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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Megarische Schule - Mehedintzi.

Dort erheben sich die berühmten Skironischen Felsen, über welche jener der Sage nach vom Räuber Skiron unsicher gemachte schmale, von Hadrian aber durch großartige Unterbauten für zwei Wagen erweiterte, sehr gefährliche Weg (jetzt Kaki-Skala, "schlimmer Paß") aus Megara nach Korinth führte. Die Megarer trieben bedeutende Schafzucht und verfertigten aus der gewonnenen Wolle grobe Mäntel. Getreide brachte das Land wenig hervor, dagegen viel Gemüse, Knoblauch, Zwiebeln und Feigen. Die Produkte aus dem Mineralreich waren feiner, weißer Thon, woraus berühmte Töpferarbeiten verfertigt wurden, weißer Muschelmarmor und Seesalz. Die Megarer, zu den besten Seeleuten Griechenlands gehörig, trieben frühzeitig bedeutende Schiffahrt und Handel und gründeten viele Kolonien, wie Megara (Hybläa) in Sizilien, Astakos, Chalcedon, Byzanz etc. Durch die Dorisierung des vorher ionischen und zu Attika gehörigen Ländchens wurde der Zwiespalt mit Athen hervorgerufen, welch letzteres M. im Peloponnesischen Krieg arg mitnahm. Die Megarer standen im Ruf der Verstellung und Falschheit, daher der sprichwörtliche Ausdruck "megarische Thränen". Hauptstadt der Landschaft war Megara (s. d. 1).

Megarische Schule, altgriech. Philosophenschule, gestiftet von Eukleides von Megara. Unter dessen Nachfolgern sind die bekanntesten Eubulides aus Milet, Diodoros mit dem Beinamen Kronos und Stilpon aus Megara. Über die Lehren der Schule s. Eukleides 2).

Megăron (griech.), einer der drei Hauptteile des griechischen Hauses zur Heroenzeit, der große Männersaal, in späterer Zeit Andronitis genannt.

Megaskōp (griech., Wunderkammer), eine Laterna magica, welche von undurchsichtigen Gegenständen, Holzschnitten, Photographien, Naturobjekten vergrößerte Bilder entwirft. Die Gegenstände werden wie bei der gewöhnlichen Laterna magica den Linsen gegenübergestellt und durch eine seitlich angebrachte Vorrichtung an der vordern Seite sehr stark beleuchtet. Vgl. Stöhrer, Die Projektion physikalischer Experimente und naturwissenschaftlicher Photogramme (Leipz. 1876).

Megaspiläon ("große Höhle"), das größte und reichste Kloster in Griechenland mit (1879) 176 Bewohnern, wenige Meilen vom Korinthischen Meerbusen im Nomos Achaia und Elis (Eparchie Kalavryta, 7 km nordöstlich von dieser Stadt) romantisch an und unter einer Felswand gelegen. Die drei untersten Stockwerke erfüllen den Raum einer Höhle, die höhern sind darüber wie Schwalbennester an die noch ca. 190 m ansteigende Felswand geklebt. In der im zweiten Stock befindlichen Kirche wird ein Marienbild als Werk des Apostels Lukas gezeigt, und diesem verdankt das Kloster seinen Ruf als Wallfahrtsort. Das Kloster wurde im 13. Jahrh. von der Kaiserin Euphrosyne begründet.

Megasthĕnes, griech. Geschichtschreiber, ging um 300 v. Chr. als Gesandter des Seleukos Nikator zu dem indischen König Sandrokottos und sammelte dort Material für sein Werk "Indica", aus dem Arrian, Diodor und Strabon viel entlehnt haben. Die noch vorhandenen Fragmente sammelten Schwanbeck (Bonn 1846) und Müller in "Fragmenta historicorum graecorum", Bd. 2 (Par. 1848).

Megatherĭum Cuv. (Riesenfaultier), ausgestorbene Gattung aus der Familie der Gravigraden und der Ordnung der Zahnlücker (Edentata, Bruta), verbindet mehrere Charaktere der Faultiere mit denen der Ameisenfresser und füllt daher die zwischen beiden so auffällige Lücke aus. Der Kopf war kurz, mehr oder weniger abgerundet, die Füße waren kurz, äußerst stark, gedrungen, die vordern vier- oder fünfzehig, die hintern drei- oder vierzehig, die äußern Zehen mit kurzen Nägeln, die mittlere mit starken Grabkrallen. Der Schwanz war mittellang, breit, stark. Die Zähne waren wie die aller Edentaten schmelzlos und am untern Ende offen. Alle Arten sind amerikanisch. M. Cuvieri Desm. (Tafel "Tertiärformation II") war ein Tier von mittlerer Elefantengröße. Ein vollständiges Skelett ist im Diluvialsand der Pampas 1789 bei Buenos Ayres, ein andres gegenwärtig zu Madrid aufgestelltes bei Lima, noch andre sind in Paraguay und im Rio Salado aufgefunden worden. Das Tier besaß ein ungemein großes Becken und sehr große, vorn vier-, hinten dreizehige Gliedmaßen mit sehr großem Nagelglied sowie einen enorm dicken, langen Schwanz; es war dem Faultier am nächsten verwandt, konnte aber sicherlich nicht klettern. Die mit ihm gefundenen Tierreste gehörten zum Teil einem Tier derselben Familie, Mylodon robustus Ow. (s. Tafel "Tertiärformation II") an. Dies war bis 4 m lang, vielleicht ein Klettertier mit ebenfalls enormem Becken, fünf Zehen vorn, vier hinten, von denen aber, wie beim M., immer nur drei Krallen trugen. Ein drittes in dieselbe Gruppe gehöriges Tier, das namentlich in Nordamerika (Virginia) angetroffen wurde, ist Megalonyx Jeffersoni Harl., mit Vorderfüßen, die weit kürzer als die hintern waren, von Ochsengröße, trotzdem vielleicht Klettertier.

Megerle, Ulrich, eigentlicher Name des Abraham a Santa Clara (s. d.).

Megha-dûta ("Der Wolkenbote"), Titel eines Gedichts von Kalidasa (s. d.).

Mehadĭa, Markt im ungar. Komitat Krassó-Szörény, an der in die Cserna mündenden Bjela Rjeka, Station der Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn (Temesvár-Orsova), mit 2 Kirchen, Ruinen eines alten Schlosses und (1881) 2097 Einw. 4 km davon in wildromantischem Gebirgsthal der Cserna liegen 167 m ü. M. die berühmten Thermen der Herkulesbäder (Aquae Herculis), die schon im Altertum bekannt (Ad medias) und benutzt und ohne Zweifel dem Herkules geweiht waren. Zahlreiche Ruinen und Altertümer sprechen dafür. Von 18 Quellen (33-56° C.) werden 9 benutzt (Herkulesquelle, Karlsbrunnen, Ludwig-, Kaiser-, Ferdinand-, Karolinen-, Francisci- und Josephsbad und Augenbrunnen). Die Wirksamkeit der Thermen, die Chlornatrium, Chlorcalcium, schwefelsaure Kalkerde, kohlensaure Kalkerde, Kieselerde, Jod- und Bromcalcium und zum Teil auch viel Schwefelwasserstoff enthalten, ist namentlich gegen chronisch-rheumatische Leiden und deren Folgen außerordentlich, und selbst bei ältern Gelenkaffektionen werden noch günstige Erfolge erzielt. Außerdem sind sie bei Gicht, Hypochondrie, Neuralgien, Hautausschlägen etc. zu empfehlen. Schöne Spaziergänge durchziehen das Thal und dessen nächste Umgebung. Vgl. Munk, Der Kurort Herkulesbad (Wien 1871); A. Popoviciu, Das Herkulesbad bei M. (das. 1885).

Mehallet el Kebur, Hauptort der ägypt. Provinz Gharbie im Nildelta, an einem Nilarm und der Eisenbahnstrecke Tanta-Damiette, mit (1882) 27,851 Einw. und Fabriken von Leinwand, Baumwollenzeug und Salmiak.

Mehedia, tunes. Ort, s. Mahedia.

Mehedintzi, rumänischer Kreis in der westlichen (Kleinen) Walachei, an der Donau; Hauptstadt Turnu-Severin.