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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Maypure; Mayr; Mayseder; Maysville; Mazade; Mazamet; Mazapil; Mazarin

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Maypure - Mazarin.

Maypure, Indianerstamm im Territorium San Martin des südamerikanischen Freistaats Kolumbien, im Quellgebiet des Meta und Guaviare, Zuflüssen des Orinoko, bekannt durch A. v. Humboldts Schilderung der ehemaligen, von Jesuiten gegründeten Mission San José de Maypures, welche, wie die übrigen Missionsdörfer dieser Gegend, jetzt ganz verfallen ist. S. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 18.

Mayr, 1) Simon, Komponist, geb. 14. Juni 1763 zu Mendorf bei Ingolstadt, studierte daselbst einige Zeit die Rechte, kam dann als Begleiter eines reichen Musikliebhabers nach Bergamo und begann hier sich mit Ernst der Musik zuzuwenden. Nachdem er seine Ausbildung in Venedig unter Bertonis Leitung vollendet hatte, trat er 1791 mit dem Oratorium "Jacob a Labano fugiens" daselbst in die Öffentlichkeit, wurde jedoch bald darauf durch Piccini bestimmt, sich der Oper zu widmen, und schrieb infolgedessen die Oper "Saffo", welche bei ihrer ersten Aufführung in Venedig 1794 solchen Beifall fand, daß sein Ruf sich bald über ganz Italien verbreitete. Von nun an bis 1814 brachte er nicht weniger als 77 Opern auf allen Bühnen der Halbinsel zur Aufführung und galt während dieses Zeitraums nicht nur dem Publikum, sondern selbst einem Rossini als unübertreffliches Muster eines dramatischen Komponisten. Mittlerweile hatte er (1802) die Kapellmeisterstelle an der Kirche Santa Maria Maggiore in Bergamo und 1805 die Direktion der dortigen Musikschule übernommen, und ungeachtet glänzender Engagements nach London, Lissabon, Dresden und Mailand blieb er auf dem genannten Posten bis zu seinem Tod 2. Dez. 1845. Mayrs Ruhm in Italien erlosch mit dem Auftreten Rossinis, und seine äußerlich durchaus italienischen, jedoch mit deutschem Fleiß gearbeiteten Opern sind gegenwärtig völlig vergessen. Nachdem er sich von der Bühne verdrängt sah, widmete er sich mit Eifer dem Unterricht und bildete zahlreiche Schüler, darunter Donizetti.

2) Johann Georg, Kartograph, geb. 1800 zu Brixlegg in Tirol, erhielt 1824 eine Anstellung im topographischen Bureau in München und wurde vorzugsweise bei dem großen topographischen Atlas von Bayern verwendet. 1836 zum Revisor, 1840 zum Inspektor der Kupferstechersektion ernannt und 1852 in Ruhestand versetzt, starb er 18. Jan. 1864 in München. Unter seinen Kartenwerken ist namentlich der bekannte und ausgezeichnete "Atlas der Alpenländer" (Gotha 1858-62, 9 Blatt; Supplement 1865) hervorzuheben. Auch schrieb er: "Der Mann von Rinn (Jos. Speckbacher) und die Kriegsereignisse in Tirol 1800" (Innsbr. 1851).

3) Georg, Statistiker und Volkswirt, geb. 12. Febr. 1841 zu Würzburg als Sohn des dortigen Professors Aloys M., studierte zu München und habilitierte sich 1865 an der Universität daselbst, ward 1868 außerordentlicher Professor, 1869 Hermanns Nachfolger in der Leitung des Statistischen Büreaus, später auch Ministerialrat, als welcher er 1869 die "Zeitschrift des bayrischen Statistischen Büreaus" gründete, in der er zahlreiche, meist auf Bevölkerungsstatistik bezügliche Arbeiten veröffentlichte. Außerdem schrieb er: "Die Organisation der amtlichen Statistik" (Münch. 1876); "Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben" (das. 1877), eine populäre Darstellung der Statistik; "Das Deutsche Reich und das Tabaksmonopol" (anonym, Stuttg. 1878). Im September 1879 als kaiserlicher Unterstaatssekretär in das elsässische Ministerium nach Straßburg berufen, trat er 1887 zurück und lebt jetzt in München.

Mayseder, Joseph, Violinspieler, geb. 26. Okt. 1789 zu Wien, erhielt seine Ausbildung durch Schuppanzigh, ward nacheinander Kammervirtuose, Direktor der Hofkapellmusik und Solospieler im Hofoperntheater in Wien und starb 21. Nov. 1863 daselbst. M. war als Solo- und Quartettspieler, Lehrer und Komponist für sein Instrument gleich ausgezeichnet; an seinem Spiel, von dem sogar Paganini mit großer Achtung sprach, wurde namentlich die Reinheit der Intonation und die Durchsichtigkeit des Tons gerühmt. Seine sehr beliebten Kompositionen, etwa 70 Nummern, bestehen in Violinkonzerten, Variationen, Streichquartetten, Duos, Etüden etc.

Maysville (spr. méhswill), Stadt im nordamerikan. Staat Kentucky, am Ohio, Aberdeen gegenüber, mit mehreren Fabriken, großen Hanfmärkten und (1880) 5220 Einw. M. wurde 1784 gegründet.

Mazade (spr. -sahd), Charles de, franz. Publizist, geb. 1821 zu Castel Sarrasin (Tarn-et-Garonne), studierte in Toulouse und begab sich dann nach Paris, wo er seit 1843 für die "Presse" schrieb. Seit 1846 ist er ständiger Mitarbeiter der "Revue des Deux Mondes", für welche er bis 1858 und dann wieder seit 1868 nach Forcades Tode die politische Chronik in gemäßigtem Sinn redigierte. M. gehört zu den geschmackvollsten Prosaisten Frankreichs. Außer seinen journalistischen Arbeiten veröffentlichte er noch historische und litterargeschichtliche Werke, besonders zur Zeitgeschichte, von denen wir anführen: "L'Espagne contemporaine" (1855); "L'Italie moderne, récits des guerres etc." (1860); "La Pologne contemporaine" (1863); "L'Italie et les Italiens" (1864); "Deux femmes de la révolution" (1866, Schilderungen der Marie Antoinette und Mad. Roland); "Les révolutions de l'Espagne contemporaine" (1868); "Lamartine, sa vie littéraire et politique" (1872); "La guerre de France" (1875, 2 Bde.); "Portraits d'histoire morale et politique du temps" (1875); "Le comte de Cavour" (1877); "Le comte de Serre" (1879); "M. Thiers; cinquante années d'histoire contemporaine" (1884) u. a. Auch gab er die Korrespondenz des Marschalls Davoût (1885, 4 Bde.) heraus.

Mazamet (spr. -samä), Stadt im franz. Departement Tarn, Arrondissement Castres, an der Arnette, Station der Südbahn, hat sich im Lauf dieses Jahrhunderts durch ihre Industrie aus einem Dorf entwickelt, zählt (1886) 10,939 Einw., welche bedeutende Wollspinnerei und Fabrikation von Wollwaren (jährlich für 15 Mill. Frank) betreiben, und ist Sitz eines protestantischen Konsistoriums.

Mazapil, Flecken im NO. des mexikan. Staats Zacatecas, 2500 m ü. M., in wasserloser Gegend, mit Gold-, Silber- und Kupfergrube und (1880) 5859 Einw. im Munizipium.

Mazarin (spr. -saräng), Jules (Giulio Mazarini), berühmter franz. Minister, geb. 14. Juli 1602 zu Pescina in den Abruzzen als Sohn eines sizilischen Edelmanns, studierte zu Rom bei den Jesuiten, sodann von 1619 bis 1622 zu Alcala und Salamanca in Spanien Philosophie, Theologie und kanonisches Recht, trat aber hierauf zu Rom in den päpstlichen Militärdienst und stand 1625 als Hauptmann im Veltlin. Nach Rom zurückgekehrt, nahm er seine juristischen Studien wieder auf, begleitete aber beim Ausbruch des mantuanischen Kriegs 1630 den Kardinal Pancirola als Sekretär zu den Verhandlungen, die 1631 zu dem Frieden von Cherasco zwischen Frankreich und Spanien führten. Hierbei zeichnete er sich durch seine diplomatische Geschicklichkeit aus.