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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marne; Marner; Marnix; Marno; Maro

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Marne - Maro.

Ebenen, rebenbepflanzten Hügeln, reichen Triften und Wiesen und bewaldeten Bergen. Die Äcker umfassen 353,000, die Wiesen 39,600, die Weinberge 16,000, die Wälder 170,000 Hektar. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 247,781 Einw. (39 auf 1 qkm) und hat seit 1881 um 7095 Seelen abgenommen. Hauptprodukte sind: Getreide, durchschnittlich 3,5 Mill. hl, besonders Hafer und Weizen, außerdem Kartoffeln, Rüben, Futterkräuter, Obst und Wein (von letzterm durchschnittlich 551,000 hl). Die Viehzucht ist im allgemeinen von keinem hohen Belang; Schafe, Schweine und Geflügel von gemeinem Landschlag werden in etwas größerer Zahl gehalten. Auf höherer Stufe befindet sich dagegen die Forstkultur. Von großer Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, welcher jährlich bis 200,000 Ton. Eisenerz liefert, dessen weitere Verarbeitung den Gegenstand eines regen industriellen Betriebs bildet. Zur Verhüttung des Erzes, zur Erzeugung von Gußwaren, Schienen, Kommerzeisen, Blech und Draht bestehen über 100 Etablissements. Von den verfertigten Eisenwaren genießen die Messerschmiedewaren, deren Erzeugung 10,000 Arbeiter beschäftigt und einen Jahreswert von 3 Mill. Frank repräsentiert, einen hohen Ruf. Neben der metallurgischen Industrie treten die übrigen Gewerbszweige weit in den Hintergrund; doch sind noch die Fabrikation von Handschuhen, dann die Gerberei, Wollspinnerei und Korbflechterei namhaft zu machen. Mit den erwähnten Fabrikaten sowie mit Getreide, Wein, Honig, Wachs und Holz wird ein lebhafter Handel getrieben, welcher sich hauptsächlich auf den Linien der französischen Ostbahn (Paris-Langres-Belfort mit mehreren Abzweigungen) bewegt. Der Stand der Volksbildung ist ein günstiger. Das Departement zerfällt in drei Arrondissements: Chaumont, Langres und Vassy; Hauptort ist Chaumont. Vgl. Jolibois, La Haute-M. ancienne et moderne. Dictionnaire géographique, statistique etc. (Chaumont 1861, 2 Bde.); Allaire, Notice descriptive et statistique sur le département de la Haute-M. (Par. 1879).

Marne, Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Süderdithmarschen, an den Linien St. Michaelsdonn-M. und M.-Friedrichskoog der Holsteinischen Marschbahn, hat eine evang. Kirche, ein Realprogymnasium, ein Amtsgericht, Viehzucht und große Viehmärkte und (1885) 2514 evang. Einwohner.

Marner, Konrad, fahrender Sänger des 13. Jahrh., aus Schwaben, während des Interregnums vor 1287 ermordet, pflegte erst das Minnelied, sodann die ernstere gnomische Dichtung und hat auch lateinische Dichtungen hinterlassen. Seine Werke stehen in v. d. Hagens "Minnesingern" (Bd. 2 u. 3, Leipz. 1838) und wurden besonders herausgegeben von Strauch (Straßb. 1876).

Marnix, Philipp van, Herr von Saint-Aldegonde, niederländ. Schriftsteller u. Staatsmann, geb. 1538 zu Brüssel, studierte in Genf unter Calvin und Beza Theologie, an andern Hochschulen die Rechte und ging zur reformierten Kirche über. Seit 1560 in sein Vaterland zurückgekehrt, wirkte er eifrig für die Reformation und nahm thätigen Anteil an dem Aufstand der Niederlande 1566. Er verfaßte die sogen. Kompromißakte von Breda, in welcher die niederländischen Edelleute Glaubens- und Kultusfreiheit wahrten und gegen die Einführung der Inquisition protestierten. Bei Albas Ankunft 1567 floh er nach Deutschland und trat in pfälzische Dienste, wurde aber vom Prinzen Wilhelm von Oranien zurückgerufen, 1572 zur ersten Versammlung der Staaten von Holland als sein Vertreter nach Dordrecht geschickt und zum Militärkommandanten mehrerer Plätze ernannt. Bei der Einnahme von Maaslandssluys 1573 geriet er in spanische Gefangenschaft, ward aber 1574 gegen Bossu ausgetauscht. Er vertrat hierauf die aufständischen Niederlande an den Höfen zu Paris und London, half die Universität Leiden gründen, wohnte 1578 dem Reichstag in Worms bei, wo er eine berühmte Rede hielt, hatte an der Utrechter Union hervorragenden Anteil und wurde 1583 Bürgermeister von Antwerpen. Da er diese Stadt nach 13monatlicher Verteidigung gegen die Spanier 1585 übergab und wegen seiner Leichtgläubigkeit und Nachgiebigkeit gegen die Spanier heftige Angriffe erfuhr, zog er sich von den öffentlichen Geschäften zurück; übernahm aber 1590 wieder eine Mission nach Paris. Hierauf lebte er auf seinem Landgut in Zeeland und in Leiden, wo er an einer Übersetzung der Bibel arbeitete und 15. Dez. 1598 starb. M. wird als Mitbegründer jenes kräftigen Aufschwungs in der holländischen Litteratur betrachtet, welchem die klassische Periode der Vondel, Hooft u. a. folgte. Unter seinen Werken ist besonders die Satire "De roomsche byen-korf" (1569) hervorzuheben, welche Fischart seinem "Römischen Bienenkorb" zu Grunde legte. Eine Ausgabe seiner Werke, herausgegeben von Lacroix und Quinet, erschien zu Brüssel 1855-59 in 7 Bänden. Seine religiösen und theologischen Arbeiten, darunter eine gereimte Übersetzung der Psalmen, erschienen Haag 1871-73, 2 Bde. Die Schrift über M. von Alberdingk Thijm (Köln 1882) ist ein ultramontanes Pamphlet. Vgl. Broes, Fil. van M., heer van Saint-Aldegonde (Amsterd. 1838-40, 2 Bde.); Juste, Vie de M. (Haag 1858); Frédéricq, M. en zijne nederlandsche geschriften (Gent 1882).

Marno, Ernst, Afrikareisender, geb. 13. Jan. 1844 zu Wien, widmete sich zoologischen Studien, machte nach deren Beendigung 1866 zuerst eine Reise nach Abessinien in Begleitung eines Tierhändlers und kehrte im Herbst 1867 nach Europa zurück. Im Oktober 1869 ging er über Chartum, Senaar und Fazogl nach dem noch von keinem Reisenden besuchten Fadasi, sah sich aber durch Feindseligkeit der Eingebornen gezwungen, nach Chartum zurückzukehren, und ging von hier 1870 nach Dar el Burum. Im Dezember 1872 reiste er von Chartum nach Gondokoro, wo damals Baker sich aufhielt; im April 1874 kehrte er nach Chartum zurück. Im Oktober 1874 folgte er einer Einladung Gordons, der an Bakers Stelle getreten war, nach Lado. Intrigen und Unannehmlichkeiten aller Art machten ihm indessen das Verbleiben bei Gordon unmöglich, so daß er einer Aufforderung des ägyptischen Obersten Long nachkam und mit ihm Mundo und Makraka besuchte, von wo er nach Chartum zurückkehrte. Seine Absicht, von Kordofan aus Dar Fur zu besuchen, konnte er nicht ausführen. 1877 schloß er sich der von der internationalen Afrikanischen Association nach Innerafrika ausgeschickten Expedition unter Crespel an, trat aber bald wieder zurück und erhielt 1878 von Gordon Pascha die Verwaltung der Provinz Galabat, in welcher Stellung er sich namentlich um die Unterdrückung des Sklavenhandels verdient machte. M. starb 31. Aug. 1883 in Chartum. Er schrieb: "Reisen im Gebiet des Weißen und Blauen Nil etc." (Wien 1874) und "Reise in der ägyptischen Äquatorialprovinz und in Kordofan 1874-76" (das. 1878).

Maro, Familienname des Dichters. Vergilius (s. d.); daher maronianisch, s. v. w. vergilianisch.