Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mexiko

560

Mexiko (Bundesrepublik: Bodenerzeugnisse, Areal und Bevölkerung).

Mexiko (2266 m) von 16,2°, Colima (507 m) von 25,8° C., und es fallen an diesen Orten bez. 4653, 845, 627 und 1062 mm Regen. Den größern Teil des Jahrs hindurch herrscht der Nordostpassat vor; aber während mehrerer Monate machen heftige Stürme sowohl am Mexikanischen Golf als an der Südsee die Küste sehr gefährlich und für Segelschiffe fast unzugänglich. Besonders während der Monate Juli und August ist es sehr gefährlich, in die Häfen von San Blas und Acapulco einzulaufen. Erdbeben, jedoch nicht gefährliche, kommen in M. nicht selten vor, am meisten in Oajaca, an den Küsten des Stillen Ozeans und in der Umgegend der Hauptstadt.

[Bodenerzeugnisse.] Die Bodenerzeugnisse von M. sind äußerst mannigfaltig. In den tiefen und heißen Thälern an den Küsten wachsen die riesigen Bäume, welche das Mahagoni-, Pernambuk- oder Brasilien-, Kampesche-, Gelb- und amerikanische Ebenholz liefern, Jakaranda-, Kürbisbäume, Cypressen, Riesenfarne, verschiedene Palmen u. dgl.; an den Flußufern indisches Rohr, Zwergpalmen etc.; in den höhern Gegenden an den Gehängen Magnolien, Bananen, Seifenbäume, Robinien, Malven, Yukka, Lobelien, Begonien, Bignonien mit prächtigen Blüten, Passifloren. In der Höhe von 1000 m beginnen die verschiedenen Arten Eichen, Mimosen, Akazien, Asklepiadeen, Solaneen, Lorbeer, Eibenbäume, der peruanische Pfefferstrauch, die riesige Sonnenblume, zahlreiche Arten von Winden, Orchideen, Tillandsien, Bromeliaceen, Kakteen etc. In der Höhe von 2000-4000 m wachsen Tannen, Thujen, Taxus, Zedern, Eschen, Agaven, Kassien, Georginen, Zinnien, Stechapfel etc. An der Grenze des ewigen Schnees blüht das Sandkraut, die enzianartige Schildblume, verschiedene Arten Moose und Flechten. Spezifisch mexikanische Erzeugnisse sind: das Kampescheholz, die Magueypflanze oder Agave, der Kochenillekaktus (Nopal). Von heilkräftigen Pflanzen finden sich außerdem: die Jalappe, Brechwurzel, Sassaparille, Ipekakuanha, weißer Rhabarber, Bleiwurz, Sassafras, der Storax-, Amber- und Guajakbaum, mehrere Arten Sumach, der Drachenblut-, Gummilack- und Kopaivabaum, das Rotholz, die Tamarinde, die Schlingpflanze Guaco, eine Art China etc. Von Tieren hat M. die aus Europa eingeführten Haustiere, und die üppigen Grasgegenden des nördlichen Tafellandes sind voll von Herden verwilderter Pferde und Rinder; ferner gibt es viel Geflügel, darunter der dort einheimische Truthahn, welcher noch wild getroffen wird. In den Gebirgsgegenden hausen wilde Hunde und Katzen, Jaguare und Kuguare sowie amerikanische Büffel, wilde Schafe und Ziegen, Hirsche, Elentiere, Seeottern, Wölfe, Tapire, amerikanische Tigerkatzen, Vielfraße, Bären, Stachelschweine, Stinktiere, Gürteltiere, Affen, in den sumpfigen Niederungen auch Alligatoren, viele Gattungen von Amphibien (worunter der Leguan oder Iguana, die Panzereidechse, der Ochsenfrosch) und giftige sowie unschädliche Schlangen. Zu den merkwürdigsten Insekten Mexikos gehört die Kochenille. Sehr reich ist M. an Mineralien, besonders an Silber und Gold. Außerdem finden sich an Metallen: Kupfer gediegen und in reichen Erzen in bedeutender Menge; Eisen teils in Erzen als Brauneisenstein, teils als Magnet- und Meteoreisen in großer Menge; Schwefel besonders an den Vulkanen. Auch Zink kommt vor, ferner Salpeter, Vitriolerde, Kochsalz, Blei, Quecksilber. Marmor, Alabaster und Gips sind vielfach vorhanden; Diamanten und andre Edelsteine sind gefunden worden. Steinkohlen hat man in größern Lagern entdeckt; Asphalt und Erdöl finden sich in verschiedenen Staaten.

[Areal und Bevölkerung.] Gegenwärtig zerfällt M. in 27 Staaten, ein Territorium (Niederkalifornien) und den von der Zentralregierung verwalteten Bundesbezirk (Distrito federal), mit Areal und Einwohnerzahl (nach Garcia y Cubas) wie folgt:

Staaten Areal in QKilom. QMeilen Bewohner 1882 Auf 1 QKilom.

Bundesbezirk 1200 21,8 426804 356

Grenzstaaten:

Sonora 200845 3647,5 143924 0,7

Chihuahua 231267 4200,0 225251 1

Coahuila 153600 2789,6 144594 1

Nuevo Leon 65000 118,0 201732 3,1

Atlant. Küstenstaaten:

Tamaulipas 76000 1380,2 140137 1,8

Veracruz 62820 1140,9 582441 9

Tabasco 25500 463,1 104747 4,1

Campeche 54000 980,7 90413 1,0

Yucatan 73000 1325,8 302315 4,1

Pazif. Küstenstaaten:

Sinalca 93730 1702,2 201918 2,1

Jalisco 100625 1827,4 983484 10

Colima 7004 127,2 72591 10

Michoacan 60000 1090,0 784108 13

Guerrero 59231 1075,7 353193 6

Oajaca 74546 1353,8 761274 10

Chiapas 77000 1398,4 242029 3,1

Binnenstaaten:

Durango 110170 2000,8 196852 1,3

Zacatecas 65354 1186,9 422506 6

Aguas Calientes 7500 136,2 140430 19

San Luis Potosi 67325 1222,6 516486 8

Guanajuato 32500 590,2 968113 29

Queretaro 10200 185,2 203250 20

Hidalgo 20039 364,0 434096 22

Mexiko 21460 389,7 710579 33

Morelos 4274 77,6 141565 33

Puebla 33000 599,3 784466 24

Tlaxcala 3902 70,9 138478 36

Niederkalifornien 155200 2818,6 30198 0,2

Summa: 1946292 35554,8 10447974 5

Zuverlässige Angaben über die Zahl der Bevölkerung fehlen. Im J. 1874 schätzte man dieselbe auf 9,276,079 Seelen, die 1882, wie oben angegeben, auf 10,447,974 gestiegen waren. Dabei schätzte man die Weißen auf 1,985,117 (19 Proz.), die Indianer auf 3,970,234 (38 Proz.), die Mischlinge auf 4,492,623 (43 Proz.). Unter letztern sind Mestizen (Abkömmlinge von Weißen und Indianern) am zahlreichsten, nächst ihnen die Sambo oder Chino (von Indianern und Negern). Reine Neger sind kaum noch vorhanden, und auch Mulatten sind selten. Die Weißen sind teils Eingewanderte, namentlich Spanier (Gachupines oder Chapetone), teils Eingeborne, sogen. Kreolen. Nach Orozco y Berra gibt oder gab es 619 Stämme, die sich der Sprache nach in elf Familien einteilen lassen. Den vornehmsten Rang nehmen die Mexikaner ein, hervorgegangen aus einer Mischung der ursprünglichen Tolteken (s. d.) mit eingewanderten Chichimeken und den Angehörigen der "sieben Stämme", die unter dem Sammelnamen Azteken bekannt sind, und unter welchen die Nahua der hervorragendste Stamm waren. Diese Mexikaner haben ihren Sitz in den Staaten Sinaloa, Jalisco, Colima, Guerrero, M., Morelos, Tlaxcala, Puebla, Hidalgo und Veracruz und bilden die Hauptmasse der indianischen Bevölkerung der ganzen Republik. Ihnen zunächst stehen die Othomi in Guanajuato und Queretaro. Die andern Familien sind die der Maya oder Huasteken (Yucatan), der