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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Merkendorf; Merknüsse; Merkpfahl; Merkūr

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Merkendorf - Merkur.

philosophischen Jahrhunderts" (1796), worin er die Aufhebung der Leibeigenschaft verlangte; "Erzählende Schriften" (Riga 1807-1808, 2 Bde.); "Über Deutschland, wie ich es nach einer zehnjährigen Entfernung wiederfand" (das. 1818); "Die freien Letten und Esthen" (Leipz. 1820); "Darstellungen und Charakteristiken aus meinem Leben" (Riga 1839-40, 2 Bde.). Neuerdings erschien: "Garlieb M. über Deutschland zur Schiller-Goethe-Zeit" (hrsg. von J. ^[Julius] Eckardt, Berl. 1887).

2) Paul Johannes, verdienter Rechtshistoriker, geb. 1. Aug. 1819 zu Nürnberg, studierte 1836-1840 in München und Erlangen, praktizierte hierauf in seiner Vaterstadt als Konzipient bei einem Anwalt und unternahm 1845-47 eine wissenschaftliche Reise nach Italien, um die Schätze der mittelalterlichen Rechtslitteratur, insbesondere des langobardischen Rechts, zu heben. Nach seiner Rückkehr promovierte er in Erlangen, habilitierte sich 1848 als Dozent in der Berliner juristischen Fakultät und ward 1851 in Königsberg außerordentlicher, 1852 ordentlicher Professor der Rechte in Halle, wo er 19. Dez. 1861 starb. M. hat sich um die Quellenkritik der germanischen Volksrechte hohe Verdienste erworben, teils durch seine Handausgaben der "Lex Salica" (Berl. 1850), "Lex Angliorum et Werinorum" (das. 1852), "Lex Saxonum" (das. 1853), teils durch die größern Ausgaben der "Lex Alamannorum" und der "Lex Bajuvariorum" in den "Monumenta Germaniae" (Legum Tom. III, 1851 u. 1863). Als Vorläufer der "Lex Alamannorum" erschien Merkels Abhandlung "De republica Alamannorum" (Berl. 1849), welche in Wirklichkeit eine schwäbische Rechts- und Verfassungsgeschichte ist. Ein ganz neues Gebiet der rechtshistorischen Forschung erschloß seine "Geschichte des Langobardenrechts" (Berl. 1850; sehr vermehrt in der italienischen Übersetzung von Bollati, Tur. 1857). Besonders wertvoll sind seine Zusätze zur 2. Ausgabe von v. Savignys "Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter" (Bd. 4-7, Heidelb. 1850-51). In der "Zeitschrift für Rechtsgeschichte", deren Mitbegründer er war, lieferte er eine Reihe gehaltreicher Aufsätze.

Merkendorf, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Gunzenhausen, hat eine schöne Kirche und (1885) 828 evang. Einwohner.

Merknüsse, s. Anacardium.

Merkpfahl, s. Eichpfahl.

Merkūr (lat. Mercurius), der italische Handelsgott, als solcher mit dem griech. Hermes (s. d.) identifiziert, dessen Abkunft und übrige Eigenschaften dann auf ihn übertragen wurden. In Rom wurde ihm als Beschützer des für diese Stadt so wichtigen Kornhandels, namentlich mit Sizilien, ein öffentlicher Kultus zuerst 495 durch Einweihung eines Tempels am Circus maximus eingerichtet gleichzeitig mit der Stiftung einer eignen Zunft der Kaufleute, die als Mitglieder derselben mercuriales hießen. Am Stiftungstag des Tempels und der Zunft, 15. Mai, opferten die Kaufleute dem Gott nebst seiner Mutter Maja und besprengten aus einer ihm geweihten Quelle an der Porta Capena Haupt und Waren mit Wasser. Mit dem römischen Handel verbreitete sich später der Merkurdienst weit nach dem Westen und Norden. Bei den Etruskern hieß M. Turms. - Die Alchimisten bezeichneten mit dem Namen M. alles Flüchtige, z. B. Mercurius communis, Quecksilber, M. vegetabilis, Weingeist, etc. Gegenwärtig versteht man unter M. oder M. vivus ausschließlich das Quecksilber und in Zusammensetzungen Quecksilberpräparate, z. B. M. dulcis, Kalomel; M. praecipitatus per se, rotes Quecksilberoxyd, etc.

Merkūr, derjenige Planet, welcher unter den bis jetzt bekannten der Sonne am nächsten steht und nur selten mit unbewaffnetem Auge wahrgenommen wird, da er kurz vor der Sonne auf- und kurz nach ihr untergeht und deshalb stets in der Nähe des Horizonts gesucht werden muß, wo in unsern Breiten die dort lagernden Nebel häufig sein sonst glänzendes Licht trüben. Daher kam es, daß Kopernikus trotz eifrigen Bemühens ihn nie beobachten konnte, während er sich in südlichern Ländern, wo der Horizont meist heiterer ist, leichter auffinden läßt und bei den alten Griechen den Beinamen des "stark Funkelnden" führte. In der That kann er nach Zöllner in günstiger Stellung fast die Helligkeit des Sirius erreichen, und mit einem guten Fernrohr kann er selbst um Mittag in geringer Entfernung von der Sonne leicht aufgefunden werden. Seine Bahn ist eine sehr elliptische, die Exzentrizität derselben beträgt 0,2056 und ihre Neigung gegen die Ekliptik 7° 0' 4,5''. Seine mittlere Entfernung von der Sonne beträgt 0,88710 Erdbahnhalbmesser oder 57,55 Mill. km = 7,75 Mill. geogr. Meilen; im Perihel ist er 45,72, im Aphel 69,38 Mill. km von der Sonne entfernt. Er durchläuft seine Bahn siderisch in 87,96926 Tagen = 87 Tagen 23 Stunden 15 Minuten 44 Sekunden und legt dabei in der Sekunde durchschnittlich 6,6 geogr. Meilen zurück. Zu Erde und Sonne nimmt er erst nach einem synodischen Umlauf von 115 Tagen 21 Stunden wieder dieselbe Stellung ein. Während dieser Zeit zeigt der M. einen regelmäßigen Phasenwechsel wie Venus; hierüber sowie über seine scheinbare Bewegung vgl. Planeten. Infolge der Lage der Merkurbahn innerhalb der Erdbahn muß auch die Entfernung des Planeten von der Erde eine sehr wechselnde sein. Zur Zeit seiner untern Konjunktion kann er sich der Erde bis auf 79 Mill. km nähern, zur Zeit seiner obern Konjunktion sich aber auch bis 218 Mill. km von ihr entfernen, daher auch sein scheinbarer Durchmesser, der in der mittlern Entfernung 6,7'' beträgt, zwischen 4,4 und 12'' schwankt. Sein wahrer Durchmesser beträgt 0,373 Erddurchmesser oder 4900 km = 660 geogr. Meilen; das Volumen beträgt daher 0,054 von dem der Erde. Die Masse des M. hat zuerst Encke aus den Störungen des nach ihm benannten Kometen = 1/4865751 der Sonnenmasse gefunden; v. Asten hat aber aus den Störungen, welche derselbe Komet 1848 erlitten, den noch viel kleinern Wert 1/7636440 berechnet. Danach ist seine mittlere Dichte 0,77 der mittlern Erddichte oder 4,3 von derjenigen des Wassers, und die Schwere an der Oberfläche des M. ist nur = 0,294 von der der Erde. Backlund bestimmte neuerdings die Masse des M. zu 1/2668700 der Sonnenmasse. Schröter nahm zur Zeit, wenn sich der M. in Form einer Sichel zeigte, regelmäßig eine Abstumpfung des südlichen Horns wahr, die er der Beschattung durch Berge auf dem M. zuschrieb. Auch schloß er aus der regelmäßigen Wiederkehr dieser Abstumpfung auf eine in 24 Stunden 5 Minuten von statten gehende Rotation des Planeten, welche Zahl jedoch nicht ganz zuverlässig ist. Das Vorhandensein einer Atmosphäre vermutete Schröter aus dem Erscheinen und Verschwinden gewisser dunkler Flecke, die sich oft schnell verändern und daher nicht wohl der festen Oberfläche des M. angehören können; doch hat sich bei Vorübergängen vor der Sonne der M. immer als scharf be-^[folgende Seite]