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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mansûra; Mansus; Manta; Mantegazza; Mantegna; Mantel; Mantelet; Mantelkinder

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Mansûra - Mantelkinder.

Flügel hauptsächlich den Verlust der Schlacht verschuldete, schwer verwundet und fiel 27. Juni bei Welmina. Seine hochwichtigen Denkwürdigkeiten, eine Hauptquelle für die Geschichte Rußlands von 1727 bis 1744, erschienen 1770 ff. in vier französischen, drei englischen, zwei deutschen und vier russischen Ausgaben. - Ein Nachkomme, Albrecht Ehrenreich von M., geb. 1805, befehligte im deutsch-französischen Krieg 1870/71 das 9. Korps und starb 11. Mai 1877.

Mansûra (El M.), 1) Stadt in Unterägypten, Hauptort der Mudirieh Dachelieh, am sogen. Damiettearm des Nils und an der Eisenbahn von Kairo nach Damiette, hat 6 Moscheen, eine christliche Kirche und (1882) 26,942 Einw., darunter 1049 Ausländer. M. ist die bedeutendste Stadt im Delta durch seine Fabrikation von Segeltuch, Leinen- und Baumwollenstoffen und lebhaften Handel. Daselbst Sitz eines deutschen Konsulats. 1220 an der Stelle gegründet, wo die Kreuzfahrer eine Niederlage erlitten hatten, und deshalb El M. ("die Siegreiche") genannt, diente die Stadt 1250 als Gefängnis für Ludwig IX. von Frankreich. - 2) Stadt in Algerien, s. Tlemsen.

Mansus (Mannsgut), s. Allodium.

Manta, Hafenort im südamerikan. Staat Ecuador, Provinz Manavi, an der Mündung des Charapotó, für Schiffe von 8 m zugänglich. M. wurde 1535 gegründet, ward aber infolge häufiger Angriffe der Flibustier aufgegeben und ist jetzt nur unbedeutend, hat aber Ausfuhr von Kakao, Kautschuk und Strohhüten.

Mantegazza, Paolo, Mediziner und Anthropolog, geb. 31. Okt. 1831 zu Monza, bereiste nach Beendigung seiner medizinischen Studien in Pisa, Mailand und Pavia die Hauptländer Europas und vollendete 1884 zu Paris sein erstes Buch: "La fisiologia del piacere", das viele Auflagen erlebte (deutsch, Oberhaus. 1881), ging dann als Arzt nach Südamerika, kehrte 1858 nach Italien zurück, wo er zuerst als Arzt in Mailand lebte, ward dann Professor der Pathologie zu Pavia, später der Anthropologie am Istituto di studii superiori zu Florenz. Er schrieb noch: "Quadri della natura umana"; "Elementi dell' igiene" (3. Aufl., Mail. 1878); "Scritti medici" (1854); "Della dipsomania" (1858); "La scienza e l'arte della salute" (1859); "La generazione spontanéa" und "Sulla generazione spontanea" (1864); "La fisiologia dell' uomo ammalato" (1861); "Fisiologia e patologia del polso" (1868); "Fisiologia del dolore" (1879, mit Atlas); "Fisonomia e mimica" (1881); "Dizionario d'igiene per le famiglie" (1881); "Le estasi umane" (1886-87, 2 Bde.) u. a. In deutscher Übersetzung erschienen von ihm noch: "Physiologie der Liebe" (2. Aufl., Jena 1885), "Studien über die Geschlechtsverhältnisse" (das. 1886), "Hygiene der Liebe" (das. 1887), "Die Kunst glücklich zu sein" (das. 1887) und "Das nervöse Jahrhundert" (Leipz. 1888). M. gibt auch eine Zeitschrift für anthropologische Forschungen heraus. Außerdem erschienen von ihm Reiseschilderungen, z. B. "Un Viaggio in Lapponia" (1883), "India" (1884), "Due mese in Bulgaria" (1887), und Romane, z. B. "Il dio ignoto" (1876). Auch die "Memoiren eines Tierbändigers" erschienen deutsch (Leipz. 1880).

Mantegna (spr. -tennja), Andrea, ital. Maler und Kupferstecher, geb. 1431 zu Vicenza, wurde 6. Nov. 1441 von dem Maler Francesco Squarcione in Padua als Pflegesohn angenommen und dessen Schüler und bildete sich dann weiter durch das Studium der Werke Donatellos und der Antike. Er trat bereits in seinem 17. Jahr als selbständiger Künstler auf. Über dem Hauptportal von Sant' Antonio zu Padua malte er die Heiligen Bernardin und Antonius (1452) in Fresko. Die frühsten Beispiele seiner Staffeleimalereien sind der Lukasaltar für Santa Giustina in Padua (jetzt in der Brera zu Mailand) und die heil. Eufemia im Museum zu Neapel, beide von 1454. In jene erste Epoche fallen auch die Wandmalereien in der Eremitenkirche zu Padua aus der Geschichte des heil. Jakobus und des heil. Christophorus. Am Ende der 50er Jahre entstand das großartige Altarwerk in San Zeno zu Verona: Maria mit dem Kind, von Engeln und acht Heiligen verehrt. Um dieselbe Zeit (1460) ließ er sich auf Andringen des Markgrafen Lodovico Gonzaga in Mantua nieder, womit eine zweite Periode seiner Thätigkeit beginnt. Um das Jahr 1464 vollendete er für die Kapelle des Palastes in Mantua die Anbetung der heiligen drei Könige (in den Uffizien zu Florenz). 1474 beendete er die Wand- und Deckenmalereien in einem Raum des Castello di Corte zu Mantua, überlebensgroße Familienbilder vom Hof der Gonzaga und mythologische Szenen und Genien darstellend. Zwischen 1485 und 1488 begann M. einen großen Cyklus mit dem Triumph Cäsars; doch wurde dessen Vollendung durch seinen Aufenthalt zu Rom von 1488 bis 1490 unterbrochen, und erst Anfang 1492 ward derselbe fertig. Es sind neun Bilder in Leimfarbe auf Papier, das auf Leinwand gezogen ist, jetzt im Schloß Hamptoncourt bei London befindlich. In jene Epoche dürften auch die beiden Tafelbilder des Louvre: der Parnaß und die Vertreibung der Laster, gehören. Die Madonna mit dem Herzog Francesco Gonzaga derselben Sammlung wurde 1496 beendigt. In seinen letzten Lebensjahren malte M. den Triumph des Scipio grau in grau, in der Nationalgalerie zu London. Er starb 13. Sept. 1506. Von seinen übrigen Werken sind noch zu nennen: eine Pietà (Mailand, Brera), Bildnis des Kardinals Scarampi, Madonna mit dem Kind und Darstellung im Tempel (Berlin, Museum), heil. Sebastian (Wien, kaiserliche Galerie), Madonna zwischen Johannes dem Täufer und der heil. Magdalena (London, Nationalgalerie). M. hatte namentlich antike Skulpturen studiert, in deren Geist er so tief eingedrungen war wie kein andrer Maler seiner Zeit, und deren Reliefstil er auf die Malerei übertrug. Freilich übernahm er von der Skulptur auch die statuarische Herbheit seiner Gestalten und eine strenge, harte Behandlung des Faltenwurfs. Er war auch Kupferstecher und stach unter anderm den genannten Triumphzug Cäsars. Hervorragend sind noch die Stiche: Kreuzabnahme, Grablegung, Tritonenkampf, Bacchanal. Diese Blätter sind in einer derben, ursprünglichen Technik ausgeführt, machen aber durch die Kraft ihrer Darstellung einen imponierenden Eindruck und übten einen großen Einfluß auf die Kunst in Italien u. jenseit der Alpen (Dürer) aus.

Mantel, das äußere, aus nicht feuerfestem Material bestehende und das feuerfeste Kerngemäuer von Schachtöfen umschließende Mauerwerk, auch Rauhgemäuer genannt (s. Eisen, S. 410); der äußere Teil einer Form bei Gießereien, welcher den Kern oder das eingeformte Modell umhüllt. Im Börsenverkehr ist M. die Bezeichnung für Aktie, Obligation etc. ohne Koupons (Umschlag).

Mantelet (franz., spr. mangt'lä), Mäntelchen.

Mantelkinder (Gürtelkinder), ehedem Bezeichnung für Kinder, welche von Brautleuten vor erfolgter kirchlicher Trauung erzeugt waren; so genannt, weil die Mutter bei der Trauung ihren Mantel über das Kind breiten mußte, durch welchen Akt (Bemäntelung) es Legitimation (s. d.) erhielt.