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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mikrometerzirkel - Mikroskop.

meter (namentlich von Breithaupt in Kassel), in Strichen mittels Teilmaschine eingraviert und in den gemeinsamen Brennpunkt der Objektiv- und Okularlinse eingesetzt; man beobachtet dann gleichzeitig das hier entstehende Objektivbild und das deutlich vergrößerte Fadennetz. Zur Messung kleiner Objekte unter dem Mikroskop wendet man auch das Schraubenmikrometer an, indem man den Objekttisch, eventuell mit Maßeinteilung versehen, mikrometrisch an zwei Fäden eines Glasmikrometers vorbeischiebt. Neuerdings hat Breithaupt in Mikroskope zur Beobachtung von kleinen Winkelgrößen an Theodoliten sehr genaue Maßstäbchen auf Glas eingesetzt, die eine direkte Ablesung sehr kleiner Winkelteilchen ermöglichen und den Nonius überflüssig erscheinen lassen (s. Carl, Repertorium für Physik, Leipz. 1879). Das Schraubenmikrometer wird auch in Fernrohren für astronomische Zwecke benutzt, speziell zur Messung der Planetendurchmesser und der Deklinationsunterschiede der Fixsterne. Man stellt hierzu das Fernrohr so ein, daß der bekannte Stern sich immer auf einem Strich eines gewöhnlichen Glasmikrometers fortbewegt, d. h. daß dieser Strich dem Himmelsäquator parallel liegt. Nun kann ein mikrometrisch verstellbarer Schieber mit Faden so verschoben werden, daß er mit den Strichen des Glasmikrometers parallel bleibt. Man stellt ihn so ein, daß er den Mittelpunkt des zu beobachtenden Sterns schneidet, und liest dann die ihrem Wert nach bekannten Umdrehungen der Mikrometerschraube ab, woraus sich der Deklinationsunterschied ergibt. Bei neuern Schraubenmikrometern benutzt man zwei Fäden, deren einer der täglichen Bewegung des Sterns parallel gestellt wird und der andre den Deklinationsunterschied bestimmt. Das Kreismikrometer besteht aus der kreisförmigen Blendung, Diaphragma, im Okular- und Objektivbrennpunkt oder auch aus einem hier angebrachten platten, genau abgedrehten Metallring; es dient zur Beobachtung der Zeitunterschiede zwischen Ein- und Austritt zweier Sterne, woraus man den Unterschied in der Rektaszension und unter Zuhilfenahme des bekannten Durchmessers des Ringes den Deklinationsunterschied berechnet. Das Rochonsche M. (von Arago für astronomische Messungen aptiert) beruht auf Anwendung zweier zusammengekitteter Glasprismen und Beobachtung der Berührung ihrer Objektbilder. Zur Messung der Winkeldistanz zweier Sterne und der Neigung ihrer Verbindungslinie gegen die Deklinationsebene des einen der Sterne (Positionswinkels) dient das Positionsmikrometer. Zu diesem Zweck ist die Mikrometervorrichtung um die optische Fernrohrachse drehbar und die Winkelgröße dieser Drehung zu messen. Vgl. auch Heliometer; ferner Dove, Maß und Messen (Berl. 1861); Carl, Prinzipien der astronomischen Instrumentenkunde (Leipz. 1865); "Zeitschrift für Vermessungswesen" 1880, IX, 3; "Über die Beziehungen zwischen der Vergrößerung der Mikroskope und der Genauigkeit mikrometrischer Messungen".

Mikromēterzirkel, Instrumente, welche ein genommenes Maß bedeutend vergrößert darstellen und daher sehr feine Abmessungen gestatten. Man wendet hauptsächlich drei Konstruktionen an. Die Schenkel eines Dickzirkels sind jenseit des Scharniers bedeutend und geradlinig verlängert, am äußersten Ende trägt eine dieser Verlängerungen einen Gradbogen und die andre einen dazu gehörigen Nonius. Oder der eine Schenkel ist auf einem kleinen Gestell befestigt; der zweite, allein bewegliche Schenkel verlängert sich jenseit des Drehungspunktes in eine lange Nadel, welche auf einem festliegenden Gradbogen die Öffnung vergrößert angibt. Bisweilen bildet auch die Fortsetzung des beweglichen Schenkels nicht selbst den Zeiger, treibt vielmehr auf irgend eine Weise einen besondern Zeiger, der auf einem Gradbogen oder auf einem eingeteilten Kreis (einem Zifferblatt) seinen Weg durchläuft. Die M. werden besonders in der Uhrmacherei zum Messen von Federn, Zapfen, Drähten etc. angewandt. Fehlt es an diesen Instrumenten, so kann man z. B. die Dicke eines feinen Drahts auf die Weise messen, daß man ihn auf einen polierten Stab wickelt, die gezählten Windungen ganz dicht aneinander schiebt, mit Zirkel und Maßstab den Raum, welchen sie einnehmen, mißt und diese Größe durch die Zahl der Windungen dividiert. Nach demselben Prinzip mißt man den Durchmesser kleiner Kugeln, indem man sie längs eines Lineals aneinander legt. Geht ein mit dem Zirkel gefaßtes kleines Maß nicht in ganzen Teilen des Maßstabes auf, so trägt man es zu wiederholten Malen auf den Maßstab auf, bis man mit der Zirkelspitze genau einen Teilstrich trifft, und findet dann durch Division den Betrag des einfachen Maßes in kleinern Unterabteilungen, als der Maßstab selbst darbietet.

Mikromillimēter (griech.), in der Mikroskopie gebräuchliches Maß, = 0,001 mm = 1 μ.

Mikronesĭen, geographische Bezeichnung für die sechs im nordwestlichen Stillen Ozean verstreuten Inselgruppen: die Marianen, die Inseln nördlich von denselben, die Westkarolinen mit den Palauinseln, die Karolinen, die Marshall- und die Gilbertinseln. Vgl. Ozeanien.

Mikrophōn (griech.), s. Fernsprecher, S. 154 f.

Mikrophōnsender, ein Mikrophon, welches die zu befördernden Worte, Töne etc. aufnimmt.

Mikrophotographien (griech.), photographische Aufnahmen der vergrößerten Bilder mikroskopisch kleiner Gegenstände, im Gegensatz zu den mikroskopischen Photographien, mikroskopisch kleinen Bildern großer Gegenstände.

Mikrophthálmus (griech.), angeborne Kleinheit eines oder beider Augen.

Mikropsīe (griech.), das Verkleinertsehen der Objekte; kommt in derselben Weise zu stande wie Megalopsie (s. Gesichtstäuschungen).

Mikropyle, s. Ei, S. 350, und Samenknospe.

Mikroskōp (v. griech. mikros, klein, und skopein, schauen; hierzu Tafel "Mikroskope"), optisches Instrument, welches sehr kleine Gegenstände dem Auge vergrößert darstellt. Da eine konvexe Linse (s. d.) von kurzer Brennweite (Lupe) einen Gegenstand, der um weniger als die Brennweite von ihr absteht, vergrößert zeigt, so bezeichnet man dieselbe auch als ein einfaches M. Eine weit höhere Leistungsfähigkeit besitzt das zusammengesetzte M.; es besteht dem Wesen nach aus zwei gewölbten Linsen (a b und c d, Fig. 1), deren eine (a b) von sehr kurzer Brennweite dem Gegenstand (Objekt) zugewendet ist und daher Objektiv heißt; sie entwirft von dem kleinen Gegenstand (r s), der um etwas mehr als ihre Brennweite von ihr absteht, bei R S ein umgekehrtes vergrößertes (reelles) Bild, welches durch wirkliche Vereinigung der Lichtstrahlen entsteht. Dieses wird durch das Augenglas oder Okular (c d), von welchem es um weniger als dessen Brennweite absteht, wie durch eine Lupe betrachtet, als wäre es selbst ein lichtaussendender Gegenstand, und wird daher in R' S' nochmals vergrößert gesehen. Da das schließlich gesehene Bild R' S' die entgegengesetzte Lage hat wie der Gegenstand r s, so werden durch das M. die Gegen-^[folgende Seite]