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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Medici - Medien.

April 1574 und hinterließ die Regierung seinem ältesten Sohn, Francesco I., geb. 25. März 1541. Dieser vermählte sich mit Johanna, Schwester Kaiser Maximilians II. (gest. 1578), in zweiter Ehe mit der berühmten Venezianerin Bianca Capello (s. d.), mit der er an Einem Tag (19. Okt. 1587) an Gift starb. Seine Tochter Maria wurde die Gemahlin Heinrichs IV. von Frankreich. Ihm folgte 1587-1609 sein Bruder Ferdinand I. (s. Ferdinand 33). Ein Stiefbruder desselben, Don Pedro, der meist am Hof König Philipps II. von Spanien lebte und von diesem zum General der in Italien dienenden Truppen ernannt war, beanspruchte vergeblich, mit dem Großherzog Ferdinand die Erbschaft seines Vaters zu teilen; er starb 25. April 1604. Auf Ferdinand I. folgte 1609 sein Sohn Cosimo II., geb. 12. Mai 1590, in der Regierung. Dieser verstärkte seine Flotte und verschaffte der toscanischen Flagge im ganzen Mittelmeer Achtung. Die Drusen im Libanon unterstützte er in ihrem Kampf gegen die Türken. Auch unter ihm blühten Künste und Wissenschaften. Er starb 2. Febr. 1620. Ihm folgte sein ältester Sohn, Ferdinand II., 1621-70 (s. Ferdinand 34), und diesem sein mönchisch erzogener Sohn Cosimo III., geb. 14. Aug. 1642, ein Mann von ebenso geringen Fähigkeiten wie großem Stolz. Er unterstützte nur Dichter, die ihm schmeichelten, und Künstler, welche den äußern Pomp seines Hofs erhöhen konnten. Unter ihm schritt der schon unter seinem Vater begonnene Verfall von Toscanas Wohlstand unaufhaltsam fort, und die meisten Quellen des Nationalwohlstandes versiegten vollends. Er starb 21. Okt. 1723 und hatte seinen zweiten Sohn, Giovanni Gasto, geb. 24. Mai 1671, zum Nachfolger. Dieser, durch Ausschweifungen an Geist und Körper geschwächt, bewies zwar guten Willen und beseitigte manche Mißbräuche, ermangelte aber der Kraft zu durchgreifenden Reformen. Mit ihm erlosch 9. Juli 1737 das Geschlecht der M. Zufolge der eventuellen Bestimmung des Wiener Friedens von 1735 fiel das Großherzogtum an den Herzog Franz Stephan von Lothringen. Vgl. Reumont, Geschichte Toscanas seit dem Ende des florentinischen Freistaats, Bd. 1: Die M. 1530-1737 (Gotha 1876); Buser, Die Beziehungen der M. zu Frankreich 1434-94 (Leipz. 1879).

Von einem jüngern Zweig der M., der fürstlichen Familie Ottajano, die sich schon im 13. Jahrh. von der ältern getrennt hatte, stammte Don Luigi M., gewöhnlich Cavaliere von M. genannt, Herzog von Sarto, geb. 1760, der sich als Actons Nachfolger seit 1805 im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen zu Neapel durch verschiedene Verbesserungen der Finanzverwaltung verdient machte. Während der französischen Herrschaft in Neapel hielt er sich in England auf; nach der Wiedereinsetzung der Bourbonen 1815 wurde er Polizeiminister und 1818 Finanzminister. Infolge der Militärrevolution zu Nola 2. Juli 1820 nahm er seine Entlassung und begab sich nach Rom, kehrte aber 1822 in seine frühere Stellung zurück. Er starb auf einer Reise 25. Jan. 1830 in Madrid.

Medici (spr. mehditschi), Giacomo, Marchese del Vascello, ital. General, geb. 1817 zu Mailand, nahm 1836-40 in Spanien als Freiwilliger im Regierungsheer am Karlistenkrieg teil und ging dann nach Amerika, wo er die Bekanntschaft Garibaldis machte; derselbe betraute ihn mit der Leitung der italienischen Expedition, welche 1848 in Montevideo organisiert wurde. Im Juni 1848 ward er in der von Garibaldi in der Lombardei errichteten Legion zum Kommandeur der Avantgarde und im Mai 1849 zum Befehlshaber der lombardischen Voltigeurs ernannt, welche sich bei der Verteidigung Roms gegen die Franzosen besonders auszeichneten. Nach der Besiegung der Revolution fristete er als Kohlenhändler sein Leben. 1859 erhielt er die Führung des 2. Regiments im Alpenjägerkorps Garibaldis, that sich bei Varese und Como rühmlich hervor und ward in die sardinische Armee als Brigadekommandeur aufgenommen. Doch trat er 1860 wieder in die Freischaren Garibaldis ein, um die sizilische Expedition mitzumachen, befehligte mit Geschick und Glück die 4. Division bei Milazzo und Messina, die 17. am Volturno und ward 1862 zum Generalleutnant in der italienischen Armee ernannt. 1866 befehligte er die 15. Division, wurde nach dem Krieg Flügeladjutant des Königs und Generalkommandeur der Truppen in Sizilien und 1868 auch Präfekt von Palermo. Es gelang ihm, die öffentliche Ruhe aufrecht zu erhalten, dem Räuberunwesen zu steuern und das Wohl des Landes sehr zu fördern. Der König ernannte ihn 1874 zum ersten Flügeladjutanten und 1877 zum Marchese. Vorher wiederholt Deputierter, war M. seit 1870 Senator. Er starb 9. März 1882 in Rom.

Medici, Villa, eine auf dem Monte Pincio in Rom gelegene, 1560 von Annibale Lippi für den Kardinal Ricci da Montepulciano erbaute Villa, welche später in den Besitz des Kardinals Ferdinand von Medici überging, von dem sie ihren Namen erhielt. 1801 wurde sie vom französischen Staat angekauft, welcher sie zum Sitz der 1666 von Ludwig XIV. gegründeten Académie de France à Rome machte, zu der jährlich vier mit dem sogen. römischen Preis ausgezeichnete Künstler und Musiker aus Paris geschickt werden, die freien Unterricht auf vier Jahre erhalten. An ihrer Spitze steht ein Direktor, der sechs Jahre im Amt bleibt.

Medicīna forénsis (lat.), s. Gerichtliche Medizin.

Medicine Hat (spr. meddsin hat), Ortschaft in dem Territorium Assiniboia der Dominion of Canada, am "Ellbogen" des schiffbaren südlichen Saskatchewanflusses und an der kanadischen Pacificbahn, mit Kohlengruben.

Medici-Porzellan, ein unter Großherzog Francesco Maria von Toscana (1574-87) bei dem Versuch, echtes Porzellan zu fabrizieren, hergestelltes Steingut, welches aus Quarz und Glasfritte besteht und bei mangelhafter Technik oft grau oder gelb aussieht. Das meist blau dekorierte, teils mit F (Florenz), teils mit den Kugeln des Mediceischen Wappens bezeichnete M. ist sehr selten.

Medĭcus (lat.), Arzt.

Medida, Flüssigkeitsmaß in Brasilien, à 4 Quartilhos, = 2,77 Lit.

Medĭen (Media), im Altertum Name einer Landschaft Vorderasiens, zwischen dem Kaspischen Meer, Armenien, Assyrien, Susiana, Persis, Parthien und Hyrkanien gelegen und etwa die heutigen Provinzen Aserbeidschân, Gilan und Irak Adschmi umfassend. Es ist vorwiegend Gebirgsland, reich an fruchtbaren Thälern. Nur um den salzigen Matianus Lacus (See von Urmia) und im Zentrum und O. des Landes finden sich große Ebenen, während im N. das heutige Elburzgebirge im Jasonius Mons (Demawend) zu 6500 m ansteigt und im ganzen Westen und Süden langgestreckte Kalkzüge M. von den Ebenen des Tigris scheiden. Dort erhebt sich über Ekbatana der Orontes (heute Elwend), weiterhin der Zagros, der