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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mexiko

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Mexiko (Bundesrepublik: Bevölkerung, Erwerbszweige).

Mixteken und Zapoteken (Chiapas), der Matlazinca (zu Charo in Michoacan), der Tarasken (nordöstlich von Michoacan), der Opata, Tarahumar und Pima (Sonora), der Apatschen (ein Wandervolk im N.) u. a. Ein großer Teil der Indianer spricht jetzt spanisch. Die heutigen mexikanischen Indianer (s. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 17) haben eine bräunlich kupferrote Hautfarbe, untersetzte Statur, glatte, grobe und glänzend schwarze Haare, hervortretende Backenknochen, breite Lippen, einen sanften Mund und ernsten, finstern Blick. Sie sind im allgemeinen als ein kräftiger, gesunder und wohlgebildeter Menschenschlag zu bezeichnen, zu schwerer und andauernder Arbeit sehr gut zu gebrauchen und als Lastträger und Fußgänger vortrefflich. Von Temperament sind sie verschlossen und ernst (im Gegensatz zum Neger), dabei gelehrig und leicht zu leiten, aber auch träge, mißtrauisch und abergläubisch. Ihre Wohnungen sind gewöhnlich nur ärmliche Hütten aus Bambusrohr. Ihr Hauptlaster ist die Trunksucht; Verbrechen gegen Personen oder Eigentum werden selten von ihnen begangen. Ihnen anvertrautes Gut halten sie heilig; Kleinigkeiten aber nehmen sie, wo sie können, und sagen ungern die Wahrheit. Die Mestizen haben eine hellgelbe Farbe, schwarzes, äußerst weiches und glänzendes Haar und sind im allgemeinen ein schöner Menschenschlag; sie sind vorherrschend fröhlich, leicht beweglichen Sinnes und vergnügungssüchtig. Im äußern Betragen besitzen sie einen natürlichen, ungezwungenen Anstand, dabei viel Geist, leichte Auffassungsgabe, Schlauheit und lebhafte Einbildungskraft. Der Kreole unterscheidet sich seinem allgemeinen Charakter nach nicht von dem Spanier. - Der Dichtigkeit nach konzentriert sich die Bevölkerung auf das Plateau von Anahuac. Dort wohnen in sieben Staaten und im Bundesbezirk 3,807,349 Menschen, so daß 30 Einw. auf das QKilometer kommen gegen 3,1 pro QKilometer im Reste des Landes. Es gibt nur vier Städte von über 100,000 Einw., nämlich M., Guadalajara, Puebla und Guanajuato. Die Einwanderung geeigneter Individuen sucht die Regierung zu befördern, und bereits sind drei italienische und eine Tiroler Kolonie (San Luis Potosi) mit Erfolg angelegt worden. Die herrschende Religion ist die römisch-katholische, jedoch bei vollständiger Glaubens- und Kultusfreiheit für andre Konfessionen, da der Staat keine Religion als Staatsreligion anerkennt. Es bestehen drei Erzbistümer (M., Morelia und Guadalajara). Die übermäßigen Reichtümer, welche der Klerus ehedem besaß, sind vom Staat großenteils eingezogen worden, so daß derselbe ausschließlich auf die freiwillig gezahlten Zehnten und sonstige Beisteuern der Gläubigen angewiesen ist. Auch die Klöster wurden 1875 aufgehoben. Der öffentliche Unterricht steht trotz des gesetzlichen Schulzwanges auf sehr niedriger Stufe, und 1884 waren die 8986 öffentlichen Volksschulen von nur 500,000 Kindern besucht, während 138 höhere Lehranstalten (Kollegien) 17,200 Studierende zählten. Wichtigere Institute für die Pflege von Wissenschaft und Kunst findet man einzig in der Hauptstadt.

[Erwerbszweige.] Landwirtschaft und Bergbau bedingen den Wohlstand des Landes. Der Betrieb der Landwirtschaft geschieht durch kleine Landwirte und Pachter, die in Ranchos hausen, oder von oft wohlhabenden Großgrundbesitzern, deren Haciendas viele QKilometer umfassen. In manchen Staaten ist ein System der Peonage im Gebrauch, eine auf Verschuldung des Arbeiters beruhende Halbsklaverei. Mais bildet die vorzüglichste Anbaufrucht und Maisbrot (Tortilla) das tägliche Brot. Er wird von der Tierra Caliente bis hinauf in die Tierra Fria gebaut (Ertrag 1878: 5,309,564 Ton. zu 1000 kg); Weizen (338,704 T.) wird nur auf dem Hochland gebaut, Gerste (232,334 T.) in der Nähe der Städte. Hülsenfrüchte (240,057 T.), namentlich schwarze Zwergbohnen (Frijoles), sind weitverbreitet. Andre Nahrungspflanzen sind: Kartoffeln (10,558 T.), Reis, Maniok und Bananen. Unter den von Europa eingeführten Früchten gedeiht namentlich die Orange vortrefflich sowie auch die gewöhnliche und die süße Zitrone. Ausgezeichnet schöne Apfelsinen liefern einige Gegenden von Oajaca und die Umgebung von Jalapa. Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel und Birnen sind auf dem Hochland allgemein verbreitet. Der Weinstock wird meist nur zum Genuß der Trauben gezogen und gedeiht namentlich im Nordwesten (Wein: 5742 T. Gewicht). Die amerikanische Aloe oder Maguey (Agave americana) liefert einen Saft, aus welchem ein allgemein verbreitetes berauschendes Getränk (Pulque) bereitet wird (187,153 T.), während der Saft der Agave mexicana zur Herstellung des Mezcal-Branntweins dient. Die Kultur des Ölbaums ist auf die Umgebung der Hauptstadt beschränkt, und außerdem gewinnt man noch Sesam- und Leinöl. Zuckerrohr wird namentlich um Cuernavaca und im Thal von Cuautla im Staat von M. (1300-1700 m) sowie am östlichen Abhang des Plateaus von Anahuac gebaut und der Ertrag (70,090 T.) vielfach zur Herstellung von Rum benutzt. Der Kaffeebaum liefert ein ganz vorzügliches Produkt, namentlich in der Gegend von Orizaba und Cordova in Veracruz (7962 T.); Kakao (1443 T.) beschränkt sich auf das Tiefland. Der Tabak ist überall gut, und sein Anbau hat seit Beseitigung des Monopols sehr zugenommen (7505 T.). Von Gewürzen sind namentlich der spanische Pfeffer oder Chile (54,128 T.) und Vanille, welche auch wild wächst, von Bedeutung. Die Kultur der Baumwolle, für welche die wärmern Landstriche von M. sich vorzüglich eignen, hat nur geringe Ausdehnung (25,178 T.). Auch Flachs wird gebaut, weit wichtiger aber sind die Fasern gewisser Agavearten, nämlich der Agave Sisilana, welche den Sisalhanf oder Hennequin, und der A. americana, welche den Aloehanf oder Pita liefert, beide namentlich in Yucatan. Der Indigobau ist unbedeutend; der uralte Bau des Nopal, einer Kaktusart, behufs der Zucht der Kochenille wird besonders in Oajaca betrieben. Im J. 1883 schätzte man den Wert sämtlicher landwirtschaftlicher Produkte auf 17,7 Mill. Pesos. Die Viehzucht ist von großer Bedeutung, namentlich in den Savannenstrichen am östlichen Fuß des Hochlandes, in den Niederungen an der Goldküste und den sogen. innern Staaten; ihr Betrieb läßt indes noch viel zu wünschen übrig. Pferde und Maultierzucht findet sich vorzugsweise in den höher gelegenen Teilen des Landes. Die mexikanischen Pferde sind stark und ausdauernd, wohlgebaut, leicht und außerordentlich gelehrig und sicher. Sie werden nie als Zugtiere, sondern fast ausschließlich zum Reiten gebraucht. Als Zug- und Lasttiere dienen meist Maultiere. Den Viehstand schätzt man auf 4,460,000 Rinder, 6,800,000 Schafe, 6,200,000 Schweine, 2,500,000 Pferde, 820,000 Maultiere und 230,000 Esel. Die Wälder sollen 15,000 qkm bedecken, und ihr Ertrag an Bauholz, Farbhölzern und Kautschuk etc. liefert einen bedeutenden Teil der Ausfuhr.

Der Bergbau, früher in M. in höchster Blüte, liefert auch gegenwärtig die wichtigsten Ausfuhrartikel, namentlich Gold und Silber. Im J. 1878