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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Maulwurfskraut; Maumee; Mauna Kea; Maund; Maundeville; Maupassant; Maupeou; Maupertuis

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Maulwurfskraut - Maupertuis.

nach unten biegen. Die gemeine M. (Werre, Erd-, Moldwolf, Erdkrebs, Reutwurm, G. vulgaris Latr., s. Tafel "Geradflügler"), 5 cm lang, fast vollständig mit kurzem, rostbraunem, seidenglänzendem Filz bedeckt, auf den Flügeldecken schwarz geädert, unterhalb ledergelb, an den Vorderbeinen rotbraun, ist überall häufig, lebt fast ausschließlich in selbstgegrabenen Gängen unter der Erdoberfläche, besonders in lockerm sandigen Boden, und richtet großen Schaden an, indem sie beständig wühlt und die Wurzeln der Kulturgewächse beschädigt; sie frißt Engerlinge und andres Gewürm, ist sehr gefräßig, und das Weibchen frißt die eignen Jungen. Die Männchen zirpen, solange die Sonne nicht über dem Horizont ist, und fliegen auch unbehilflich umher. Das befruchtete Weibchen gräbt einige schneckenförmig gewundene Gänge und macht in der Mitte derselben, etwa 10 cm unter der Erdoberfläche, ein Nest, in welches es in einer zusammengesponnenen Erdhülle 200-300 Eier legt. Über dem Nest beißt es alle Wurzeln ab und lockert die Erde, so daß ein platzweises Absterben von Pflanzen ein derartiges Nest verrät. Das Weibchen bewacht die Eier, bis die Jungen auskriechen, stirbt aber wohl vor dem Winter. Die Larven schlüpfen im Juli aus, gehen im September etwas tiefer, überwintern und erlangen mit der fünften Häutung im nächsten Juni die Reife. Zur Vertilgung der Maulwurfsgrillen sucht man am besten die Nester auf oder fängt sie in Töpfen, welche man im Verlauf ihrer Röhren so eingräbt, daß sie hineinfallen müssen.

Maulwurfskraut, s. Euphorbia.

Maumee (spr. mahmi), Fluß in Nordamerika, entsteht im Staat Indiana beim Fort Wayne durch die Vereinigung des St. Joseph und St. Mary's, fließt durch Ohio und mündet unterhalb Toledo in die Maumeebai, am Ostende des Eriesees. Er ist 97 km weit, bis Defiance, schiffbar. Ein Kanal verbindet ihn mit dem Miami und durch ihn mit dem Ohio.

Mauna Kea ("weißer Berg"), der höchste Berg der Insel Hawai, im Nordostteil derselben, ein längst erloschener Feuerberg von 4253 m Höhe, während der südlicher gelegene, 4194 m hohe Mauna Loa ("großer Berg") ein noch thätiger Vulkan ist, der seit 1832 wiederholte verheerende Ausbrüche (die letzten 1859, 1868 und 1880) hatte. Der Krater ist nach Dutton im "Report of the U. S. Geological Survey" nicht Folge einer Explosion, sondern ein Einsturzbecken.

Maund (spr. mahud, Man, Mun), ostind. Handelsgewicht, in Bengalen das neue Bazargewicht (britisch-ostind. Standard) à 40 Sihr = 100 Troypfund = 37,325 kg; daselbst Faktoreigewicht à 40 Sihr = 33,868 kg; 1 Bombay-M. à 40 Sihr = 12,7 kg; in Surate à 40-46 Sihr je nach Ware, in der Praxis 3 Surate-M. = 4 Bombay-M. = 1,5 Bengal-Faktorei-M.; in Madras à 8 Viß = 11,34 kg; in Französisch-Ostindien (Mand, Tolam) = 11,748 kg. In Persien (Man, Batman) meist à 640 Miskal; der von Tebriz à 1000 Miskal = 4,536 kg.

Maundeville (spr. mahndwill), John, s. Mandeville.

Maupassant (spr. mopassāng), Henri René Albert Guy de, franz. Schriftsteller, geb. 5. Aug. 1850 auf Schloß Miromesnil in der Normandie, wurde, nachdem er nach beendigten Studien den Krieg von 1870/71 als gemeiner Soldat mitgemacht, von G. Flaubert in die Litteratur eingeführt und schloß sich sogleich und mit Leidenschaft der jüngern naturalistischen Schule an. Er steuerte zu den von Zola und Genossen veröffentlichten "Soirées de Médan" (1880) eine Novelle: "Boule de suif", bei, nachdem er ein Jahr zuvor ein Theaterstück: "Histoire du vieux temps", zur Aufführung gebracht hatte. Bedeutender als in diesen Arbeiten zeigte er sich als Lyriker in einem Band Gedichte, die er unter dem Titel: "Des vers" 1880 herausgab, und die in ihm einen Meister der Form und einen Poeten von seltener Ursprünglichkeit erkennen lassen. Seine spätern Arbeiten, wie "La maison Tellier" (1881), "Les sœurs Rondoli" (1884), "Contes du Jour, etc." (1885), "Contes et nouvelles" (1885), "Monsieur Parent" (1885), "Bel-Ami" (1885), "La petite roque" (1886), "Pierre et Jean" (1888) u. a., bewegen sich auf erzählendem Gebiet. Als Feuilletonist wirkt M. besonders im "Gaulois".

Maupeou (spr. mopuh), Nicolas Charles Augustin de, Kanzler von Frankreich, Sohn des Kanzlers Rene Charles de M. (1688-1775), geb. 1714 zu Paris, erhielt zeitig die Stelle eines Parlamentsrats und ward 1763 erster Präsident des Parlaments, legte aber diese Stelle bald nieder und schloß sich eng an den damaligen Minister, den Herzog von Choiseul, an. Nachdem er 1768 durch den Verzicht seines Vaters das Amt eines Kanzlers erhalten hatte, ging er zu der Partei des Herzogs von Aiguillon über, die von der Dubarry unterstützt wurde, und bewirkte im Dezember 1770 die Entlassung seines frühern Gönners Choiseul. Schon vorher hatte M., als Aiguillon wegen seiner Verwaltung der Bretagne vor dem Pariser Parlament angeklagt wurde und seine Verurteilung wahrscheinlich war, bewirkt, daß der König im Juli 1770 den Prozeß niederschlug. Den Widerstand, den das Parlament dem entgegenstellte, unterdrückte M. nach Choiseuls Entlassung mit Gewalt und verwies 80 Mitglieder desselben 28. Jan. 1771 in die Provinz. Aus denjenigen Mitgliedern aber, die an der Opposition keinen Teil genommen hatten, wurde ein königlicher Rat (Parlement Maupeou) gebildet. Auch zu Arras, Blois, Châlons, Clermont, Lyon und Poitiers ließ der Kanzler anstatt der Parlamente Obergerichtshöfe errichten. M. hob sogar auch den Gerichtshof Châtelet und die Steuerkammer auf und erklärte das mit seinen feilen Werkzeugen besetzte Interimsparlament für ein ständiges. Aber nur durch die größte Strenge vermochte er die allgemeine Opposition im Zaum zu halten und machte sich dadurch im höchsten Grad verhaßt. Als Ludwig XV. 10. Mai 1774 starb, war eine der ersten Handlungen des neuen Regiments die Verbannung Maupeous und die Wiederherstellung der alten Parlamente. M. starb 29. Juli 1792 zu Thuit in der Normandie. Vgl. Flammermont, Le chancelier M. et les parlements (Par. 1884).

Maupertuis (spr. mopärtüih), Pierre Louis Moreau de, Mathematiker und Schöngeist, geb. 17. Juli 1698 zu St.-Malo, war für den Kriegsdienst bestimmt, nahm aber bald seinen Abschied, um sich ganz den Wissenschaften zu widmen, ging darauf einige Zeit nach London und später nach Basel, wo er die Brüder Bernoulli kennen lernte. 1737 wurde er von Ludwig XV. mit der Leitung einer Gradmessung in Lappland beauftragt, deren Ergebnisse er in dem Werk "De la figure de la terre, déterminée par les observations de M., Clairaut, Camus etc." (Par. 1738) veröffentlichte. Im J. 1741 wurde er von Friedrich II. zum Präsidenten der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt. Er begleitete den König ins Feld; fiel bei Molwitz in österreichische Gefangenschaft, ward aber bald wieder in Freiheit gesetzt. Nachdem er hierauf wieder eine Zeitlang in Frankreich gelebt hatte, folgte er einer neuen Einladung Friedrichs nach Berlin und zählte dort mehrere Jahre zu dessen Vertrauten. Ein Aufsatz von seiner Hand in den