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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mesocco - Mespilus.

Mesocco (früher Misocco, deutsch Misox), einst starker Dynastensitz im schweizer. Kanton Graubünden, im Valle M., jetzt nur noch in imposanten Ruinen unterhalb des Thalhauptorts M. oder Cremeo vorhanden. Das Thal enthält in seiner obersten Stufe (1626 m), unmittelbar am Fuß des Bernhardinpasses, den Badeort San Bernardino, in der folgenden Stufe San Giacomo (1178 m), den Ort M. (790 m) und Soazza, weiter abwärts eine ganze Folge von Thaldörfern, deren Umgebung mehr und mehr italienischen Charakter annimmt und dem Tessin zu in eine breite Fläche (232 m) übergeht. Der Thalstrom, die nahezu 38 km lange Moësa, entspringt in dem inselgeschmückten Lago Moësŏla der Paßhöhe (2063 m) und stürzt in prachtvollen Fällen thalwärts, im untern Teil den Thalgrund schrecklich verheerend. Unterhalb Soazza empfängt er die von der rechten Thalwand niederstürzende Buffalora und kurz vor der Thalöffnung, bei Roveredo-Grono (297 m), die Calancasca aus dem Val Calanca (s. d.). Beide Thäler beherbergen in 20 Gemeinden eine Bevölkerung italienischen Stammes und katholischer Konfession und bilden den Bezirk Moësa mit (1880) 6203 Einw.

Mesocōlon (griech.), Dickdarmgekröse.

Mesodérm, s. Keimblätter.

Mesogastrĭum (griech.), die Gegend zwei Finger breit oberhalb und unterhalb des Nabels.

Mesokarp (griech.), s. Perikarp.

Mesolithisch (griech.), der mittlern Steinzeit angehörig.

Mesomēdes, griech. Lyriker, aus Kreta, lebte um 130 n. Chr. als Freigelassener des Kaisers Hadrian. Wir besitzen von ihm drei kleine, nicht ungefällige Hymnen, von denen eine, die auf die Nemesis, besonders dadurch interessant ist, daß sich ihre musikalische Komposition in antiker Notenschrift erhalten hat. Vgl. Bellermann, Die Hymnen des Dionysios und M.; Text und Melodien nach Handschriften und den alten Ausgaben (Berl. 1840); Gottfr. Hermann, De hymnis Dionysii et Mesomedis (Leipz. 1842).

Mesomphalĭum (griech.), die Nabelmitte, auch der Nabel als Körpermitte.

Mesonēro y Romānos, Ramon de, span. Schriftsteller, geb. 10. Juli 1803 zu Madrid, übernahm 1820 das Handlungsgeschäft seines Vaters, widmete indessen seine Muße wissenschaftlichen Studien und betrat 1831 die schriftstellerische Laufbahn mit seinem "Manual de Madrid" (3. Aufl., Madr. 1844), das sich durch vortreffliche Sittenschilderungen auszeichnet. Eine neue Reihe von Sittengemälden und Genrebildern erschien unter den Titeln: "Panorama Matritense" (1832-35, neue Ausg. 1881), "Escenas Matritenses" (1836-42, neue Ausg. 1879) und "Tipos y caractéres" (1843-62). Auch veröffentlichte er: "Recuerdos de viaje por Francia y Bélgica" (1842, neue Ausg. 1881) und redigierte die 1836 von ihm begründete Zeitschrift "Semanario pintoresco español" (8 Bde.). 1845 übernahm er eine Stelle an der Nationalbibliothek. Für die Ribadeneyrasche "Biblioteca de autores españoles" gab er die "Poetas contemporáneos de Lope de Vega" (Madr. 1857-58, 2 Bde.) heraus und veröffentlichte nachher eine Geschichte Madrids ("El antiguo Madrid", das. 1861) und eine Gesamtausgabe seiner Werke ("Obras", das. 1881). Er war Mitglied der spanischen Akademie und starb im April 1882. Nach seinem Tod erschien noch ein Band kleinerer Schriften ("Algo en prosa y verso", 1883).

Mesopentekóste (griech.), der mittelste Tag zwischen Ostern und Pfingsten (Mittwoch nach Jubilate).

Mesophyll (griech.), das mit Chlorophyll versehene Parenchym zwischen der Epidermis der obern und untern Seite der Pflanzenblätter, im Gegensatz zu den dasselbe durchziehenden Rippen und Nerven.

Mesopotamĭen, in weiterer Bedeutung die ganze Ebene zwischen Euphrat und Tigris, doch mit Ausschluß der Kulturstreifen längs derselben; in engerer Bedeutung der größere nördliche, von den Arabern El Dschesire ("Insel") genannte Teil dieser Landschaft, während der südliche unter dem Namen Babylonien (jetzt Irak Arabi) bekannt ist. Schon im Alten Testament führt der von Aramäern (Syriern) bewohnte Nordwesten von M. wegen seiner Lage zwischen Euphrat und Chaboras den rein geographischen Namen Aram Naharaim ("Syrien der beiden Flüsse"); davon scheint der Name M. ("Zwischenstromland") nur die griechische Übersetzung zu sein, welche erst seit Alexander d. Gr. auftritt. Das Land bildet größtenteils eine meist steinige und sandige, nach S. sich abdachende Ebene. Von Flüssen sind außer den beiden Grenzströmen Euphrat und Tigris noch als Nebenflüsse des Euphrat zu nennen: der Chaboras (jetzt Chabur), der Mygdonios (Dschachdschacha) und der Belichas (Belik). Die merkwürdigsten Produkte Mesopotamiens waren: Amomum, Naphtha und eine Art von Steinkohle. Aus den Tierreich werden besonders wilde Esel, Gazellen, Strauße und Löwen genannt. Das ganze Land zerfiel in der Römerzeit in zwei Hauptteile: Osroene im W., mit der Hauptstadt Edessa, von 136 v. Chr. bis 217 n. Chr., wo es römisch wurde, Sitz einer syrischen Dynastie, und Mygdonia im O., mit der Hauptstadt Nisibis, die Trajan 115 eroberte. Gegenwärtig steht M. unter türkischer Herrschaft und ist unter die Wilajets Diarbekr, Bagdad und Aleppo (Haleb) geteilt. Die Einwohner sind der Hauptmasse nach Araber; nur am Fuß der Gebirge und am Sindscharfluß finden sich Kurden (Jeziden), außerdem wenige Türken, christliche Syrer und Armenier. Die bedeutendsten Städte in M. im engern Sinn sind: Mardin, Nisibin, Mosul, Bagdad und Rakka am Euphrat. Am blühendsten war das Land unter der assyrischen und babylonischen Herrschaft. Unter der Herrschaft der Araber ward es Sitz der Kalifen und gelangte nochmals zu hoher Blüte. Erst mit den Einfällen der Seldschukken und Türken begann es zu sinken, und gegenwärtig ist es zum Teil eine entvölkerte Wüste. Vgl. Sachau, Reise in Syrien und M. (Leipz. 1883).

Mesostylon (griech.), der zwischen zwei Säulen befindliche Raum.

Mesotyp, s. Natrolith.

Mesozōen (Mesozoa), im Gegensatz zu Metazoen und Protozoen nach einigen neuern Forschern diejenigen Tiere, bei denen zwar die Haut aus vielen Zellen besteht, der gesamte Darm aber von nur einer einzigen Zelle gebildet wird. Hierher gehören wahrscheinlich die eigentümlichen, als Dicyemiden bekannten Schmarotzer aus den Harnorganen von Tintenschnecken.

Mesozōïsch (griech.), im Gegensatz zu paläozoisch und känozoisch (neozoisch) Tierreste enthaltend oder auf solche bezüglich, welche den noch vorkommenden sich annähern. Daher mesozoische Formationsgruppe, in der Geologie die Trias-, Jura- und Kreideformation (s. d. und "Geologische Formation") umfassend.

Mespĭlus L. (Mispel), Gattung aus der Familie der Rosaceen, von deren Arten am bekanntesten ist die gemeine Mispel (M. germanica L., Nespel,