

Malouinen (spr. malu-), s. v. w. Falklandinseln.

Malpīghi, Marcello, Mediziner, geb. 10. März 1628 zu Crevalcuore bei Bologna, lehrte als Professor der Medizin zu Bologna, Pisa und Messina und ward 1691 Leibarzt und Kammerherr Papst Innocenz' XII. in Rom, wo er 29. Nov. 1694 starb. M. ist der Schöpfer der mikroskopischen Anatomie, indem er sich zuerst stark konvexer Glaslinsen, sogen. einfacher Mikroskope (Vergrößerung bis 180), zur Erforschung der feinern Struktur der Organe bediente. Einen Teil der von ihm gemachten Beobachtungen legte er in zwei Briefen an seinen Freund Alfonso Borelli, "De pulmonibus" (Bol. 1661), nieder. Auch über Gehirn, Netzhaut, Tastorgan, Bau der Nieren, Eingeweide, Nerven etc., über den Seidenwurm (neue Ausg.: "Traité sur ver à soie", Montpellier 1878), die Bildung des Jungen im Ei machte er gründliche Beobachtungen, an welche zahlreiche nach ihm benannte anatomische Einzelheiten heute noch erinnern. Für die Pflanzenanatomie leistete er ebenfalls Erhebliches, und seine "Anatomia plantarum" (Lond. 1675-79) kann als grundlegendes Werk dieser Disziplin betrachtet werden. Seine "Opera" erschienen London 1686 in 2 Bänden (neue Aufl. 1688, auch Leid. 1687), seine "Opera posthuma" 1697 und öfter, später vermehrt als "Opera medica et anatomica varia" (Vened. 1734). Vgl. Atti, Notizie della vita e delle opere di M. e di Bellini (Bologna 1847); Hanstein, Über die Begründung der Pflanzenanatomie durch N. Grew und Marcello M. (Bonn 1886).

Malpighiaceen, dikotyle, etwa 500 Arten umfassende, in den Tropen, besonders Amerikas, einheimische Familie aus der Ordnung der Äskulinen, Holzpflanzen mit meist gegenständigen, einfachen Blüten und fünfzähligen, im Gynäceum dreigliederigen, regelmäßigen, nicht selten auch schräg zygomorphen Blüten. Vgl. A. Jussieu, Monographie des Malpighiacées (1843). - Zahlreiche Arten der M. kommen fossil in Tertiärschichten vor.

Malpighische Gefäße (Vasa Malpighii), schlauchförmige Anhänge des Enddarms bei Insekten, Spinnentieren und Tausendfüßen. Sie sondern Harnbestandteile ab und dienen so als Nieren. Am bekanntesten sind sie bei den Insekten; hier kommen sie ursprünglich nur in zwei Paaren vor, sind jedoch bei einzelnen Gruppen (Bienen etc., Grillen) zu Hunderten vorhanden.

Malpighische Körperchen, s. Milz und Nieren.

Malpighisches Netz, s. Haut, S. 231.

Malplacieren (franz.), an den unrechten Ort stellen; schlecht oder übel anwenden.

Malplaquet (spr. -kä), Dorf im franz. Departement Nord, Arrondissement Avesnes, mit 900. Einw., bekannt durch den Sieg der verbündeten Österreicher unter Eugen und Engländer unter Marlborough über die Franzosen unter Villars 11. Sept. 1709.

Malplatz, s. v. w. Mahlstatt (s. d.).

Malpropre (franz., spr. -proppr), unsauber.

Mal rosso (ital.), s. Pellagra.

Mals, Marktflecken in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Meran, im Vintschgau, unweit der Etsch, südlich der 1061 m hohen, durch Überschwemmungen und Verschlammungen gebildeten, früher öden, jetzt aber kultivierten Malser Heide, mit Ruinen der Frölichsburg und Feste Trostturm, Kapuzinerhospiz und (1880) 944 Einw. M. war schon eine Römermansion; 1799 zerstörten es die Franzosen.

Malsburg, Ernst Friedrich Georg Otto, Freiherr von der, poet. Übersetzer, geb. 23. Juni 1786 zu Hanau, lebte seit 1817 als kurhessischer Gesandter am sächsischen Hof zu Dresden und starb 20. Sept. 1824 auf seinem Gut Escheberg bei Kassel. Als Dichter unselbständiger Romantiker, wurde M. am bekanntesten durch seine Verdeutschung des Calderon (Leipz. 1818-25, 6 Bde.) und drei frei behandelter Dramen Lope de Vegas unter dem Titel: "Stern, Zepter und Blume" (Dresd. 1824). Eine Sammlung seiner zerstreuten spätern lyrischen Poesien erschien unter dem Titel: "Poetischer Nachlaß" (Kassel 1825).

Malsch, 1) Flecken im bad. Kreis Karlsruhe, an der Linie Mannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn, hat Wein- und Obstbau, Porzellanerde- und Glassandgruben, eine Papierfabrik und (1885) 3622 meist kath. Einwohner. Hier und bei Ettlingen 9. Juli 1796 Schlacht zwischen den Österreichern unter Erzherzog Karl und den auf dem Rückzug begriffenen Franzosen unter Moreau. - 2) (Rot-M.) Flecken im bad. Kreis Heidelberg, an der Linie Heidelberg-Konstanz der Badischen Staatsbahn, hat eine kath. Pfarrkirche, eine Schwefelquelle mit Bad, Wein- und Tabaksbau, Zigarrenfabrikation, Handel mit Vieh und Landesprodukten und (1885) 1494 Einw.

Malstatt, s. Mahlstatt.

Malstatt-Burbach, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Saarbrücken, an der Saar und der Linie Saarbrücken-Trier der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein großes Eisenwerk (mit ca. 2100 Arbeitern), Maschinen-, Portlandzement- und Eisenbahnwaggonfabrikation, Eisensteinbergbau, einen Hafen zum Verschiffen von Steinkohlen und (1885) 14,950 meist kath. Einwohner. Malstatt ist ein sehr alter Ort, wurde aber in neuerer Zeit erst mit Burbach zu einer Gemeinde vereinigt und 1875 zur Stadt erhoben.

Malstrom (Mosköstrom), eine Meeresströmung zwischen den norweg. Inseln Moskönäs und Värö, den beiden südlichsten großen Inseln der Lofoten, seit alter Zeit bei den Seefahrern wegen ihrer Gefährlichkeit berüchtigt, die indessen sehr übertrieben worden ist. Nur bei Nordweststurm, wo die Bewegung des Wassers sehr heftig, ist die Strömung zu meiden; außerdem wird der M. zu jeder Zeit von Schiffen befahren. In der Mitte des Stroms liegt der Felsen Mosken mit prachtvoller Aussicht. Viel gefährlicher ist der Saltens-M. (Saltstrom, Storströmen) in dem durch die Inseln Godö und Strömö verengten Eingang zu dem Saltenfjord unter 67° 13' nördl. Br.

Malta, brit. Insel im Mittelländischen Meer, ungefähr 100 km vom sizilischen Kap Passaro und 325 km von Tripolis in Afrika entfernt, liegt mit den kleinern Inseln Gozo, Comino und Cominotto zwischen 35° 49' - 36° 5' nördl. Br. und 14° 12' - 14° 35' östl. L. v. Gr. und hat einen Flächenraum von 370 qkm (6,7 QM.), wovon auf M. allein 275 qkm kommen, dazu mit jenen Eilanden eine Bevölkerung von (1885) 162,641 Seelen, ohne dieselben aber 145,000 Seelen (darunter 5507 Mann britisches Militär). Die Oberfläche von M. stellt ein bis 228 m hohes eocänes Kalkfelsplateau dar, das im S. und SW. eine gerad-^[folgende Seite]